Narkosemord
könnte mir denken, daß das ganz davon abhängt, wie viele Psychopathen á la Trent Harding sie finden.« Er schüttelte den Kopf.
»Ich konnte Anwälte noch nie ausstehen«, sagte O’Shea.
»Kelly!« stieß Jeffrey aus, urplötzlich von seinen Gefühlen überwältigt. »Weißt du, was das bedeutet?«
Kelly lächelte. »Kein Südamerika.«
Jeffrey zog sie in seine Arme. Er konnte es einfach nicht glauben. Nun bekam er am Ende doch noch sein Leben zurück. Und gerade rechtzeitig, um es mit der Frau zu teilen, die er liebte.
»He!« rief O’Shea einem der Kellner zu. »Bringen Sie mir noch ein Bier - und eine Flasche Champagner für unser Liebespaar hier.«
EPILOG
Montag, 29. Mai 1989, 11 Uhr 30
Randolph rückte seine Brille zurecht, um lesen zu können. Er räusperte sich. Jeffrey saß ihm an einem schlichten Eichenholztisch gegenüber und trommelte mit den Fingern auf die verschrammte Tischplatte. Randolphs lederne Aktentasche lag rechts neben Jeffrey auf dem Tisch. Sie war offen. Jeffrey konnte sehen, daß sie außer einem Paar Squashschuhen noch einen Packen Schriftstücke enthielt.
Jeffrey trug ein hellblaues Jeanshemd und eine dunkelblaue Baumwollhose. O’Shea hatte Jeffrey, wie er es versprochen hatte, nach Boston zurückgebracht und ihn den Behörden übergeben.
Jeffrey hatte die Woche im Gefängnis nicht gerade genossen, aber er hatte versucht, das Beste daraus zu machen. Er hatte sich immer wieder mit dem Gedanken getröstet, daß sein Gefängnisaufenthalt ja nur vorübergehend sein würde. Er hatte sogar wieder einmal Basketball gespielt, etwas, wozu er seit seiner Unizeit nicht mehr gekommen war.
Jeffrey hatte noch vom Charlotte Inn aus Kontakt mit Randolph aufgenommen. Randolph hatte versprochen, sofort alles Nötige in die Wege zu leiten. Seitdem war über eine Woche vergangen. Jetzt verlor Jeffrey allmählich die Geduld.
»Ich weiß, Sie meinen, das müßte alles über Nacht über die Bühne gehen«, sagte Randolph, »aber die Mühlen der Justiz mahlen nun einmal langsam.«
»Nun kommen Sie endlich zur Sache!« forderte Jeffrey ihn auf.
»Also«, begann Randolph und räusperte sich erneut, »ich habe jetzt drei förmliche Anträge eingereicht. Der erste und wichtigste ist der auf Wiederaufnahme des Verfahrens. Ich habe ihn bei Richterin Janice Maloney eingereicht und sie darin ersucht, den Urteilsspruch aufzuheben wegen Formfehlern im Verfahren…«
»Wen interessieren denn jetzt noch irgendwelche Verfahrensfehler?« ereiferte sich Jeffrey. »Ist es denn nicht wichtiger, daß die ganze Sache von zwei kriminellen Anwälten verursacht worden ist, die sich die Taschen füllen wollten?« Randolph setzte seine Brille ab. »Jeffrey, sind Sie so nett und lassen mich bitte ausreden? Ich weiß, daß Sie ungeduldig sind, und das mit gutem Grund.«
»Also gut, fahren Sie fort«, sagte Jeffrey, mühsam die Beherrschung wahrend.
Randolph setzte seine Brille wieder auf und schaute auf seine Notizen. »Wie ich schon sagte, ich habe einen Antrag auf Wiederaufnahme gestellt aufgrund von Formfehlern im Verfahren und aufgrund von neuem Beweismaterial, das eine neue Betrachtung zwingend geboten erscheinen läßt.«
»Mein Gott!« rief Jeffrey. »Warum können Sie das nicht in klaren, allgemeinverständlichen Worten ausdrücken? Warum dieses Herumschleichen um den heißen Brei?«
»Jeffrey, bitte«, sagte Randolph. »Es sind für diese Art von Situation nun einmal gewisse Prozeduren festgelegt, an die ich mich halten muß. Sie können ein Wiederaufnahmeverfahren nicht einfach aufgrund irgendwelcher beliebiger Beweise verlangen. Ich muß dem Gericht glaubhaft darlegen, daß dieses neue Beweismaterial, das wir erhalten haben, nicht etwas ist, das ich bei Anwendung der gebotenen Sorgfalt hätte in Erfahrung bringen können. Es gibt keine Wiederaufnahmeverfahren wegen Schludrigkeit des Anwalts. Darf ich jetzt weitermachen?« Jeffrey nickte.
»Der zweite Antrag, den ich gestellt habe, ist, das Verfahrensprotokoll zu berichtigen, als Grundlage für die weitere Rechtsmittelführung gegen das Kunstfehlerurteil«, sagte Randolph. »Das Ziel ist ein Antrag auf außerordentliche Abhilfe aus Billigkeitsgesichtspunkten wegen neu zutage geförderter Beweise.«
Jeffrey verdrehte die Augen.
»Der dritte Antrag, den ich gestellt habe, ist darauf gerichtet, eine Neufestlegung der Kaution zu erreichen. Ich habe mit Richterin Maloney gesprochen und ihr dargelegt, daß keine böse Absicht auf Ihrer Seite
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