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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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doch gesagt, daß er schwul war. Wahrscheinlich vergnügte er sich mit irgendwelchen Knaben im Wald.«
    Milo schaute an die Decke.
    »Ja, ich war mit ihr zusammen, aber ich habe ihr nichts getan. Ich hab mich nur ein bißchen mit ihr vergnügt.«
    »Auf welche Weise?« fragte Leah.
    »Na ja, Küssen und Grabschen eben. Sie saß auf meinem Schoß. Sie mochte mich, weil ich einen Schnurrbart hatte. Sie hätte bestimmt mit mir geschlafen, und das hat Curtis eifersüchtig gemacht. Er war eben an Nutten gewöhnt. ›Gib ihnen Stoff, dann geben sie dir alles‹, sagte er immer. Aber so einfach war es nicht mit ihr, sie war noch Jungfrau.«
    »Ist das alles?« fragte Milo. »Ist das die ganze Geschichte?«
    »Es ist die Wahrheit. Curtis machte es total verrückt, daß sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Als er versuchte, seine Zunge in ihren Mund zu schieben, drehte sie richtig angeekelt den Kopf weg. Dann schlug er zu, und sie fiel hin. Es passierte alles innerhalb einer Sekunde. Das kann ich beschwören, wenn’s sein muß.«
    Milo beugte sich vor. »Und das ist die ganze Geschichte?«
    »Das hat mein Klient eben gesagt«, schaltete sich Stratton ein.
    »Dann muß ich Ihrem Klienten die gleiche Frage stellen, die ich heute morgen Mr. Ape gestellt habe. Wenn Sie nichts mit Karens Tod zu tun hatten, warum halfen Sie dann beim Begräbnis mit und bei der Vertuschungsaktion danach?«
    Graydon-Jones kaute auf seiner Unterlippe. Es vergingen zwei Minuten. Milo lehnte sich zurück. Leah schaute auf ihre Uhr und sagte zu Milo: »Also, machen wir Schluß.«
    Das brachte Graydon wieder zum Reden: »Ich machte mit, weil Curtis mir geholfen hatte.«
    »In welcher Weise?« fragte Leah.
    »Emotional, aber auch finanziell. Am Tag vor der verfluchten Party versprach er mir, sechs meiner Skulpturen zu kaufen und ein großes Objekt für die Eingangshalle seiner Versicherung zu bestellen. Ich war bettelarm. Ich hatte nichts verkauft, seit ich aus England rübergekommen war. Curtis versprach mir bessere Zeiten, ganz neue Möglichkeiten. Ich dachte, er wäre ein guter Sponsor. Außerdem hatte er das Mädchen nicht absichtlich umgebracht. Sie wies ihn ab, und er schlug zu. Es war ein dummer Unfall, und wieder lebendig machen konnte ich sie sowieso nicht. Warum sollte er sich von so einer Sache ruinieren lassen?«
    »Sie taten es wegen eines Jobs?«
    »Es ging nicht um einen Job«, antwortete Graydon mit erstickter Stimme, »es ging um meine Karriere!«
    Leah schaute Milo an. »Entschuldigen Sie, aber ich glaube nicht, daß das Gericht viel Verständnis dafür hätte.«
    »Aber es stimmt!« Er ließ den Kopf sinken. »Also gut, es gab noch einen anderen Grund - die Pillen, die Amphetamine, die er ihr gegeben hat, gehörten mir. Ich hatte sie mir für die Nerven verschreiben lassen. Ich arbeitete zu den unmöglichsten Zeiten. Mein Biorhythmus war total durcheinander…«
    »Sie wollen mir erzählen, Sie nahmen Aufputschmittel, um besser schlafen zu können?« Milo lächelte ungläubig. Graydon rutschte auf seinem Stuhl herum.
    »Okay, für den Sex war es natürlich auch gut. Was meinen Sie, wie die Weiber darauf abfuhren? Ist das etwa ein Verbrechen? Ich sagte doch, ich hatte ein Rezept.«
    »Und dann haben Sie Ihre Medizin mit Karen geteilt.«
    »Weil sie es unbedingt probieren wollte. Sie wollte alles probieren - nur mit Curtis wollte sie nichts zu tun haben. Als er sie geschlagen hatte, bekam ich es mit der Angst zu tun und wollte abhauen, aber er sagte mir, man würde herausfinden, daß sie Amphetamine genommen hatte, und dann wäre ich dran. Nach dem Gesetz wäre ich genauso schuldig wie er.«
    »Und das haben Sie geglaubt?« fragte Leah.
    »Ja, verdammt noch mal. Ich hatte doch keine Ahnung von den Gesetzen hier. Ich kam gerade aus England.«
    »Haben Sie damals mit einem Anwalt geredet?«
    »Ach was. Wir haben sie begraben, und damit war die Sache erledigt. Was hätte ich denn einem Anwalt schon erzählen sollen?«
    »Wie sind Sie von der Kunst zum Versicherungsgeschäft gekommen?« fragte Milo.
    »Curtis bot mir den Job bei Enterprise an. In meiner Situation war das ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.«
    »Aber Sie hatten doch diese Aufträge für Skulpturen. Warum haben Sie das nicht gemacht?«
    Graydon schaute zu Boden.
    »Ich sehe nicht, wozu diese Frage -«, Stratton versuchte abzublocken.
    »Der Zusammenhang ist offensichtlich, Jeff«, erklärte Leah.
    »Es geht um die Glaubwürdigkeit Ihres Klienten.« Graydon murmelte

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