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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mich nach ein paar von Ihren Gästen erkundigen«, begann er. »Leider kann es sein, daß sie Decknamen benutzen. Einer von ihnen jedoch ist eine junge Frau namens Kelly Everson.« O’Shea beschrieb sie. »Der andere ist ein Mann um die Vierzig. Sein Name ist Jeffrey Rhodes. Er ist Arzt von Beruf.«
    »Tut mir leid, aber wir geben keine Auskünfte über unsere Gäste«, erwiderte die Frau kurz angebunden. Sie war aufgestanden und einen Schritt zurückgewichen, als ob sie damit rechnete, daß O’Shea sie packen und die Informationen aus ihr herausschütteln würde.
    »Das ist bedauerlich. Aber vielleicht könnten Sie mir sagen, ob ein großer, ziemlich übergewichtiger Mann mit dunklen Haaren und verquollenen, tiefliegenden Augen sich bei Ihnen nach demselben Paar erkundigt hat. Er heißt Frank Feranno, aber er tritt auch unter anderen Namen auf. Er ist in dem Punkt nicht sehr wählerisch.«
    »Vielleicht sollten Sie besser mit dem Hotelmanager sprechen«, sagte die Frau.
    »Das ist nicht nötig«, erwiderte O’Shea. »Sie machen das schon prima. Also, war dieser Gentleman hier? Er ist ungefähr so groß.« O’Shea hielt die Hand hoch.
    Die Frau war sichtlich verwirrt, und nach einigem Zögern gab sie ihren Widerstand auf, in der Hoffnung, daß O’Shea sie dann endlich in Ruhe lassen und verschwinden würde. »Ein Frank Everson, ein Cousin von Mrs. Everson, war hier«, sagte sie. »Aber kein Frank Feranno. Jedenfalls nicht, während ich hier an der Rezeption gesessen habe.«
    »Und was haben Sie diesem angeblichen Cousin gesagt?« fragte O’Shea. »Das können Sie mir doch verraten, oder? Er ist schließlich keiner Ihrer Gäste.«
    »Ich habe ihm gesagt, daß die Eversons höchstwahrscheinlich drüben auf dem Friedhof sind.«
    O’Shea blinzelte. Er studierte das Gesicht der Frau einen Moment, um zu sehen, ob sie ihn zum Narren halten wollte, aber sie hielt seinem Blick stand. Auf dem Friedhof? O’Shea glaubte nicht, daß die Frau ihn anlog. Dieser Fall wurde wirklich immer bizarrer.
    »Wie komme ich am schnellsten zum Friedhof?« fragte O’Shea. Was immer da im Gange sein mochte, er hatte das Gefühl, daß er nicht viel Zeit hatte.
    »Sie brauchen bloß die Straße runterzufahren und dann die erste rechts zu nehmen«, antwortete die Frau. »Es ist nicht zu verfehlen.«
    O’Shea bedankte sich und rannte hinaus zu seinem Wagen, so schnell sein bandagierter Arm es erlaubte.
     
    Jeffrey schaute Seibert zu, wie er Henry Nobles Leber in der rechten Hand balancierte. Er hielt sie auf Armlänge von sich, damit die Einbalsamierungsflüssigkeit nicht auf seine Kleider tropfte, und öffnete mit der anderen Hand den Plastikbeutel, der Henry Nobles restliche inneren Organe enthielt. Jeffrey zuckte zusammen, als Seibert die Leber kurzerhand zurück in den Beutel klatschen ließ und den Beutel wieder mit dem Klemmverschluß versiegelte, damit keine Flüssigkeit herauslaufen konnte.
    Seibert wollte den Beutel gerade wieder an seinen Platz in Henry Nobles Bauchhöhle zurücklegen, als eine Stimme sagte: »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
    Gleichzeitig mit allen anderen wandte Jeffrey den Blick in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ein Mann trat in den Lichtkegel der Lampe. Er war bekleidet mit einer dunklen Hose, einem weißen Hemd, einem Sweater und einer dunklen Windjacke. In der Hand hielt er eine Pistole.
    »Mein Gott!« stieß Feranno angewidert hervor. Der schaurige Anblick der offenen Gruft hatte ihn schlagartig erstarren lassen. Die Übelkeit, die ihn während des Flugs gequält hatte, kehrte mit Vehemenz zurück.
    Jeffrey erkannte den Mann sofort wieder. Es war derselbe, den er schon auf der Esplanade gesehen und der ihm vor der Tür der Church of the Advent die Pistole an die Schläfe gehalten hatte. Wie hatte er sie ausfindig gemacht? Und was wollte er?
    Jeffrey spürte, wie ohnmächtige Wut in ihm hochstieg. Er wünschte, er hätte eine Waffe, irgend etwas, womit er sich verteidigen konnte. Er war es leid, sich ständig von irgendwelchen miesen Ganoventypen mit Pistolen bedrohen und durch die Gegend jagen zu lassen. Beim letztenmal hatten sie ihn sogar mit einer Spritze betäubt.
    Feranno würgte und preßte sich die freie Hand vor den Mund. Er wandte sich zu Kelly, Boscowaney und Cabot und machte mit seiner Waffe Jeffrey und Seibert ein Zeichen, aus der Gruft zu steigen.
    Seibert kletterte hinaus. Er fragte sich, ob dieser Eindringling mit Henry Noble verwandt war. »Ich bin der Leichenbeschauer«,

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