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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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riesigen konkaven Vorderseite der Hatch Shell befand. Das gleiche galt vermutlich auch für den Verkehrslärm, der vom nahen Storrow Drive herüberdrang.
    Es wurde jetzt zusehends dunkler. Der Himmel war noch immer blaßblau, aber die ersten Sterne waren erschienen, und die Bäume warfen nun tiefviolette Schatten. Jeffrey konnte Kelly schon nicht mehr erkennen. Die meisten der Frisbee- und Ballspieler hatten ihre Spiele beendet und waren gegangen. Aber ein paar Leute waren noch immer auf der Wiese. Auch einige Jogger waren nach wie vor auf dem Fußweg unterwegs, und hier und da kamen Radfahrer vorbei.
    Jeffrey schaute auf seine Uhr. Es war halb zehn - Zeit, daß Harding auftauchte. Als es fünf nach halb wurde und von Harding noch immer nichts zu sehen war, begann Jeffrey sich zu fragen, was er machen sollte, wenn Harding nicht erschien. Aus irgendeinem Grund hatte er bis zu diesem Moment an diese Möglichkeit noch gar nicht gedacht.
    Jeffrey ermahnte sich, ruhig zu bleiben. Harding würde kommen. So krank im Kopf der Bursche auch sein mußte, er würde unheimlich darauf erpicht sein, die Fotos zurückzuerhalten. Jeffrey hörte auf, hin und her zu gehen, und blickte zur Wiese vor der Bühne. Falls Harding vorhatte, grob zu werden, hatte Jeffrey jede Menge freies Feld, um wegzurennen. Außerdem hatte er Kellys Kombischlüssel buchstäblich als Trumpf im Ärmel. Er würde ihm gut zustatten kommen, selbst wenn er ihn nur als Drohmittel benutzte.
    Jeffrey spähte hinüber zur Erfrischungsbude. Sosehr er sich anstrengte, er vermochte Kelly nicht unter dem Baum auszumachen. Folglich würde Harding sie auch nicht sehen. Es gab nichts, was darauf hätte hindeuten können, daß irgend jemand ihre Unterhaltung mithörte.
    Das Geräusch einer Sirene ließ Jeffrey zusammenfahren. Er hielt den Atem an und lauschte. Das Geräusch näherte sich. Konnte es die Polizei sein? Hatte Harding sie alarmiert?
    Das Sirenengeheul wurde lauter, doch dann sah Jeffrey, wo es herkam: von einem Krankenwagen, der den Storrow Drive entlangraste.
    Jeffrey seufzte erleichtert. Die Spannung zerrte an seinen Nerven. Er begann wieder auf und ab zu marschieren, dann hielt er abrupt inne. Trent Harding stand links von ihm auf der Treppe, die zur Bühne herauf führte, und schaute ihn an. Er hatte eine Hand an der Seite seines Körpers, die andere auf dem Rücken unter einer Lederjacke.
    Jeffrey fühlte, wie sein Mut dahinschwand, als er Harding anstarrte, der im Moment reglos dastand. Harding trug einen kragenlosen schwarzen Lederblouson und ausgewaschene Jeans. Im Halbdunkel sah sein Haar noch blonder aus als sonst, fast weiß. Seine starr auf Jeffrey gerichteten Augen funkelten.
    Jeffrey stand Auge in Auge dem Mann gegenüber, den er des mindestens sechsfachen Mordes verdächtigte. Erneut fragte er sich, welches seine Motive sein mochten. Sie schienen unergründlich. Trotz des Kombischlüssels in seinem Ärmel und all der potentiellen Zeugen spürte Jeffrey plötzlich Angst. Trent Harding war unberechenbar. Es war unmöglich vorherzusagen, wie er auf seine List mit der Erpressung reagieren würde.
    Harding kam langsam die Bühnentreppe herauf. Bevor er die letzte Stufe nahm, die ihn auf eine Höhe mit Jeffrey bringen würde, blieb er noch einmal stehen und schaute sich um. Offenbar zufrieden, heftete er seinen Blick wieder auf Jeffrey. Dann ging er mit federndem, selbstsicherem Schritt auf Jeffrey zu, ein geringschätziges Lächeln auf dem Gesicht.
    »Sind Sie Jeffrey Rhodes?« fragte er.
    »Erinnern Sie sich nicht aus dem Memorial an mich?« fragte Jeffrey mit belegter Stimme zurück. Er räusperte sich.
    »Ich erinnere mich an Sie«, antwortete Harding. »Ich will wissen, warum Sie mich behelligen.«
    Jeffrey schlug das Herz bis zum Hals. »Sagen wir einfach, ich bin neugierig«, erwiderte er. »Schließlich bin ich derjenige, der für Ihr Werk die Zeche zahlen muß. Ich bin gleich doppelt bestraft. Ich möchte einfach gern ein bißchen was über Ihre Beweggründe erfahren.« Jeffrey fühlte sich wie ein Klavierdraht, der zum Zerreißen gespannt war. Seine Muskeln waren angespannt, und er war bereit, jeden Moment loszurennen.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Und von den Fotos wissen Sie wohl auch nichts?«
    »Die will ich zurückhaben. Sofort.«
    »Immer mit der Ruhe. Alles zu seiner Zeit. Erzählen Sie mir erst mal was von Patty Owen oder Henry Noble.« Nun komm schon, dachte Jeffrey. Red endlich!
    »Ich will wissen, wem Sie Ihre

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