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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sorgfältig in ihren jeweiligen Schlitz zurück und schob das Fach zu. Der Patient, der gerade in den Notfall-OP gefahren worden war, brachte ihn auf einen Gedanken. Notfälle würden logischerweise nicht auf einem OP-Dienstplan erscheinen - folglich auch nicht ein Fall wie der von Patty Owen. Ihr Kaiserschnitt war nicht vorausgesehen worden. Wie mochte er dienstplanmäßig festgehalten worden sein? Jeffrey nahm sich das Dienstplanbuch des vorangegangenen Jahres vor. In diesem Buch waren alle OP-Fälle verzeichnet, einschließlich der Notfälle und der Operationen, die zwar eingeplant, aber dann aus welchen Gründen auch immer abgeblasen oder verschoben worden waren.
    Außer bei Kaiserschnitten wurde Epiduralanästhesie in der Regel bei Notfällen nicht angewandt. Jeffrey wußte das, aber er beschloß, das Dienstplanbuch trotzdem durchzugehen, bloß, um ganz sicher zu sein. Schließlich gab es immer mal Ausnahmen. Er schaute sich als erstes die Einträge vom 8. September an, langsam mit dem Finger die Liste entlangfahrend. Die Eintragungen waren nicht leicht zu lesen, da sie ausnahmslos handschriftlich und überdies von vielen verschiedenen Schreibern gemacht worden waren. Er fand nichts auch nur entfernt Verdächtiges. Er blätterte zum 9. um und ging erneut die Liste von oben nach unten durch. Und nur wenige Sekunden später sah er es: Im OP 15, demselben OP, in dem Patty behandelt worden war, hatte um fünf Uhr früh eine Kornea-Operation stattgefunden. Jeffreys Puls beschleunigte sich. Ein ophthalmologischer Notfall war in der Tat vielversprechend.
    Jeffrey riß ein Blatt von einem Block auf der Theke und notierte sich hastig den Namen des Patienten. Dann klappte er das Buch zu und stellte es zurück an seinen Platz im Regal. Seinen Karren vor sich herschiebend, trabte er den Flur hinunter zum Anästhesieraum. Er öffnete die Tür und knipste das Licht an. Dann rannte er zum Karteischubfach und zog den Anästhesiebericht für den fraglichen Patienten heraus.
    »Bingo!« stieß Jeffrey leise hervor. Aus dem Anästhesiebericht ging hervor, daß der Patient retrobulbäre Anästhesie mit 0,75prozentigem Marcain erhalten hatte! Jeffrey steckte den Anästhesiebericht wieder an Ort und Stelle zurück und schloß das Schubfach. Kelly hatte recht gehabt. Er konnte es kaum glauben. Sofort fühlte er sich besser. Er hatte sich also doch nicht verlesen. Das zu wissen, tat ihm unheimlich gut. Ihm war klar, daß das, was er gefunden hatte, vor Gericht nicht viel Gewicht haben würde, aber für ihn bedeutete es die Welt. Er hatte das Etikett auf der Marcain-Ampulle richtig gelesen!
    Als die Zeit für die Essenspause nahte, kam David, um nach ihm zu schauen. Jeffrey hatte den Haupt-OP-Flur fertig geputzt und die beiden OPs saubergemacht, die für die Notoperationen benutzt worden waren. Er war gerade dabei, die Zentralapotheke zu reinigen, als David ihn fand.
    »Ich brauch’ keine Essenspause«, sagte Jeffrey. »Ich hab’ keinen Hunger. Ich kann ja schon mal zu den Labors gehen und dort anfangen.«
    »Du mußt einen Gang zurückschalten«, erwiderte David, und seine Miene war schon eine Spur weniger freundlich als anfänglich. »So, wie du reinhaust, läßt du uns andere wie faule Säcke aussehen.«
    Jeffrey lächelte schüchtern. »Ich bin bloß so arbeitsgeil, weil heute mein erster Tag ist. Keine Sorge, das wird sich rasch legen.«
    »Ich will’s hoffen«, murmelte David. Dann drehte er sich um und ging.
    Jeffrey putzte die Zentralapotheke zu Ende, dann marschierte er mit seinem Karren den OP-Korridor hinunter und durch die Schwingtüren. Nachdem er sich wieder die Reinigungsdienst-Uniform angezogen hatte, ging er mit seinem Karren zur Pathologie-Abteilung. Er wollte die Zeit, in der David und die anderen vom Reinigungstrupp Pause machten, ausnützen.
    Er probierte seine Hauptschlüssel an der Tür aus, die zum Verwaltungsbereich der Pathologie führte. Der dritte paßte. Jeffrey war verblüfft, wohin ihm seine Uniform und seine Hauptschlüssel alles Zugang verschafften.
    Der gesamte Trakt war verwaist. Die einzigen Leute, die sich jetzt in diesem Bereich des Krankenhauses aufhielten, waren die Techniker in den Chemie-, Hämatologie- und Mikrobiologielabors. Jeffrey verlor keine Zeit. Er lehnte seinen Mop gegen die massiven Aktenschränke und begann, nach dem Pathologiebericht von Patty Owen zu suchen. Er hatte ihn rasch gefunden.
    Er legte die Mappe auf einen Schreibtisch und schlug sie auf. Beim Durchblättern entdeckte

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