Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
verrückten Theorien sonst noch alles erzählt haben.«
    »Niemandem«, sagte Jeffrey. »Ich bin ein Ausgestoßener. Auf der Flucht vor den Behörden. Ein Mann ohne Freunde. Wem könnte ich schon was erzählt haben?«
    »Und Sie haben die Fotos dabei?«
    »Sind wir nicht deswegen hier?« fragte Jeffrey ausweichend.
    »Das ist alles, was ich wissen wollte«, sagte Harding.
    Mit einer schnellen, geschmeidigen Bewegung zog er seine Hand hinter dem Rücken hervor und schwenkte seine Pistole. Er packte die Waffe mit beiden Händen, so wie Crockett es in Miami Vice immer machte, und richtete den Lauf auf Jeffreys Stirn.
    Lähmendes Entsetzen packte Jeffrey. Sein Herz blieb für eine Sekunde stehen. Mit einer Waffe hatte er nicht gerechnet. Entgeistert starrte er auf das schwarze Loch am Ende des Laufs. Der Kombischlüssel war ein Witz im Vergleich mit solch einer Waffe.
    »Umdrehen!« befahl Harding.
    Jeffrey war außerstande, sich zu bewegen.
    Harding nahm die rechte Hand von der Waffe und zog eine Spritze aus seiner Tasche. Jeffrey starrte sie entsetzt an. Dann hörte er aus der Dunkelheit einen Schrei. Es war Kelly! O Gott, dachte Jeffrey; im Geiste sah er sie über die Wiese zur Bühne rennen.
    »Ich dachte, Sie wären allein gekommen«, fauchte Harding ihn an. Er trat einen Schritt vor. Jeffrey konnte sehen, wie sein Finger sich um den Abzug zu krümmen begann.
    Bevor Jeffrey reagieren konnte, krachte ein Schuß. Die Rollschuhläufer stoben schreiend auseinander.
    Jeffrey fühlte, wie seine Beine unter ihm nachgaben. Der Kombischlüssel rutschte aus seinem Ärmel und fiel mit lautem Klirren zu Boden. Aber zu seiner Verwunderung spürte er keinen Schmerz. Im selben Moment sah er zu seiner Verblüffung ein Loch in Hardings Stirn. Der Mann taumelte zurück. Noch ehe Jeffrey so recht begriffen hatte, daß nicht er, sondern Harding getroffen war, peitschten in rascher Folge hintereinander weitere Schüsse. Jeffrey hatte das Gefühl, daß sie von irgendwo rechts hinter ihm kamen.
    Die Schüsse trafen Harding in die Brust und schleuderten ihn regelrecht nach hinten. Jeffrey starrte stumm vor Entsetzen nach unten, als Hardings Pistole zu Boden polterte und vor seinen Schuhspitzen liegenblieb. Die Spritze fiel auf den Holzboden, rollte noch ein Stück und blieb ebenfalls liegen. Es war fast zuviel auf einmal, um es erfassen zu können. Jeffrey schaute auf Harding. Er wußte, daß der Mann tot war. Die erste Kugel hatte ihm den halben Hinterkopf weggerissen.
     
    In dem Moment, als der Schuß fiel und der blonde Kerl taumelte, als wäre er getroffen, warf O’Shea sich auf den Boden. Er hatte zu diesem Zeitpunkt die Wiese bereits zur Hälfte überquert. Er war losgelaufen, als er gesehen hatte, wie der Blonde die Pistole zog und sie auf Rhodes richtete. Tief geduckt war er über die Wiese gerannt, in der Absicht, die beiden zu überraschen. Er hatte Kelly schreien gehört, aber er hatte den Schrei ignoriert. Dann war der Feuerstoß aus der Automatik gekommen. Aus seiner Militärzeit in Vietnam wußte er, wie ein Gewehrschuß klang, besonders, wenn er von einem großkalibrigen automatischen Sturmgewehr stammte.
    O’Shea kannte den Blonden nicht. Er hatte angenommen, daß er das auswärtige Talent war, mit dem Mosconi ihm gedroht hatte. O’Shea war wild entschlossen, sich nicht aus dem Geschäft bugsieren zu lassen, nicht bei der hohen Prämie. Er würde ein paar sehr ernste Worte mit Mosconi reden, wenn er ihn das nächstemal sah. Aber zuerst einmal mußte er sich mit dieser Sache hier auseinandersetzen, die allmählich Züge eines bühnenreifen Verwirrstücks annahm. Die Gewehrschüsse bedeuteten, daß noch ein dritter Kopfgeldjäger im Spiel war. O’Shea hatte es schon mehr als einmal mit äußerst ruppiger Konkurrenz zu tun gehabt, aber daß ein Konkurrent versuchte, ihn ohne jede Vorwarnung aus dem Rennen zu werfen, das hatte er noch nie erlebt.
    O’Shea hob vorsichtig den Kopf und spähte zur Bühne hinüber. Den Blonden konnte er aus diesem Winkel nicht ausmachen. Der Doktor stand völlig belämmert mit offenem Mund da. O’Shea mußte an sich halten, um ihm nicht laut zuzurufen, er solle sich auf den Boden werfen. Aber er wollte die Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken, solange er nicht wußte, von wem die Gewehrschüsse gekommen waren.
    In dem Moment rannte Kelly, die sich vom ersten Schock erholt hatte, laut kreischend und ohne jede Rücksicht auf ihre Sicherheit an O’Shea vorbei auf die Bühne zu. O’Shea

Weitere Kostenlose Bücher