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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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liebevoll, eine bekannte Melodie von Joseph Haydn summend, bedeckte der Schwarzgekleidete das Päckchen und die Digitalanzeige mit Schottersteinen, bis das verräterische rote Glühen nicht mehr zu erkennen war. Die beiden anderen konnten es zwar wegen seiner Maske nicht sehen, aber sie waren sich sicher, dass er dabei grinste.
    Noch einmal kontrollierten die drei, ob die Tasche leer war, und rutschten dann hintereinander den Bahndamm hinunter. Sie blickten sich vorsichtig um, lauschten in die Nacht, aber alles blieb still.
    »Gut gemacht. Abrücken!«, befahl der Anführer leise und die drei Spukgestalten verschwanden flink und lautlos im Finstern des nahen Waldes, wie Phantome aus einer längst vergangenen Zeit.
    Nussdorf ob der Traisen/Österreich
    W enn das Telefonat diesen Fall betrifft, dann sagen Sie es mir besser gleich, Wagner«, kam eine ärgerliche Stimme aus dem Dunkel und überrascht blickten Paul und Georg auf. Kommissar Ruzicka schob sich in den Lichtschein der Straßenbeleuchtung und versperrte Sekunden später den Ausgang des kleinen Buswartehäuschens mit seiner massigen Figur.
    »Ich habe gesagt, Sie sollten auf mich warten und nicht auf den Bus! Und außerdem kann ich mich nicht erinnern, Ihnen das Telefonieren erlaubt zu haben«, knurrte Ruzicka und streckte auffordernd seine Hand aus.
    »Irgendwie fehlt mir Kommissar Berner kein bisschen, seit wir Ruzicka näher kennen«, bemerkte Wagner ironisch zu Sina und reichte sein Handy an den Kriminalbeamten weiter.
    »Gewöhnen Sie sich lieber nicht an mich, ich bin auch bald in Pension«, bemerkte der Kommissar trocken, während er seine Brille aufsetzte und die Liste der getätigten und eingegangenen Anrufe durchging. »Unbekannter Teilnehmer … Reden Sie eigentlich mit jedem zu nachtschlafender Zeit, Wagner?«
    »Solange er Interessantes zu erzählen weiß, ja!«, entgegnete der Reporter und wollte aufstehen. Ruzicka machte keine Anstalten, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, und so setzte sich Wagner wieder.
    »Und welche Sensationsstory hatte dieser hier auf Lager? Unser Geld ist in den Banken sicher? Angela Merkel nimmt an Misswahlen teil? Der zweite Turm des Stephansdoms wird weitergebaut? Los, Wagner, ich habe keine Lust, Ihnen die Würmer aus der Nase zu ziehen. Es ist spät und ich will noch eine Mütze Schlaf bekommen.« Ruzicka gähnte laut wie zur Bestätigung und warf dem Reporter das Handy zu.
    »Es hat nichts mit dem Fall hier zu tun, glauben Sie mir, Kommissar«, meinte Paul und überlegte kurz. »Aber nachdem Sie es sowieso bald erfahren werden – Ministerin Panosch ist in ihrem Haus tot aufgefunden worden.«
    Ruzicka war blitzartig hellwach. »Ich nehme an, die Quelle ist verlässlich?«
    Wagner nickte.
    »Es hat wohl keinen Sinn, Sie zu fragen, woher Sie das wissen?«
    Wagner nickte wieder.
    »Glauben Sie die Geschichte?«
    Wagner nickte zum dritten Mal.
    Ruzicka verzog das Gesicht. »Nur keine Monologe, Sie könnten mir zu viel verraten«, sagte er missgelaunt und war versucht, die Kollegen der Staatspolizei zur Bestätigung anzurufen.
    Der Reporter erriet seine Gedanken. »Denen werden Sie erklären müssen, woher Sie Ihr Wissen haben. Nicht so gut, Kommissar. Warten Sie lieber noch eine Stunde«, gab er zu bedenken. »Außerdem ist es sowieso nicht Ihr Fall und nicht Ihr Revier. Also entspannen Sie sich und danken Sie mir und unserem unbekannten Anrufer für die Information.«
    Sina saß neben dem Reporter auf der Bank und machte eine ungeduldige Handbewegung in Ruzickas Richtung. »Wir wollen nicht vergessen, dass vor einigen Stunden jemand meinen alten Lehrer Professor Kirschner ziemlich kaltblütig an einen Obstbaum gehängt und ihm die Zunge herausgeschnitten hat. Gibt es irgendetwas Neues? Was haben die Männer von der Spurensicherung gefunden?«
    »Die sind noch bei der Arbeit«, gab Ruzicka ruhig zurück. »Aber ich hätte noch ein paar Fragen an Sie beide, deshalb habe ich mich auch auf die Suche nach Ihnen gemacht.« Der Kommissar stand noch immer im Eingang des Buswartehäuschens, den Rücken zum Licht der Straßenlaterne. Weder Sina noch Wagner konnten seinen Gesichtsausdruck sehen.
    »Würden Sie sagen, dass Professor Kirschner betrunken war, als Sie ihn verließen?«, wandte sich Ruzicka an Georg Sina.
    Der dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. »Wir haben jeder ungefähr die Hälfte der Zweiliterflasche getrunken und der Professor war in einem Weinbauerndorf zu Hause. Ich nehme an, der Liter Wein

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