Narkosemord
Türknauf. Er drückte die Tür einen Spaltbreit auf. Ein Hauch warmer, feuchter Luft schlug ihm entgegen. Trent richtete den Lauf seiner Waffe zur Decke, wie Don Johnson in Miami Vice. Er hielt sie jetzt mit beiden Händen.
Mit dem Fuß stieß er die Tür ganz auf. Das Badezimmerinventar war altmodisch. Die Wanne war ein altes Porzellanmodell, das auf Beinen mit klauenförmigen Füßen stand. Der weiße, mit großen Blumen bedruckte Duschvorhang war zugezogen. Hinter ihm konnte Trent Gails Silhouette erkennen. Sie schäumte sich gerade das Haar ein. Trent machte zwei Schritte zur Badewanne und riß mit einem kräftigen Ruck den Vorhang auf. Die Vorhangstange gab nach und fiel mitsamt dem Vorhang zu Boden.
Gail fuhr erschrocken herum und schlug die Arme vor die Brust. »Was… Wer…«, stammelte sie. Dann, nach einer Schrecksekunde, schrie sie empört: »Raus!«
Wasser floß an ihrem eingeseiften Körper herunter. Trent brauchte einen Moment, um seine Fassung wiederzugewinnen. Gail hatte ganz zweifellos eine bessere Figur als seine Mutter.
»Steigen Sie aus der Dusche!« sagte er und richtete die Pistole auf Gail.
»Raus!« wiederholte er, als sie sich nicht rührte. Aber Gail war vor Schreck wie erstarrt. Trent hielt die Mündung der Pistole jetzt an ihren Kopf, um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen.
Gail begann zu schreien. In der Enge des Badezimmers hörte sich ihr Schreien an wie ein gellendes, ohrenbetäubendes Kreischen, das das ganze Haus zu erfüllen schien. Um dem so schnell wie möglich ein Ende zu bereiten, riß Trent die Pistole hoch und hieb ihr den Griff mit voller Wucht auf den Kopf, direkt unterhalb des Haaransatzes.
Im selben Moment, als der Griff auf ihren Kopf krachte, wußte er, daß er zu hart zugeschlagen hatte. Gail sackte bewußtlos in der Wanne zusammen. Eine klaffende Wunde zog sich quer über ihre Stirn bis hinunter zum Ohr. Trent konnte den bloßen Knochen durchschimmern sehen. Sie blutete so stark, daß sich innerhalb weniger Sekunden die ganze Badewanne rot färbte.
Trent beugte sich hinüber zu den Armaturen und drehte das Wasser ab. Dann hastete er ins Wohnzimmer und lauschte, ob Gails Schreien womöglich Nachbarn aufgescheucht hatte. Irgendwo lief ein Fernseher. Ansonsten war kein Laut zu hören. Er preßte das Ohr gegen die Tür; auf dem Flur war es still. Niemand hatte Gails Schreie gehört; und falls doch, dann schien sich jedenfalls keiner weiter darum zu kümmern. Trent ging zurück ins Badezimmer.
Gail war zu einer halb sitzenden Stellung zusammengesackt; die Beine waren angewinkelt unter ihrem Rumpf, ihr Kopf lehnte an der Wand in der Ecke der Wanne. Ihre Augen waren geschlossen. Aus der Wunde an ihrer Stirn sickerte nach wie vor Blut, aber die Blutung hatte ein wenig nachgelassen, seit das Wasser aus der Dusche nicht mehr darüber strömte.
Trent steckte seine Pistole in den Gürtel, packte Gail bei den Beinen und begann sie unter dem Körper hervorzuzerren. Aber dann stockte er plötzlich. Er fühlte, wie Wut in ihm hochstieg. Angesichts des nackten Körpers, der da vor ihm lag, hatte er erwartet, irgendeine Art von sexueller Erregung zu spüren, aber er empfand nichts, allenfalls etwas Ekel, und vielleicht einen leisen Anflug von Panik.
In einer plötzlichen Aufwallung von Zorn und Haß zog er seine Waffe wieder aus dem Gürtel. Er faßte sie beim Lauf und hob sie hoch über den Kopf. Er verspürte in diesem Moment das unwiderstehliche Bedürfnis, Gails ruhiges Gesicht mit einem einzigen, wuchtigen Hieb zu zerschmettern. Doch im letzten Moment beherrschte er sich. Langsam ließ er die Waffe wieder sinken. Sosehr er den Drang verspürte, sie zu verstümmeln, zu vernichten - er wußte, daß das ein Fehler sein würde. Der Witz an seinem Plan war, daß alles nach einer natürlichen Todesursache aussah und kein Mensch auf die Idee kam, sie sei gewaltsam ums Leben gebracht worden.
Er steckte die Pistole wieder in seinen Gürtel und holte die Spritze hervor. Er zog die Schutzkappe von der Kanüle und beugte sich über die leblose Gestalt. Er injizierte den Inhalt der Spritze direkt in die offene Wunde, auf diese Weise jede Spur eines Injektionseinstichs vermeidend.
Als er fertig war, richtete er sich auf und ging einen Schritt zurück. Er steckte die Schutzkappe auf die Kanüle und ließ die leere Spritze in seine Tasche gleiten. Dann wartete er auf das Eintreten der Wirkung. Nach einer knappen Minute begannen spastische Muskelzuckungen Gails ruhiges, fast
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