Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
etwas.
    »Wie bitte?« fragte Leah.
    »Ich verlor das Interesse.«
    »Das Interesse? Woran?«
    »An der Kunst, an dem ganzen Getue. Die einzig wahre Kunst ist das Geschäft.«
    Er murmelte weiter vor sich hin, verzweifelt bemüht, den wirklichen Grund nicht aussprechen zu müssen: Ihm war die Inspiration ausgegangen. Ape hatte das kaltblütig ausgenutzt, genau wie bei Lowell. Seine Komplizenschaft hatte Graydon ein bequemes Leben und Anerkennung eingebracht. Endlich Erfolg, die beste aller Drogen. Aus demselben Grund hatten Gwen und Tom Shea zwanzig Jahre lang den Mund gehalten. Und nun brach alles zusammen, nur wegen eines Traums.
    Leahs Gesicht verriet keine Reaktion, als Graydon sie beschwor: »Sehen Sie es nicht? Curtis will mich in die Pfanne hauen. Ich habe nur die Pillen besorgt. Er hat sie geschlagen. Schauen Sie sich diese Knochen genauer an, besonders das Kinn. Glauben Sie mir, ich war dabei. Er ist der Mörder, nicht ich. Er hat noch andere Leute auf dem Gewissen.«
    »Warten Sie«, sagte Stratton scharf.
    »Aber ich muß mich doch verteidigen, Jeff!«
    »Wir brauchen noch eine Besprechung. Und bitte sorgen Sie dafür, daß niemand mithören kann.«
    »Okay, aber ich kann nicht versprechen, daß ich danach noch hiersein werde«, sagte Leah.
    Sie kam mit Milo aus dem Verhörraum. Stratton drehte der Scheibe den Rücken zu und riet seinem Mandanten, das gleiche zu tun.
    Leah entschuldigte sich für eine Minute, und ich war mit Milo allein. Er kaute auf einem Kaugummi, und ich drehte Däumchen.
    Stratton winkte, es könne weitergehen, und Milo ging zurück.
    »Wo ist Leah?« fragte Stratton. »Ich muß doch bitten; es geht hier schließlich nicht um einen Ladendiebstahl.«
    Milo zuckte die Schultern. »Vielleicht muß sie sich mal die Nase pudern.«
    Leah kam bald wieder zu ihnen. »Also, sehen wir zu, daß wir zu einem Ende kommen. Wenn Sie noch etwas zu sagen haben, dann raus damit. Wenn nicht, dann stützen wir uns auf das, was wir schon wissen.«
    »Bevor wir weitermachen, hätte ich gern etwas geklärt. Mein Mandant ist bereit, Informationen zu liefern, die zur Aufklärung zweier weiterer Morde führen könnten. Ich rede von vorsätzlichen Morden, nicht Totschlag, wie im Falle Karen Best. Wenn Sie nichts davon wissen wollen, ist das Ihr Problem.«
    »Wir hören, Jeff, aber wir können unmöglich einen Handel eingehen, ohne zu wissen, was die Ware wert ist.«
    »Glauben Sie mir, es lohnt sich.«
    Leah lächelte. »Ich glaube grundsätzlich gar nichts.« Sie machte Anstalten zu gehen.
    »Schön«, sagte Stratton schließlich. »Hören Sie es sich an, bilden Sie sich Ihre eigene Meinung. Vielleicht werden wir uns ja einig.«
    Leah setzte sich wieder.
    »Ich muß allerdings auf Ihrer Zusage bestehen, daß Sie meinen Mandanten entgegenkommend behandeln, wenn Sie seine Informationen für gut befinden.«
    »Wenn die Informationen sich als nützlich erweisen, werden wir das natürlich tun.«
    »Was mein Klient zu sagen hat, ist mehr als nützlich. Es hat im Fall Karen Best zwei weitere Morde gegeben. Sie werden sehen, daß nicht Mr. Graydon-Jones, sondern ein anderer Täter für die beiden Folgemorde verantwortlich ist. Bei den Toten handelt es sich um -«
    »David Mellors, alias Darnel Mullins, und Felix Barnard«, sagte Milo mit gelangweilter Stimme.
    Graydon riß die Augen auf. Stratton zwinkerte nervös.
    »Richtig, Herr Anwalt, wir wissen von diesen Morden, die Mr. Ape übrigens auch auf Ihren Klienten schiebt.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« stöhnte Graydon. »Ich kann beweisen, daß ich nicht hier war an dem Tag, als David den Privatdetektiv erschossen hat. Curtis hat ihm dreißigtausend Dollar dafür gegeben, als Honorar für ein Drehbuch. Er hat mir das Geld gezeigt.«
    »Mellors?«
    »Nein, Curtis! Er zeigte mir den Stapel Banknoten und sagte, David wäre bereit, es zu machen. Das habe ich sofort geglaubt, weil er schon immer ein Ungeheuer war.«
    »Wo hat dieses Gespräch stattgefunden?«
    »Bei Curtis zu Hause.«
    »In Malibu?«
    »Nein, in seinem anderen Haus, in Bel Air, in der St. Clouds Road.«
    »War noch jemand anwesend bei dieser Unterhaltung?«
    »Natürlich nicht! Er hatte mich zum Mittagessen eingeladen. Plötzlich zog er einen Umschlag aus der Tasche und zeigte mir das Geld. Und dann erzählte er mir von dem Privatdetektiv, der nach Karen fragte. Er sagte, er hätte ihn schon seit einem Jahr auf seiner Gehaltsliste, aber allmählich würde der Kerl zu gierig. Er hätte eine große

Weitere Kostenlose Bücher