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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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jemand ganz aufmerksam hinschaute und es bemerkte, würden sie die Ampulle als beschädigt in den Müll werfen. Oder - noch schlimmer - jemand würde Verdacht schöpfen. Angewidert warf Trent die Ampulle in den Abfalleimer.
    Verdammt! dachte er und nahm sich eine neue Ampulle vor. Er mußte es noch einmal versuchen. Während er den Prozeß wiederholte, wurde er immer verbissener, und er fluchte wütend, als sogar der dritte Versuch fehlschlug. Endlich, beim vierten Versuch, schloß sich die Punktionsstelle tadellos.
    Er hielt die Ampulle gegen das Licht und inspizierte sie gründlich. Sie war so gut wie makellos. Er konnte immer noch sehen, daß das Glas durchbohrt worden war, aber er mußte schon sehr genau hinschauen. Es war vielleicht die beste, die er je gemacht hatte. Es erfüllte ihn mit großer Genugtuung, einen so schwierigen Prozeß gemeistert zu haben. Als er vor ein paar Jahren auf diese Idee gekommen war, hatte er keine Ahnung gehabt, ob so etwas funktionieren würde. Er hatte Stunden gebraucht für etwas, das er jetzt innerhalb von Minuten bewältigen konnte.
    Als er seine Arbeit getan hatte, legte er die Ampulle mit der gelben Flüssigkeit, die .45er Pistole und die restlichen Marcain-Ampullen in sein Versteck. Dann setzte er die falsche Rückwand wieder ein und stellte die Gläser zurück.
    Er nahm die manipulierte Marcain-Ampulle und schüttelte sie kräftig. Der gelbe Tropfen hatte sich längst aufgelöst. Er drehte die Ampulle herum, um festzustellen, ob sie dicht war. Die Punktionsstelle war so, wie er es erwartet hatte: luftdicht.
    Genußvoll dachte er an die Wirkung, die seine Ampulle demnächst im OP von St. Joseph’s haben würde. Er stellte sich die großmächtigen Ärzte vor, die Verwüstungen, die er in ihren hehren Höhen anrichten würde. In seinen wildesten Träumen hätte er sich keine bessere Karriere vorstellen können.
    Trent haßte Ärzte. Sie taten immer so, als wüßten sie alles, während sie in Wirklichkeit oft ihren Arsch nicht von einem Loch in der Wand unterscheiden konnten, vor allem die bei der Marine. Meistens wußte Trent zweimal so gut Bescheid wie der Arzt, und trotzdem mußte er sich immer fügen. Besonders dieses echte Schwein von einem Marine-Doktor war ihm verhaßt, der ihn angezeigt hatte, weil er ein paar Schachteln Amphetamine eingesteckt hatte. Was für ein Heuchler. Jeder wußte, daß die Ärzte seit Jahren Medikamente und Instrumente und allen möglichen anderen Kram mitgehen ließen. Dann war da der echt perverse Arzt, der sich bei Trents Vorgesetztem über sein angebliches homosexuelles Verhalten beschwert hatte. Das war der Tropfen gewesen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hatte. Statt sich mit einem blöden Militärgericht abzugeben - oder was immer sie sonst mit ihm vorgehabt haben mochten - , hatte Trent seinen Abschied genommen.
    Als er rausgekommen war, hatte er wenigstens eine anständige Ausbildung gehabt. Es war kein Problem gewesen, einen Job als Pfleger zu bekommen. Angesichts des weitverbreiteten Pflegepersonalmangels konnte er arbeiten, wo es ihm gefiel. Jedes Krankenhaus wollte ihn haben, zumal da er gern im OP arbeitete und bei der Marine auch Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hatte.
    Das Problem bei der Arbeit in einem Zivilkrankenhaus waren, von den Ärzten einmal abgesehen, allerdings die Kollegen. Manche waren genauso schlimm wie die Ärzte, vor allem die Oberpfleger und -schwestern. Dauernd wollten sie ihm Sachen erzählen, die er längst wußte. Aber sie ärgerten ihn nicht so sehr wie die Ärzte. Letzten Endes waren es die Ärzte, die sich immer verschworen, um die Autonomie einzuschränken, mit der Trent bei der Marine die Routinemedizin hatte praktizieren können.
    Trent steckte die manipulierte Ampulle in die Tasche seines weißen Kittels, der vorn im Wandschrank hing. Bei dem Gedanken an Ärzte fiel ihm Dr. Doherty ein, und er biß die Zähne zusammen. Aber das reichte nicht; Trent konnte sich nicht beherrschen - er schlug die Schranktür mit solcher Wucht zu, daß das Haus in seinen Grundfesten zu erbeben schien. Erst heute hatte Doherty, einer der Anästhesisten, die Frechheit besessen, ihn in Gegenwart mehrerer Krankenschwestern zu kritisieren und ihn wegen angeblich schlampiger Sterilisation zu tadeln. Und das von einem Schwachkopf, der nicht mal seine Haube oder die Maske richtig anlegen konnte! Die halbe Zeit guckte seine Nase heraus! Trent kochte vor Wut.
    »Hoffentlich kriegt Doherty das Ding«, fauchte er. Leider

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