Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz
gehen allen Hinweisen nach, die Medien veröffentlichen Suchaufrufe. Die Menschen in der Umgebung sind angehalten, ihre Beobachtungen zu melden.«
»Glaubst du wirklich, dass das Schweigen jetzt aufhört?«
»Hoffentlich. Niku war zuletzt bei Saller, dorthin hat er sich gerettet, nachdem er beim Ball im ›Grünen Kakadu‹ aufgetaucht ist. Er hat Ariane nicht genug getraut. Was ich verstehen kann. In Sallers Praxis hat ihn Stettin aufgespürt und zum Mitgehen gezwungen. Leider hat das niemand beobachtet, denn Stettin parkte sein Auto hinter dem Haus. Das hat er im Verhör erzählt, direkt stolz war er auf sich, der Pfarrer, dass er Niku gleich wieder gefunden hat. Die Nachbarn kannten ihn und seinen Wagen, und haben keinen Verdacht geschöpft. Saller selbst war zu dem Zeitpunkt außer Haus.«
Eine Weile schwiegen alle. Dann fiel Berenike noch was ein. »Was ist mit Daniel und Paul wirklich passiert?«
»Die Gerichtsmedizin hat Spuren von Gewalt an den Leichen und Fesselungsspuren gefunden. Sogar Faserreste unter den Fingernägeln haben sie analysieren können. Sie passen zu den Seilen, wie wir sie bei den anderen Opfern gefunden haben.Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit wurden diese beiden jungen Männer in den gefährlichen Hang gestoßen und das hat die Lawine ausgelöst. Wobei sie bei einem Absturz an der Stelle auch ohne Lawine tot gewesen wären.«
In das betretene Schweigen läutete ein Handy. Jonas hob ab. »Was? Das ist ja unglaublich.« Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Danke für den Anruf, Stefan!« Er legte auf. »Niku ist gefunden. Zwar etwas mitgenommen, aber es geht ihm soweit gut. Hat das Observieren von Stettins Waisenheim doch was gebracht. Einer der jungen Männer, die dort wohnen, hat meine Kollegen zu dem Versteck geführt, in dem Niku eingesperrt war. Zwei weitere Mittäter wurden verhaftet.«
»Wow, das ist –« Berenike fuhr sich rasch über die Augen, sie spürte Tränen aufsteigen und ließ diese dann einfach laufen. Sei’s drum! »Wie das Ariane freuen wird!« Sie warf die Decke weg, sprang auf und eilte zum Telefon. Ihr Kopf pochte von der jähen Bewegung, aber das machte jetzt nichts.
Die Mädchen kamen ihr aus der Küche entgegen. »Du, Tante Berry …«
»Na, ihr Süßen?«, fragte sie und nahm den Telefonhörer auf. Jonas war ihr gefolgt.
»Kommt«, meinte Selene, »wir lassen die Turteltäubchen eine Weile allein.«
»Na geh«, murrte Amélie. »Dabei wollt ich mit Dr. Watson …«
»Später, Amélie. Wir machen jetzt einen Spaziergang. Schaut, es schneit!«
»Schon wieder«, murrte Jenny.
»Hallo Ariane«, rief Berenike ins Telefon. Jonas sah sie von der Seite her liebevoll an.
E N D E
Nachwort
Dieses Buch ist ein Roman. Die Handlung und ihre Figuren sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen gehören zu den Zufällen, die das Leben schreibt … Die Geschichte spielt im Ausseerland – könnte aber, wie wir aus den Medien wissen, überall passieren.
Information und Hilfe für Kinder, die von sexueller Gewalt betroffen sind, bieten unter anderem die Frauenhäuser. Diverse Erstanlaufstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz listet zum Beispiel die Webseite http://www.kinderschreie-rechtliches.de auf. In Österreich bietet unter anderem der Verein Die Möwe Hilfe. http://www.die-moewe.at
Hilfsangebote für pädokriminelle Täter gibt es bei der Berliner Charité – Projekt »Kein Täter werden« ( http://www.kein-taeter-werden.de/ ).
Auch der österreichische Verein Neustart ( http://neustart.at/ ) engagiert sich für ein Leben ohne Kriminalität und gibt Tipps für Betroffene.
Anti-Gewalt-Training: http://www.interventionsstelle-wien.at
Die Berichterstattung aus den Jahren 2010/11 etwa aus dem »Spiegel« ist ebenso hilfreich und kann online gefunden werden ( http://www.spiegel.de/thema/kindesmissbrauch/ und www.spiegel.de ).
In den allermeisten Fällen stammen die Täter aus dem vertrauten Umfeld der Kinder. Nicht wegzuschauen, wenn man einen Verdacht hat, sollte selbstverständlich sein. Alice Miller dazu im Nachwort zu dem Buch »Ich war zwölf … und konnte mich nicht wehren. Die Geschichte eines Missbrauchs« (Nathalie Schweighoffer und Alice Miller): »… dass viel getan werden kann, wenn wir die Wahrheit sehen und aufhören, um jeden Preis die Taten der Eltern zu beschönigen, zu verharmlosen oder ihre Verantwortung durch den Hinweis auf ihre schwere Kindheit zu bagatellisieren. Er
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