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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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ein Teil von mir: Warum? Ich bin so unbeholfen und er ist so lässig. Er ist ein Star und ich bin noch nicht mal ein Sternchen und das kann ich keinen Augenblick vergessen. Keinen einzigen Augenblick kann ich vergessen, dass er so viel attraktiver und so viel erfahrener ist als ich. Und deshalb fühle ich mich unwohl. Ich frage mich, ob wir deshalb noch keinen Sex miteinander hatten. Vielleicht ist das tatsächlich der tiefere Grund, weshalb ich die Frage gestellt habe: weil ich nicht glauben kann, dass ich, nur ich allein, der Grund für den Kuss war.
    Er scheint durch die Frage nicht verärgert zu sein. Er wirkt nur ein bisschen verwirrt. Aber weil er immer ein bisschen verwirrt wirkt, macht das nichts weiter. Es passt zu der Stimmung an diesem frühen Winterabend, an dem ein merkwürdiges Zwielicht herrscht. Wir haben beschlossen, ins Museum of Natural History zu gehen, das freitags lange geöffnet hat.
    Ich hatte den ganzen Tag noch keine Gelegenheit, mit Ely zu reden, aber ich weiß, dass es sein muss. Als ich heute Nachmittag zu ihm gekommen bin, war nicht der richtige Zeitpunkt dafür, weil zwischen seinen Müttern gerade eine spannungsgeladene Atmosphäre herrschte und Ely mir ganz aufgeregt das Modell zeigen wollte, das er für seinen Architekturkurs gebaut hat. Dann kam das Bingo-Spiel, wo ich geistig ziemlich abwesend war und immer nur daran denken musste, was heute Morgen passiert ist - ich glaube, ich hätte schon vier Zahlen, bevor ich es getan habe, Bingo rufen können, aber ich hab nicht gut genug aufgepasst, um mir sicher zu sein. Außerdem hoffte ich andauernd, dass Mrs Loy irgendwann sagen würde: »Ich bin total platt, heiliger Eierstock!«, was ich schon immer mal in ein Gespräch einstreuen wollte, ohne es jedoch bisher geschafft zu haben. Ähnlich wie Gemächt. Klingt fast wie Allmächt. Heiliges Gemächt! Was für ein großartiger Ausruf, nur leider kaum zu gebrauchen. Nicht in meinem normalen Leben jedenfalls.
    »Bist du bereit für den >Schnupperkurs!    »Ich hab mir heute Morgen extra eine warme Nasendusche gegönnt«, antworte ich.
    Er lacht. Ich mag es, wenn er lacht, denn er gehört nicht zu den Leuten, die über jeden Blödsinn lachen. Man muss sich das Lachen von Ely verdienen, und wenn ich mit ihm zusammen bin, sage ich plötzlich Dinge, die komisch sind. Ich fühle mich mit mir selbst wohler.
    Und ja - das alles macht mir auch Angst.
    Ich verstehe nicht, warum ich es ihm nicht jetzt erzähle, bevor wir im Museum sind. Aber ich komme mir so albern vor, so kindisch. Dass mich das so umtreibt. Dass es mir einen solchen Schrecken einjagt. Ely hat das schon lang hinter sich, wahrscheinlich war er damit schon durch, bevor er laufen gelernt hat. Ich bin so ein Amateur.
    Wenn ich weiterquassle, wenn ich weiter Scherze mache, dann wird Ely nicht merken, woran ich denke. Was mich innerlich wirklich beschäftigt. Er kennt mich noch nicht gut genug, um die Warnzeichen aufblinken zu sehen, um einen einzigen Blick auf mich zu werfen und gleich zu fragen: »Hey, was ist los mit dir?« Ich hatte das noch nie mit jemand, ehrlich gesagt. Nur mit mir selber. Ich kenne meine Warnzeichen.
    Das Gespräch dreht sich, wie so oft, um Naomi.
    »Ich begreif das einfach nicht«, sagt er. »Der andere Bruce war perfekt für sie - der perfekte Trostspender. Hoffnungslos vernarrt in sie.« Er macht eine Pause. »Na ja, vielleicht ergibt es doch einen Sinn. Sie braucht immer Drama. Und das einzige Drama, das sie mit Bruce dem Ersten heraufbeschwören konnte, war die Diskussion mit sich selbst, ob sie ihn nun verstoßen sollte oder nicht.«
    Ich hasse das. Ich hab dann immer das Gefühl, es sei alles meine Schuld. Er ist so verletzt. Er hat es anfangs auch zugegeben - in der ersten Woche, als er andauernd auf einen Anruf von ihr gewartet hat, auf irgendein Zeichen der Versöhnung. Am Anfang der Woche ist er bei jedem Klingeln sofort aufgesprungen... sogar wenn wir gerade nebeneinander auf seinem Bett lagen, sogar wenn es gerade ganz unpassend war, wie im Kino oder im Restaurant. Als dann die Tage verstrichen, hat er allmählich resigniert. Er wurde wehmütig. Er hörte das Telefon klingeln und sagte: »Vielleicht ist es Naomi.« Er machte erst zu Ende, womit er gerade beschäftigt war, bevor er nach dem Hörer griff. Aber er war jedes Mal enttäuscht, wenn es nicht Naomi war.
    Nach einer Woche

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