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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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auf, daß er am liebsten in eine der Kneipen in der Nachbarschaft gegangen wäre, um zu sehen, ob er nicht irgendwo einen Streit vom Zaun brechen könnte. Auf der Cambridge Street konnte er auch meistens einen oder zwei Homos auftreiben und zusammenschlagen.
    Trent Harding sah aus wie ein Mann, der Ärger suchte. Und er sah aus wie einer, der schon ein paarmal welchen gefunden hatte. Er war ein stämmiger, muskulöser Mann von achtundzwanzig Jahren mit auffallend blondem Haar und einem Bürstenschnitt. Seine durchdringend blickenden Augen waren kristallblau. Unter dem linken Auge hatte er eine Narbe, die sich bis zum Ohr hinzog; bei einer Kneipenschlägerei in San Diego hatte er auf der falschen Seite einer abgebrochenen Bierflasche gestanden. Ein paar Nähte waren nötig gewesen, aber der andere hatte sich das ganze Gesicht richten lassen müssen. Der Bursche hatte den Fehler begangen, Trent zu sagen, er habe einen niedlichen Arsch. Es brachte Trent immer noch zur Weißglut, wenn er an diese Geschichte dachte. Was für eine Type, diese gottverdammte Schwuchtel.
    Trent ging in sein Schlafzimmer zurück und stellte die Bierdose auf den Fernseher. Er griff nach der .45er Armeepistole, die er von einem Marinesoldaten für ein paar Amphetamine bekommen hatte. Sie fühlte sich gut an in seiner großen Hand. Er umfaßte den Kolben mit beiden Händen und richtete den Lauf mit ausgestreckten Armen und durchgedrückten Ellbogen auf den Fernsehschirm. Dann wirbelte er herum und zielte auf das offene Fenster.
    Auf der anderen Straßenseite öffnete eine Frau gerade ihr Fenster. »Pech gehabt, Baby«, wisperte Trent. Er zielte sorgfältig, senkte den Lauf, bis Kimme und Korn genau auf einer Linie mit dem Körper der Frau lagen. Langsam und mit Bedacht drückte Trent auf den kalten Stahl des Abzugs.
    Als der Mechanismus klickte, sagte Trent: »Pa!« Er tat, als schnelle der Rückstoß die Waffe in die Höhe. Er grinste. Wenn er ein Magazin eingeschoben hätte, dann hätte er die Frau jetzt erledigt. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie sie durch ihr Apartment geschleudert wurde, ein sauberes Loch in der Brust, aus dem das Blut spritzte.
    Er legte die Pistole neben der Bierdose auf seinen Fernseher und nahm eine der Marcain-Ampullen von seinem Sekretär. Er warf sie hoch und fing sie mit der anderen Hand hinter dem Rücken wieder auf. In aller Ruhe schlenderte er in die Küche, um die notwendigen Gerätschaften aus ihrem Versteck zu holen.
    Zuerst mußte er in einem Küchenschrank neben dem Kühlschrank die Gläser von einem Bord räumen. Dann hob er behutsam die viereckige Sperrholzplatte von seinem Geheimversteck, einem kleinen Zwischenraum zwischen der Rückwand des Schranks und der Außenmauer. Trent nahm eine Ampulle mit einer gelben Flüssigkeit und einen Satz achtzehner Spritzen heraus. Die Ampulle hatte er von einem Kolumbianer in Miami bekommen. Die Spritzen konnte er leicht in der Klinik mitgehen lassen. Unter der Spüle holte er einen Propanbrenner hervor, und dann trug er alles in sein Zimmer.
    Trent griff nach der Bierdose und trank einen Schluck. Den Propanbrenner stellte er auf einen kleinen Dreifuß, den er zusammengeklappt unter seinem Bett aufbewahrte. Dann holte er eine Zigarette aus der Packung neben dem Fernseher und zündete sie mit einem Streichholz an.
    Er nahm einen tiefen Zug und zündete anschließend den Propanbrenner mit der Zigarette an. Nun griff er nach einer der achtzehner Spritzen, zog eine winzige Menge der gelben Flüssigkeit auf und hielt dann die Injektionsnadel in die Gasflamme, bis sie rotglühend war. Die Nadel weiterhin in der Flamme haltend, nahm er die Marcain-Ampulle und erhitzte das runde Ende, bis es ebenfalls anfing, rot zu glühen. Mit geschickten, geübten Bewegungen drückte er die heiße Kanüle durch das geschmolzene Glas und injizierte einen Tropfen der gelben Flüssigkeit. Jetzt kam der schwierigste Teil. Nachdem er die Nadel beiseite gelegt hatte, drehte er die Ampulle zwischen den Fingern und hielt sie in den heißesten Teil der Flamme. Nun wartete er ein paar Sekunden - so lange, bis die punktierte Stelle wieder zusammengeschmolzen war.
    Er nahm die Ampulle aus der Flamme und drehte sie weiter. Erst als das Glas deutlich abgekühlt war, hörte er auf.
    »Scheiße!« sagte er dann. Ein Grübchen bildete sich am Ende der Ampulle und formte sich zu einer unwillkommenen Delle. Die fehlerhafte Stelle war praktisch nicht zu erkennen, aber Trent durfte nichts riskieren. Wenn

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