Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
er Kopien vom Autopsiebericht des Gerichtsarztes. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem toxikologischen Teil zu, der Diagramme von den Ergebnissen der Gaschromatograph-Spektroskopie des Blutes, des Zerebrospinalliquors und des Urins von Patty Owen enthielt. Die einzige Verbindung, die dort als gefunden aufgelistet war, war Bupivacain, der Gattungsname für Marcain. Keine anderen Chemikalien waren in ihren Körperflüssigkeiten gefunden worden, zumindest keine, die die Tests zutage gefördert hatten.
    Jeffrey blätterte den Rest der Akte durch, jede einzelne Seite mit einem schnellen Blick überfliegend. Zu seiner Überraschung fand er eine Anzahl Acht-mal-Zehn-Fotografien. Jeffrey zog sie heraus. Es waren Elekronenmikrogramme, die im Boston Memorial gemacht worden waren. Jeffreys Neugier war geweckt: Elektronenmikrogramme wurden ganz bestimmt nicht bei jeder Autopsie gemacht. Er bedauerte, daß er nicht geschulter im Deuten von Elektronenmikroskopsektionen war. Es fiel ihm schwer, herauszufinden, welches Ende nach oben gehörte. Nachdem er die Mikrogramme eine Weile sorgfältig studiert hatte, erkannte er schließlich, daß es sich um vergrößerte Abbildungen von Ganglienzellen und Nervenaxonen handelte.
    Als er die Beschreibungen auf den Rückseiten der Fotos las, erfuhr er, daß die Elektronenmikrogramme eine markante Zerstörung der intrazellulären Architektur zeigten. Er war verblüfft. Diese Fotos waren während der Voruntersuchung nicht gezeigt worden. Da das Krankenhaus an demselben Fall wie Jeffrey als beklagte Partei beteiligt gewesen war, hatte die pathologische Abteilung nicht mit Jeffreys Interesse im Sinn gehandelt. Man hatte ihn nicht einmal von der Existenz dieser Fotos in Kenntnis gesetzt. Hätten er und Randolph davon gewußt, dann hätten sie ihre Vorlage unter Strafandrohung erzwingen können - was nicht hieß, daß Jeffrey zum Zeitpunkt seines Prozesses sonderlich interessiert an möglicher axonaler Entmarkung gewesen wäre.
    Jeffrey erinnerte sich an die axonale Entmarkung, die bei der Autopsie von Chris Eversons Patient festgestellt worden war. Das Alarmierende an der Entmarkung in beiden Fällen war, daß sie nicht durch lokale Anästhesie verursacht worden sein konnte. Es mußte eine andere Erklärung dafür geben.
    Jeffrey ging mit der Mappe zum Kopierer und kopierte die Stellen, von denen er glaubte, daß er sie brauchen würde. Dazu gehörten zum einen die elektronenmikroskopischen Berichte, wenngleich nicht die Fotos selbst, und zum anderen der toxikologische Teil mit den Diagrammen der gaschromatographischen und massenspektroskopischen Untersuchungen. Um die Diagramme richtig entziffern zu können, würde er mehr Zeit in der Bibliothek verbringen müssen.
    Als er mit dem Kopieren fertig war, suchte er sich einen großen Umschlag und tat die Kopien hinein. Dann schob er die Originale in die Mappe und steckte diese wieder an ihren Platz ins Schubfach. Den Umschlag ließ er im unteren Teil seines Putzkarrens unter einer Packung Toilettenpapierrollen verschwinden.
    Anschließend wandte sich Jeffrey erneut seiner Putztätigkeit zu. Er war sehr erregt über das, was er da gefunden hatte. Der Gedanke, daß das Marcain kontaminiert gewesen war, war also doch nicht so abwegig. Im Gegenteil, im Licht der Ergebnisse der elektronenmikroskopischen Untersuchung war der Verdacht nahezu bestätigt.
    In dem Maße, in dem die Nacht sich hinzog, schwand Jeffreys Energie. Als der Himmel schließlich hell zu werden begann, war er total erschöpft. Er konnte das Ende der Schicht kaum noch erwarten. Um Viertel nach sechs bot sich ihm die Gelegenheit, unbemerkt vom Telefon eines leeren Sozialdienstbüros aus Kelly anzurufen. Wenn sie um Viertel vor sieben aus dem Haus mußte, würde sie ganz bestimmt schon auf sein.
    Sie hatte den Hörer noch nicht ganz abgehoben, da erzählte ihr Jeffrey schon aufgeregt von der Notoperation am frühen Morgen des Unglückstages und daß bei dieser Operation 0,75prozentiges Marcain verwendet worden war. »Kelly, du hattest ja so recht. Ich begreife nicht, daß niemand daran gedacht hat, eine solche Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Weder Randolph noch ich sind überhaupt jemals auch nur auf die Idee gekommen.« Dann erzählte er ihr von den Elektronenmikrogrammen.
    »Deutet das auf ein Kontaminans hin?« fragte Kelly.
    »Es deutet nicht nur darauf hin, es läßt es fast als sicher erscheinen. Der nächste Schritt besteht darin, rauszufinden, was es sein könnte und warum es im

Weitere Kostenlose Bücher