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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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befand sie sich immer noch in der Nähe ihres Salons. Seltsam unbeteiligt beobachtete sie drei dunkle Gestalten, die sich im Mondschein entfernten. Alle sahen sie gleich aus. Sich nicht bewegen, jetzt.
    Wenn sie nur diese Kälte hinter sich lassen könnte! Sie wälzte sich, so leise sie konnte, zur Seite. Kam ein Stück ins Rollen, spürte Schnee unter sich. Ein Schneehaufen. Kieselsteine bohrten sich in ihre nackten Waden, in ihre Handflächen. Ihr Körper prallte gegen etwas Hartes, Schmerz schoss durch die Wirbelsäule in den Kopf, Tränen in die Augen. Ein Baum, sie war gegen den Stamm eines Baumes geprallt. Zumindest hatte das sie gestoppt. Wer weiß, wenn sie auch noch auf das Eis des Sees gestürzt wäre! Mühsam richtete sie sich auf. Wunderte sich, dass sie die Arme bewegen konnte. Ertastete einen Ast, der prompt seine üppige Schneelast über sie rieseln ließ. Immerhin war sie jetzt näher an den Fenstern ihres Lokals, wo etwas Licht herausfiel.
    »Berenike! Kann ich helfen?«
    Max vom Grünen Kakadu. Wo kam der so plötzlich her?
    »Danke, es geht schon.« Zumindest war ihr Kleid noch da, aber ihr Bauch war nackt. Wie lange war sie wohl so in der Kälte gelegen? Und wo war Ariane?
    Im rutschigen Schnee rappelte sich Berenike hoch, stand auf, ihr Fuß glitt zur Seite, Schmerz schoss durch ihren Knöchel. Sie lehnte sich an die Hauswand, entlastete den Fuß. »Was machst du hier in der Dunkelheit, Max?« Forschend wanderte ihr Blick über den Wirt.
    Max, mittlerweile ohne Turban, hob die brennende Zigarette in der Hand hoch. »Rauchen! Das darf man bei dir drinnen ja leider nicht.« Er grinste. »Magst auch eine?«
    Sie winkte ab. »Nein, danke.«
    »Tät dir sicher gut«, grinste er. »Schaust ein bissl aufgelöst aus, wenn man das so sagen darf.«
    »Weißt du vielleicht, wo der Jonas steckt?«
    »Der Jonas, soso.« Gegen das Licht war nur schemenhaft zu erkennen, wie er die buschigen Augenbrauen hochzog. »Nein, ich hab den Herrn Polizisten nicht gesehen, bedaure.«
    »Ach, na gut.« Berenike steuerte zurück zum Hintereingang ihres Salons.
    »Berenike – bist sicher, dass du keine Hilfe brauchst?«
    »Danke, sehr lieb. Aber ich bin nur aus­g’rutscht.«
    »Wie du meinst«, rief Max ihr hinterher. Er zog an seiner Zigarette, die Glut glomm vertraulich rot auf.
    Und da war endlich Jonas, er stand im Gang beim Hintereingang. Es tat so gut, dass der Kripomann sie in die Arme nahm, ihr über den Rücken strich und sie schließlich zu einem der Rotkreuzfahrzeuge führte. Und dann war endlich alles gut und warm.

37.
     
    Wer immer König sein mag, Tee ist die Königin!
    (Irland)
     
    Berenike war noch einmal glimpflich davongekommen. Unglaublich. Eine Sanitäterin stellte ein paar mittelschwere Würgemale am Hals und leichte Einblutungen an den Augen fest. Sonst ging es Berenike einigermaßen gut. Man schickte sie zur Sicherheit zum MR; dort wurde festgestellt, dass ihr Kehlkopf zum Glück nicht so viel abbekommen hatte.
    Jonas brachte Berenike nach Hause. Am nächsten Tag kam ihre Schwester Selene gemeinsam mit Amélie und Jenny auf Besuch. Berenike konnte gar nicht sagen, wie froh sie war, das ›Dreimäderlhaus‹ zu sehen.
    »Die Mama lässt grüßen, sie fühlt sich nicht gut.« Selene fütterte die Katzen. Jonas stellte Teewasser zu, während sich die anderen unterhielten. Beide hatten Berenike auf das Sofa ›verbannt‹.
    »Hej, dann kannst ja bei mir als Kellner einspringen!«, scherzte Berenike. »Wie wär’s mit Pu-Er-Tee?«, fragte sie. »Irgendwie ist mir danach.«
    »Klingt gut.« Selene streichelte den anhänglichen Spade. »Nimmt man von Pu-Er-Tee auch ab?«
    »Weiß ich nicht.« Selene und ihr Dauerthema!
     
    Ein Weilchen später saßen die Erwachsenen gemütlich in der Sofaecke beisammen. Jenny und Amélie spielten in der Küche mit Dr. Watson und Marlowe, während Spade es sich auf Selenes Schoß gemütlich machte. »Ich kann es immer noch nicht fassen, Berry«, sagte Selene mit leiser Stimme, »die Vorstellung, dass du jetzt …«
    »Ja, ja«, Berenike winkte ab. »Ist ja alles gut ausgegangen!«
    »Du und deine neugierige Nase! Wie konnte das passieren?«, murmelte Selene.
    »Wenn sich Menschen in die Enge getrieben fühlen, kann viel passieren.« Berenike schenkte frischen Tee aus der grünen Kanne ein.
    »Dieser Pfarrer Stettin ist eine üble Figur«, meinte Selene, »dabei schreiben die Medien ständig, wie viel Gutes er in Rumänien und sonstwo leistet. Wie kam er eigentlich

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