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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Abendschicht geputzt worden sein.«
    Jeffrey wäre lieber direkt in die Pathologie gegangen, um Patty Owens Pathologiebericht durchzulesen, aber er war froh, überhaupt in den OP-Bereich zu kommen. Er schlüpfte - wie vorgeschrieben - in OP-Kleidung. Als er sein Aussehen im Spiegel überprüfte, bekam er einen gehörigen Schreck: Bis auf seine neue Frisur und seine nackte Oberlippe sah er genauso aus wie früher. Hastig zog er einen Mundschutz über, wie er es geplant hatte.
    »Du brauchst keinen Mundschutz«, sagte David, als er ihn damit erblickte.
    »Bei mir ist eine Erkältung im Anzug«, erklärte Jeffrey. »Ich glaube, da ist es besser, ich trage einen.«
    David nickte. »Sehr vorausschauend.«
    Seinen Putzkarren vor sich herschiebend, ging Jeffrey durch die Doppelschwingtür in den OP. Er war nicht mehr dort gewesen, seit die Krankenhausleitung ihn vom Dienst suspendiert hatte, aber es sah alles noch genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte. Soweit er das auf den ersten Blick beurteilen konnte, hatte sich nichts verändert.
    Davids Anweisungen beherzigend, nahm sich Jeffrey als erstes die große Tafel vor. Während er arbeitete, kamen ein paar Angehörige des Personals vorbei. Einige von ihnen kannte Jeffrey mit Namen, aber keiner von ihnen würdigte ihn eines zweiten Blicks. Offenbar bot ihm seine Putztätigkeit mindestens genausoviel Schutz vor Entdeckung wie sein verändertes Äußeres. Daher achtete er darauf, daß er sich während der Arbeit möglichst nicht weit von seinem Mop und seinem Karren entfernte.
    Und als die Notappendektomie, die gerade vorgenommen wurde, als er zum erstenmal in den OP gekommen war, endlich zu Ende war und das Operationsteam herauskam, drehte er der Gruppe rasch den Rücken zu. Der Anästhesist und der Chirurg waren gute Freunde von ihm.
    Als die Schwingtüren sich hinter ihnen geschlossen hatten, senkte sich Stille über den OP. Jeffrey konnte die leisen Klänge eines Radios hören, die aus der Richtung der Zentralapotheke kamen. Zielstrebig putzte er sich seinen Weg hinüber zum Zentralen OP-Schalter.
    Der Zentrale OP-Schalter war eigentlich mehr eine lange Theke mit mehreren Bereichen zum Sitzen. Er diente als zentrale Schaltstelle, von der aus der Einsatz des Personals koordiniert und die Patienten aus ihren Zimmern oder aus dem Wartebereich zur Operation aufgerufen wurden. Unter dem mittleren Teil befand sich eine Anzahl großer Aktenschubfächer. Auf einem davon stand »OP-Dienstpläne«.
    Jeffrey spähte hastig in beide Richtungen, um sich zu vergewissern, daß der OP-Korridor auch wirklich leer war. Dann zog er das Schubfach auf. Da die OP-Dienstpläne nach dem Datum geordnet waren, hatte Jeffrey keine Mühe, schon nach kurzer Suche den Dienstplan für jenen schicksalhaften Tag zu finden, an dem das ganze Unglück seinen Anfang genommen hatte: den 9. September. Er überflog rasch die einzelnen Fälle des Tages, suchte nach Epiduralanästhesien, bei denen vielleicht 0,75prozentiges Marcain indiziert gewesen wäre, aber er fand keine. Es gab zwar eine Anzahl spinaler Fälle, aber bei denen wäre, wenn überhaupt Marcain, dann Spinal-Marcain benutzt worden, nicht die 30 ml-Darreichungsform, die für Epiduralanästhesien oder lokale Betäubungen verwendet wurde.
    Jeffrey zog den Dienstplan für den Vortag heraus, den 8. September. Der Sondermüllbehälter neben dem Narkoseapparat wurde zwar jeden Tag geleert, aber es bestand immer die Möglichkeit, daß dies aus irgendeinem Grund versäumt worden war. Aber der OP-Dienstplan für den 8. September lieferte ihm ebenso wenig eine mögliche Erklärung, wie es der für den 9. getan hatte. Jeffrey sah sich erneut gezwungen, sich zu fragen, ob er das Etikett auf der Marcain-Ampulle für Patty Owens Epiduralanästhesie am Ende doch falsch gelesen hatte. Wie sonst war die leere 0,75prozentige Marcain-Ampulle zu erklären, die man gefunden hatte?
    Er hatte den OP-Dienstplan gerade zu Ende gelesen, als die Schwingtüren aufflogen. Jeffrey packte seinen Mop und begann wie wild zu wischen. Einen Moment lang wagte er nicht aufzublicken. Aber als er sicher war, daß niemand sich ihm näherte, hob er vorsichtig den Kopf. Ein Operationsteam schob im Laufschritt einen Patienten auf einer OP-Trage zum Notfall-OP. Mehrere Blutinfusionsflaschen hingen über der Trage. Jeffrey vermutete, daß der Patient Opfer eines Autounfalls war.
    Jeffrey wartete erst, bis Ruhe eingekehrt war, ehe er sich wieder den Dienstplänen zuwandte. Er steckte sie

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