Nana - der Tod traegt Pink
Wassereinlagerungen verändern ihr Körperbild stark: Nana verwandelt sich – und das nicht
nur äußerlich. Vergleicht man Fotos von Nana vor ihrer Krankheit mit Bildern aus der letzten Phase ihres Lebens, sieht man zunächst ein noch sehr junges, hübsches Mädchen, das dann in enorm kurzer Zeit zu einer erwachsenen, bildschönen Frau herangereift ist.
Diese schnelle äußere und innere Verwandlung ist auch für Nanas Verlobten Chris nicht verwunderlich:
Bild 55
Nana im Januar 2011.
Bild 56
Nana und ihr Bruder Michael im November 2009.
ja, sie war erwachsen. Anders hätte Nana diese extreme Selbstbestimmung und Kraft gar nicht entwickeln können. Schließlich reden wir hier nicht von zwei Wochen Liebeskummer, sondern von eineinhalb Jahren kontinuierlicher Belastung. Das verändert Wesen und Optik massiv. Aber das fand ich absolut nicht negativ.«
Nana wirkt nicht mehr wie eine 21-Jährige, sondern viel älter und reifer. Kein Wunder – sammelte sie in eineinhalb Jahren mehr Lebenserfahrung als manch andere in ihrem ganzen Leben. Auch Nanas Bruder Michael ist nicht überrascht von der Klarheit, die Nana an den Tag legte. Zwei völlig unterschiedliche Charaktere seien sie gewesen, sagt er heute. Und weiter:
Sie war immer ein sehr bedachter, besonnener Mensch und schon sehr früh extrem weit. Etwa wie sie ihr Abitur geschafft hat:Alles, was sie anpackte, zog Nana ziemlich zackig und vernünftig durch – so, wie man es als Erwachsener machen sollte. Ich dagegen bin eher temperamentvoll, aufbrausend und in vielen Dingen völlig unbedacht. Eigentlich in vielen Aspekten das genaue Gegenteil von Nana. Sie war immer sehr ruhig und hat allen Leuten vorurteilsfrei immer erst mal eine Chance gegeben.«
Frühweise statt frühreif
Nana strahlte schon sehr früh eine außergewöhnliche Gelassenheit aus. Extrem auffällig zeigte sich das in ihrer Pubertät: Während in den meisten anderen Familien ein regelrechter »Kampf der Generationen« herrschte, verletzende Worte hin- und herflogen oder laut Türen geschlagen wurden, hielt Nana dies schlicht für »vertane Lebenszeit«.
Ihre Mutter musste feststellen, dass Nana als Teenager nie mit ihr streiten mochte. Stattdessen wollte sie ihre Zeit lieber mit Schönem verbringen und schlug Barbara beispielsweise eine gemeinsame Shoppingtour oder einen Ausflug in die Berge vor.
Ihrer Mutter war das manchmal geradezu unheimlich: Welcher Teenager will sich denn nicht abgrenzen? Ist es für Jugendliche nicht sogar ein entscheidender Faktor der Persönlichkeitsentwicklung, den Konflikt mit den Eltern zu suchen, um sich auch auf diese Weise selbst zu finden? Das schien Nana nicht zu brauchen, erzählt Barbara:
Nana ruhte stark in sich selbst ohne dass es je aufgesetzt oder erzwungen wirkte. Ich muss zugegeben, dass mich das bisweilen geängstigt hat. Wie kann ein Kind so weise sein? Jetzt in der Retrospektive beschäftigt mich das immer wieder sehr: Ahnte sie etwa, dass ihre Lebenszeit begrenzt sein würde?«
Todeslustig
Im Nachhinein fallen Barbara einige Aspekte ein, die für einen jungen Menschen ungewöhnlich sind. So liebte Nana es, gemeinsam mit ihrer Mutter auf Friedhöfen spazieren zu gehen. Nicht nur in München. Auch bei gemeinsamen Städtereisen stand immer ein Abstecher auf die dortigen Begräbnisstätten auf dem Programm. In Wien auf dem Zentralfriedhof amüsierten sich beide sehr über die protzigen Marmorgräber und Mausoleen, speziell über die auf den Grabsteinen angebrachten Porträts. Barbara erzählt:
Da erschall schon mal Nanas helles Lachen über den Friedhof wenn sie auf einem glänzenden schwarzen Stein das fast einen Meter große silberumrandete Bild eines gedrungenen Mannes mit schiefer Krawatte über dem zu engen Sakko entdeckte. Angetan hatte es ihr auch eine Ruhestätte, so groß wie eine Garageneinfahrt die von einem monströsen Gedenkstein gekrönt wurde. Das dort bestattete Paar blickte uns mit ernster Miene an, während im Hintergrund deren zu Lebzeiten gefahrene Luxuskarosse parkte. Die Ausmaße dieser Ruhestätte waren riesig — wahrscheinlich hatten sie sich das Auto als Grabbeigabe gleich mit dazulegen lassen. Vor einer besonders ausgefallenen Gruft mit Türmchen und Steinbogen schließlich ließ sich Nana grimassenschneidend fotografieren und betonte:›So eins möchte ich auch mal haben!‹
Gräber ängstigten Nana nie. Im Gegenteil — für sie waren es friedliche und zugleich spannende Orte, die viel über ihre ›Bewohner‹
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