Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
verdrehte gequält die Augen. Die zwei waren wirklich an Dummheit kaum noch zu überbieten, dachte er, fassungslos den Kopf schüttelnd. Er fragte sich, wer von den beiden es wohl als erster schaffen würde, sich abknallen zu lassen.
    Aber wenigstens hatten Kellys Schreie den Effekt, daß Rhodes aus seiner Erstarrung erwachte. Er wandte sich zu ihr, hob die Hand und brüllte, sie solle stehenbleiben. Sie gehorchte. O’Shea richtete sich vorsichtig ein wenig auf und verharrte in der Hocke. Aus dieser Stellung konnte er den mittleren Bereich der Bühne überblicken. Der Blonde lag zusammengekrümmt auf dem Boden.
    Das nächste, was O’Shea sah, war, wie zwei Männer lässig aus dem Schatten hervortraten und die Treppe zur Bühne hinaufstiegen. Einer von ihnen trug ein Sturmgewehr. Beide waren bekleidet mit dunklen Anzügen, weißen Hemden und Krawatten. Als hätten sie alle Zeit der Welt, schlenderten sie gemächlich auf den Doktor zu, der sich umgedreht hatte und sie verblüfft anstarrte. O’Shea fand, daß für Kopfgeldjäger ihr Stil ziemlich ungewöhnlich war, aber er war ebenso wirkungsvoll wie rücksichtslos. Es war offensichtlich, daß sie hinter Jeffrey Rhodes her waren.
    Seine eigene Waffe aus dem Halfter ziehend und mit beiden Händen vor sich haltend, rannte O’Shea zur Bühne. »Stehenbleiben!« schrie er und richtete seine Waffe auf die Brust des Mannes mit dem Sturmgewehr. »Rhodes gehört mir! Ich nehme ihn jetzt mit, kapiert?«
    Die beiden Männer blieben wie angewurzelt stehen, offensichtlich überrascht von O’Sheas plötzlichem Auftauchen. »Ich bin genauso überrascht, euch Burschen hier zu sehen«, sagte O’Shea leise, halb zu sich selbst, halb zu den Männern in den dunklen Anzügen.
    Die beiden waren höchstens zehn Meter von O’Shea entfernt, in Kernschußweite. Jeffrey Rhodes stand rechts von O’Shea, gerade noch am Rande seines Gesichtsfelds. Plötzlich erkannte O’Shea einen der Männer wieder. Der Kerl war kein Kopfgeldjäger.
     
    Jeffrey schlug das Herz bis zum Hals, und sein Mund war so trocken, daß er nicht schlucken konnte. Seine Schläfen pochten. O’Sheas plötzliches Auftauchen hatte ihn genauso überrascht wie das der beiden Männer in den dunklen Anzügen.
    Er hoffte nur, daß Kelly vernünftig genug war, sich von der Szene fernzuhalten. Er hätte sie niemals in diesen Schlamassel hineinziehen dürfen. Aber dies war nicht der rechte Moment für Selbstvorwürfe. Die beiden Männer in den Anzügen waren stehengeblieben. Ihre Aufmerksamkeit war jetzt voll auf O’Shea gerichtet, der am Rand der Bühne stand, die Pistole mit beiden Händen haltend. O’Shea fixierte die Männer mit gespannter Intensität. Keiner sprach, keiner rührte sich.
    »Frank?« sagte O’Shea schließlich. »Frank Feranno - was, zum Teufel, geht hier vor?«
    »Ich glaube, du hältst dich besser hier raus, Devlin«, erwiderte der Mann mit dem Gewehr. »Diese Sache hat nichts mit dir zu tun. Wir wollen bloß den Doktor.«
    »Der Doktor gehört mir.«
    »Tut mir leid, aber da muß ich dir widersprechen«, sagte der Mann, den O’Shea mit Frank angeredet hatte.
    Die beiden Männer begannen sich langsam voneinander wegzubewegen.
    »Keiner rührt sich vom Fleck!« schrie O’Shea.
    Aber die Männer ignorierten ihn. Sie bewegten sich weiter auseinander.
    Jeffrey begann zurückzuweichen. Zuerst ging er ganz langsam rückwärts, Zentimeter für Zentimeter; doch als er sah, daß die drei Männer sich zumindest vorläufig gegenseitig in Schach hielten, entschloß er sich, die Situation auszunutzen. Für den Moment war nicht er das Ziel. In dem Augenblick, als er die Treppe erreichte, machte er auf dem Absatz kehrt und rannte.
    Über die Schulter hörte Jeffrey, wie O’Shea den Männern zurief, sie sollten stehenbleiben, oder er werde schießen. Jeffrey hielt auf die Wiese zu. Er packte Kelly, die an der Stelle stand, wo die Wiese an die Asphaltfläche stieß, bei der Hand, und zusammen rannten sie auf die Arthur-Fiedler-Brücke zu.
    Sie erreichten die Brückenrampe und stürmten den wendelförmigen Aufgang hinauf. Ein Schuß aus der Richtung der Hatch Shell ließ sie einen Moment erschrocken innehalten, aber dann rannten sie weiter, ohne sich umzublicken. Unmittelbar auf den Schuß folgte das anhaltende Rattern einer automatischen Waffe. Jeffrey und Kelly rannten über den Storrow Drive und hasteten die Rampe hinunter. Völlig außer Atem erreichten sie Kellys Wagen. Kelly suchte verzweifelt nach ihren

Weitere Kostenlose Bücher