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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ein Schild mit der Aufschrift Ausser Betrieb. Neben dem Aufzug führte eine schwere Tür mit einem drahtverstärkten Fenster zum Treppenhaus. Jeffreys Magen zog sich zusammen, als er an die Rezeption trat.
    Hinter der Theke saß ein schäbig gekleideter Mann Anfang Sechzig und beäugte Jeffrey mißtrauisch. Nur Rauschgiftdealer kamen mit einem Aktenkoffer ins Essex. Der Mann hatte in einen kleinen Schwarzweißfernseher gestarrt. Er war ungekämmt und hatte sich bestimmt seit drei Tagen nicht mehr rasiert. Seine Krawatte hing lose unter dem Kragen, und auf dem unteren Drittel prangte eine Kette von Soßenflecken.
    »Kann ich helfen?« fragte er, nachdem er Jeffrey gemustert hatte. Dabei schien helfen das letzte zu sein, wozu er Lust hatte.
    Jeffrey nickte. »Ich möchte ein Zimmer.«
    »Haben Sie reserviert?« fragte der Mann.
    Jeffrey konnte nicht glauben, daß er es ernst meinte. Reservieren - in so einer Absteige? Aber er wollte den Kerl nicht beleidigen, und so spielte er lieber mit.
    »Nein, reserviert habe ich nicht.«
    »Zimmer kostet zehn Dollar die Stunde oder fünfundzwanzig für eine Nacht.«
    »Und für zwei Nächte?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Fünfzig Dollar plus Steuer. Im voraus.«
    Jeffrey trug sich als »Richard Bard« ins Gästebuch ein. Dann gab er dem Portier das Wechselgeld, das er von dem Taxifahrer bekommen hatte, und legte einen Fünfer und fünf Einer aus seiner Brieftasche dazu. Der Mann gab ihm einen Schlüssel an einer Kette und einer Metallmarke mit der eingravierten Aufschrift 5F.
    Das Treppenhaus war der erste und einzige Hinweis darauf, daß das Gebäude einmal fast elegant gewesen sein mußte. Die Stufen waren aus weißem Marmor, inzwischen aber längst fleckig und verschrammt. Das schmuckvolle Treppengeländer war aus Schmiedeeisen und mit dekorativen Wirbeln und Schnörkeln verziert.
    Das Zimmer, das Jeffrey bekommen hatte, lag an der Straßenseite. Als er die Tür öffnete, war der Raum vom blutroten Schein der halbkaputten Neonreklame vier Stockwerke tiefer erleuchtet. Jeffrey knipste das Licht an und begutachtete sein neues Heim. Die Wände waren seit einer Ewigkeit nicht mehr gestrichen worden, und die Farbe, die noch zu sehen war, blätterte ab. Es war schwierig, festzustellen, wie sie ursprünglich einmal ausgesehen hatte; der Farbton lag irgendwo zwischen Grau und Grün. Die karge Ausstattung bestand aus einem Bett, einem Nachttisch mit einer Lampe ohne Schirm, einem Kartentisch und einem Holzstuhl. Die Tagesdecke auf dem Bett war aus Chenille und hatte mehrere grünliche Flecken. Eine dünne Tür führte ins Bad.
    Einen Moment lang zögerte Jeffrey, einzutreten, aber was blieb ihm übrig? Er beschloß, das Beste aus seiner Notlage zu machen oder sich wenigstens zu behelfen. Er trat über die Schwelle und schloß und verriegelte die Tür. Er fühlte sich schrecklich allein und isoliert. Tiefer konnte er wahrhaftig nicht mehr sinken.
    Er setzte sich auf das Bett und legte sich dann quer darüber, ohne die Füße vom Boden zu nehmen. Erst als sein Rücken die Matratze berührte, merkte er, wie erschöpft er war. Gern hätte er sich für ein paar Stunden zusammengerollt - um dieser Situation für eine Weile zu entrinnen und um sich auszuruhen - , aber er wußte, dies war nicht die Zeit für ein Nickerchen. Er mußte eine Strategie entwickeln, einen Plan. Doch vorher mußte er ein paar Anrufe erledigen.
    In dem schäbigen Zimmer gab es kein Telefon, also ging er hinunter ins Foyer, um zu telefonieren. Seinen Aktenkoffer nahm er mit; er wagte nicht, ihn auch nur für ein paar Minuten aus den Augen zu lassen.
    Unten wandte sich der Portier widerstrebend von seinem Baseballspiel ab, um Jeffrey Geld zu wechseln.
    Der erste, den er anrief, war Randolph Bingham, sein Anwalt. Jeffrey brauchte kein Jurist zu sein, um zu wissen, daß er dringend eine juristische Beratung benötigte. Während Jeffrey wartete, daß sich jemand meldete, kam das picklige Mädchen, das er vom Taxi aus gesehen hatte, zur Tür herein. Sie hatte einen nervös wirkenden, glatzköpfigen Mann bei sich, der eine Plakette mit der Aufschrift »Hi, ich bin Harry!« am Revers trug. Er war offensichtlich ein Kongreßteilnehmer, der ein erregendes Abenteuer darin suchte, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Jeffrey wandte der Transaktion, die an der Rezeption stattfand, den Rücken zu. Randolph meldete sich mit seinem charakteristisch aristokratischen Akzent.
    »Ich habe ein Problem«, sagte Jeffrey, ohne sich

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