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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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bei dir«, sagte Jeffrey verärgert und legte auf.
    Betrübt schüttelte er den Kopf. Er konnte sich überhaupt nicht mehr erinnern, wann es einmal so etwas wie Wärme zwischen ihm und Carol gegeben hatte. Eine absterbende Beziehung war etwas so Häßliches. Er war auf der Flucht, und sie konnte an nichts anderes denken als an Besitz und Scheidung. Na ja, sie mußte sich schließlich auch um ihr Leben kümmern, dachte er. So oder so, es würde nicht mehr sehr lange dauern. Dann wäre sie ihn endgültig los.
    Er betrachtete das Telefon. Gern hätte er Kelly angerufen. Aber was sollte er sagen? Sollte er gestehen, daß er versucht hatte zu fliehen und gescheitert war? Er war unschlüssig und verwirrt.
    Er nahm seinen Aktenkoffer und durchquerte das Foyer; dabei vermied er es bewußt, die beiden Männer anzuschauen.
    Sich noch einsamer fühlend als zuvor, ging er die vier gewundenen, schmutzigen Treppen hinauf zu seinem deprimierenden Zimmer. Er stellte sich ans Fenster, wo das rote Neonlicht über ihn hinwegflutete, und fragte sich, was er anfangen sollte. Oh, wie gern würde er Kelly anrufen, aber er konnte es nicht. Es wäre zu peinlich. Er ging zum Bett und fragte sich, ob er würde schlafen können. Irgend etwas mußte er tun. Er betrachtete den Aktenkoffer.

 
    5
     
    Dienstag, 16. Mai 1989, 22 Uhr 51
     
    Das einzige Licht im Zimmer kam vom Fernsehapparat. Eine Pistole vom Kaliber .45 und ein halbes Dutzend Ampullen Marcain auf dem Sekretär neben dem Fernseher schimmerten im sanften Licht. Auf dem Bildschirm waren drei Jamaikaner zu sehen, die sichtlich nervös in einem engen Hotelzimmer standen. Jeder von ihnen trug ein Sturmgewehr vom Typ AK-47. Der stämmigste der drei schaute immer wieder auf die Uhr. Die offenkundige Anspannung der Jamaikaner stand in starkem Kontrast zu dem sonoren Reggae-Rhythmus, der aus dem Radio auf dem Nachttisch perlte. Dann flog die Tür auf.
    Crockett erschien als erster, eine Neun-Millimeter-Pistole in der Hand; der Lauf zielte zur Decke. Mit einer schnellen, katzenartigen Bewegung drückte er die Mündung einem der drei Jamaikaner an die Brust und feuerte ihm eine tödliche, lautlose Kugel ins Herz. Die zweite Kugel hatte den zweiten Mann getroffen, als Tubbs durch die Tür kam, um sich den dritten vorzunehmen. Ehe man mit der Wimper zucken konnte, war alles vorbei.
    Crockett schüttelte den Kopf. Er war gekleidet wie immer - in ein teures Leinenjackett von Armani über einem lässigen Baumwoll-T-Shirt. »Gutes Timing, Tubbs«, sagte er. »Es wäre ein bißchen mühsam geworden, den dritten auch noch umzunieten.«
    Als der Nachspann über den Bildschirm wanderte, schüttelte Trent Harding einem imaginären Nachbarn die Hand. »All right!« rief er triumphierend. TV-Gewalt hatte eine stimulierende Wirkung auf Trent. Sie erfüllte ihn mit einer aggressiven Energie, die nach Ausdruck verlangte. Genußvoll stellte er sich vor, daß er Bleikugeln in Menschen pumpte, wie Don Johnson es so regelmäßig tat. Manchmal dachte er, er hätte vielleicht zur Polizei gehen sollen. Wenn er sich nur für die Militärpolizei entschieden hätte, als er sich zur Marine gemeldet hatte. Statt dessen war Trent Sanitäter geworden. Es hatte ihm ganz gut gefallen. Es war eine Herausforderung gewesen, und er hatte ein paar irre Sachen gelernt. Bevor er zur Marine gegangen war, hatte er nie daran gedacht, Sanitäter zu werden. Der Gedanke war ihm erst gekommen, als er während der Grundausbildung ein Gespräch mit angehört hatte. Die Vorstellung, Musterungsuntersuchungen durchzuführen, hatte er auf seltsame Weise verlockend gefunden, und der Gedanke, daß die Jungs hilfesuchend zu ihm kommen würde und er ihnen dann sagen konnte, was sie tun sollten, hatte ihm gut gefallen.
    Trent stand von seiner Couch auf und ging in die Küche. Es war ein komfortables Apartment mit einem Schlafzimmer und zwei Bädern. Trent hätte sich noch Besseres leisten können, aber er mochte es so. Er wohnte im obersten Stock eines fünfgeschossigen Gebäudes an der Rückseite von Beacon Hill. Vom Schlafzimmer und vom Wohnzimmer aus hatte man einen Blick auf die Garden Street, von der Küche und dem größeren der beiden Bäder aus auf einen Innenhof.
    Trent holte sich ein Amstel Light aus dem Kühlschrank, riß es auf und nahm einen tiefen, befriedigenden Schluck. Vielleicht würde das Bier ihn ein bißchen beruhigen. Nach einer Stunde Miami Vice war er angespannt und nervös. Sogar die Wiederholungen putschten ihn dermaßen

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