Narben
wiederholte Bleichert.
»Mein Klient hat einiges zu erzählen, ein richtiges Drama.«
»Dann gehen Sie doch zum Film damit.«
MacHenny lächelte und gab Ape ein Zeichen, woraufhin der ein anderes Papier präsentierte. Er räusperte sich noch einmal und begann vorzulesen.
»Auf einer Party in New York lernte ich im Sommer 1969 den Schriftsteller und Maler Morris Bayard Lowell kennen. Die besagte Party fand in Greenwich Village statt, im Hause von Mason Upstone, dem Herausgeber der Manhattan Book Review . Ich kam mit Lowell ins Gespräch und gab meiner großen Bewunderung für seine Werke Ausdruck. Danach entwickelte sich eine Freundschaft, die darin ihren Höhepunkt fand, daß ich die Filmrechte an seiner Gedichtsammlung Es werde Licht erwarb. Zusätzlich zur Anzahlung stellte ich ihm die Mittel zur Verfügung, um Land im Topanga Canyon zu erwerben, auf dem er seine persönliche Residenz sowie ein Künstlerrefugium einrichten wollte. Ich fand mich dazu bereit, obwohl Lowell sich seit längerem in einer tiefen Schaffenskrise befand. Seine frühere Bedeutung in Literatur und Kunst machten mich glauben, er würde diese Krise bald überwinden und zu seiner früheren Größe zurückfinden. Unglücklicherweise erwies sich diese Hoffnung als falsch. Es werde Licht erhielt vernichtende Kritiken und war ein kommerzieller Flop.
Durch meine Freundschaft mit Lowell machte ich auch die Bekanntschaft verschiedener anderer Künstler, darunter ein britischer Bildhauer namens Christopher Graydon-Jones, dem ich dabei behilflich war, in einem Versicherungsunternehmen, an dem ich maßgeblich beteiligt bin, Beschäftigung zu finden, und den ich damals für ein bedeutendes Talent von ausgezeichnetem Charakter hielt. Ebenso unterstützte ich einen afroamerikanischen Schriftsteller, indem ich ihn zunächst im Verwaltungsbüro meiner Filmproduktion und später, nachdem seine Fähigkeiten sich für diese Tätigkeit als ungenügend erwiesen, als Geschäftsführer einer Reihe von Raststättenhotels beschäftigte, die ich besitze. Besagter Schriftsteller wurde mir unter dem Namen David Mellors vorgestellt, doch danach mußte ich erfahren, daß sein wirklicher Name Darnel Mullins war.«
MacHenny hob eine Augenbraue und reichte Ape ein Glas Wasser. Er trank und las weiter.
»Ein weiterer Schriftsteller, mit dem ich durch Lowell in Kontakt kam, war Terrence Trafficant. Trafficant war ein ehemaliger Strafgefangener und hatte seine Erfahrungen in einem Tagebuch festgehalten, das später unter dem Titel Vom Hunger zum Zorn erschien. Lowell machte ihn zu seinem Protegé, unterstützte seine Begnadigung und förderte die Veröffentlichung des Gefängnistagebuches, das schnell ein Bestseller wurde. Auf Lowells Drängen hin las ich das Buch und faßte seine filmische Umsetzung ins Auge, was ich mit einer Anzahlung an Trafficant besiegelte.
Später mußte ich jedoch erfahren, daß ich sowohl von Lowell als auch von Trafficant hintergangen worden war. Der Gedichtband Es werde Licht war nicht von Mr. Lowell, sondern von Trafficant verfaßt worden. Lowell hatte ihn in betrügerischer Weise als sein eigenes Werk lanciert. Mr. Trafficant zeigte mir seine handgeschriebenen Notizen und überließ sie mir gegen eine angemessene Summe zur sicheren Aufbewahrung. Besagte Notizen befinden sich noch heute in meinem Besitz, und ich bin bereit, sie als Beweismittel in dem Verfahren vorzulegen, das sich mit Terrence Trafficants Ermordung durch Mr. Lowell beschäftigen wird. Von diesem Verbrechen habe ich Kenntnis, weil Mr. Lowell es mir einige Tage nach der Tat gestand, nachdem ich ihn mit den Beweisen seines Betruges konfrontiert hatte. - Das ist alles, was ich zu diesem Zeitpunkt zu sagen habe.«
»Hier ist mein Angebot«, sagte Bleichert nach kurzer Überlegung. »Mr. Ape legt ein Geständnis ab in den Fällen Karen Best, Felix Barnard und David Mellors. Fahrlässige Tötung bei Best, Gehilfenschaft zur Tötung bei Barnard und vorsätzliche Tötung im Fall Mellors. Wenn wir um eine Verhandlung herumkommen…«
»Stan, Stan.«
»Moment, Landis. Wenn wir um eine Verhandlung herumkommen und Lowell aufgrund der Informationen, die wir von Mr. Ape gerade bekommen haben, wegen vorsätzlichen Mordes verurteilt wird, werden Mr. Apes Strafen zur Bewährung ausgesetzt.«
Leahs Augen sprühten Feuer. MacHenny tat so, als müßte er noch darüber nachdenken.
»Hör zu, Stan«, brach es aus Leah heraus. »Wir sollten -« Bleichert brachte sie mit einer kurzen,
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