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Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
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immer Jock im Auge, der nun schon weit voraus war.
    »Was ist?«, fragte Vanessa.
    »Sie waren hier.« Kians Augen wirkten starr, weil er sie nach vorn auf Jock gerichtet hatte. »Sie mussten wohl einen Reifen wechseln und haben etwas vom Wagen ab- und dann wieder aufgeladen.«
    »Die Wilderer?« Vanessa fuhr ein Schauer über den Rücken. Auf einmal wurde das, was ihr bis jetzt wie ein Abenteuerfilm vorgekommen war, zu konkreter Wirklichkeit.
    »Vermutlich.« Kians starrer Blick wandte sich nicht von Jocks Gestalt ab, die schnell und unverwandt über den Boden schnürte.
    »Du weißt es nicht?«
    »Es könnte auch jemand anderer gewesen sein.« Es war, als spräche er zur Windschutzscheibe.
    Vanessa fühlte sich wie ein Überbleibsel von etwas, das Kian lieber loswerden wollte. Er zog hier sein Ding durch, sie war völlig unwichtig.
    Verärgert versuchte sie sich in den Sitz zurückzulehnen und die Arme zu verschränken, aber das ging nicht, weil sie sofort, als sie den Türgriff losließ, herumgeschleudert wurde. Sie hielt sich wieder fest.
    Das war ja wirklich toll. Wie lange sollte das so weitergehen?
    Da sie nichts anderes tun konnte, starrte sie ebenfalls nach vorn, wo Jocks rotbraune Gestalt praktisch mit dem Boden verschmolz. Plötzlich war sie verschwunden.
    Kian fuhr weiter, aber von Jock war nichts mehr zu sehen, weil eine Senke ihn verschluckt hatte.
    Als sie die Stelle erreichten, wo die Senke begann, hielt Kian an. Jock war nicht mehr weitergelaufen. Ein Mann stand neben ihm und blickte ihnen entgegen.
    Dieser Mann entsprach genau dem Klischee, das Vanessa von Afrika hatte: Er war praktisch nackt und trug nur einen Lendenschurz.
    Kian stieg aus und ging auf ihn zu. Er sprach mit ihm, und alles, was Vanessa hörte, waren Klick- und Schnalzlaute. Auch Kian sprach nun so. Logischerweise verstand Vanessa kein Wort, aber es war offensichtlich, dass der sehnige kleine Mann – er reichte Kian nur bis zur Brust – keine Bedrohung darstellte. Er und Kian hatten sich mit einem Lächeln begrüßt.
    Nach einer Weile kam Kian zum Wagen zurück. »N!xau sagt, sie sind weg.«
    »Das ist Xau?« Vanessa starrte auf die zierliche Gestalt. Er war nicht schwarz, sondern seine Haut schimmerte gelblichbraun, fast wie die Savanne selbst, dort, wo sie mehr Wüste als Busch war.
    »Nicht Xau. N!xau.« Kian lächelte, als amüsierte er sich über sie.
    Vanessa versuchte zu schnalzen und den Namen so auszusprechen wie Kian, aber es gelang ihr nicht. Wenn Kian es aussprach, klang es, als ob er gleichzeitig schnalzen und sprechen würde. Das konnte sie nicht. Es ging nur nacheinander. »Das funktioniert nicht«, sagte sie.
    »Alles nur Übungssache. N!xau und ich sind zusammen durch die Savanne gestreift, seit ich ein Teenager war. So habe ich die Sprache gelernt. Und vieles andere.«
    Er hob die Hand und machte eine Geste zu N!xau hin. N!xau nickte, drehte sich um und ging langsam los. Jock trottete neben ihm her.
    »Er wird uns den Weg zeigen«, sagte Kian und stieg ein.

14
    T rotz N!xaus Unterstützung konnten sie die Wilderer jedoch den ganzen Tag über nicht ausfindig machen. Sie fuhren, dann wieder hielten sie an, N!xau und Kian untersuchten Spuren, besprachen sich miteinander, sahen jedoch mehr und mehr ratlos aus. Selbst Jock sah ratlos aus.
    Vanessa, die dem Ganzen nichts abgewinnen konnte, bekam Hunger. Sie hatte die ganze Zeit nur Wasser getrunken, und nachdem sie sich an das Geruckel gewöhnt hatte, blieb ihr Magen auch an derselben Stelle und forderte, beschäftigt zu werden.
    Als sie Kian darauf ansprach, streckte er die Hand nach hinten und zog ein paar Trockenwürste hinter dem Sitz hervor. »Ich habe genug Biltong. Kein Problem.« Er hielt ihr die harten Stangen hin.
    »Etwas anderes gibt es nicht?« Vanessa war nicht wirklich begeistert von seinem Vorschlag.
    »Doch«, sagte Kian und zeigte auf einen Baum. »Siehst du das Weiße da an der Rinde? Das sind Mopanewürmer. N!xau sammelt bestimmt gern welche für dich. Für die Buschleute sind sie eine Delikatesse. Sehr gesund. Bestehen praktisch nur aus Eiweiß.«
    Vanessa war automatisch seinem Blick gefolgt und musste ein würgendes Gefühl in der Kehle unterdrücken, als sie das Gewimmel sah. »Das ist nicht dein Ernst.«
    Er wandte sich ihr zu und schaute sie an. »Was meinst du, wovon man sich ernährt, wenn man tagelang hier draußen ist? Oder sein ganzes Leben, wie N!xau? Hier ist kein Mac Irgendwas in der Nähe. Allerdings sind Mopanewürmer fast genauso

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