Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz
dem Welschriesling«, bat Berenike.
Langsam setzten die Unterhaltungen wieder ein. Franz schenkte Ariane nach. »Dein Wein kommt sofort, Berenike«, rief er und verschwand nach hinten.
»Meine Katze …« Die Journalistin war in sich zusammengesunken, ihre Worte waren nur schwer verständlich.
»Was ist mit ihr?«
Wieder sah Ariane erschreckt auf, als hätte sie keine Gegenfrage erwartet.
»Komm, jetzt, wo wir uns mit Namen kennen, darfst mir auch deinen Kummer anvertrauen.« Berenike lächelte. Sie wusste, wie wichtig es war, über Probleme zu reden, anstatt sie in sich hinein zu fressen. Sie hatte früher selbst den Fehler gemacht und geglaubt, Dinge totschweigen zu können.
»Die Katze ist weg, die süße. Einfach verschwunden. Und das zu Weihnachten. Wo ich doch was Besonderes für sie hab.«
»Meine Katzen bekommen auch Geschenke.« Berenike grinste. »Ich von ihnen aber nicht.«
»Ich serviere eine Extraportion ihres Lieblingsfutters. Und neue Spielmäuse. Diese Freigänger … ich gewöhn mich nicht recht ans Landleben.«
»Ich hab geglaubt, du bist von hier?«
»Ich hab in Wien studiert die letzten Jahre. Nachdem mein Vater … na, du weißt schon.«
Berenike nickte.
»Ich halt es eh kaum aus hier. Aber erst will ich die alten Dinge lösen. Das hängt alles zusammen. Heute und damals, mein Leben und ihres …«
»Natürlich.« Berenike nickte wieder, dachte an ihre eigene komplizierte Familiengeschichte.
»Ich kämpfe so sehr ums Geld, genau wie meine Großmutter. Sie hat es nach dem Tod des Großvaters sehr schwer gehabt. Die Großeltern waren als Kommunisten verschrien, und die Oma war immer unangepasst, hat nie getan, was man von ihr erwartet hat. Meine Mama hat als Kind häufig Hunger gelitten. Es hat kaum Arbeit gegeben, und eine wie meine Oma wollten sie schon überhaupt nirgends nehmen. Weißt du, ich wohn in dem alten Haus, in dem schon meine Großeltern gewohnt haben, in Bad Mitterndorf. Es kommt mir vor, als würd ich Gespenster von früher treffen.« Ariane schniefte. »Ich kann es grad so erhalten, das alte Gebäude. Vielleicht verkauf ich es eines Tages.« Ein schräges Lächeln huschte über Arianes Züge, während ihr Blick über Berenikes buntes Outfit glitt. Das Lächeln ließ die Journalistin jünger wirken, gelöster. »Scheint, als wär ich endlich nicht mehr die einzige Exotin hier.«
»Da unterschätzt du aber die Ausseer, Ariane.« Berenike musste jetzt auch grinsen. Bei aller Traditionsverbundenheit begegneten ihr im Salon doch immer wieder auch ungewöhnliche Zeitgenossen.
Ariane wiegte den Kopf. »Weiß nicht …«, murmelte sie und starrte dann wieder vor sich hin. Als wäre ein Schalter gedrückt worden, war das vorher angeknipste Lachen erloschen. »Vielleicht kennst du dich damit schon mehr aus als ich nach meiner Abwesenheit.«
»Also, was ist mit deiner Katze?«
»Ja, die Miez. Die Miez, die Miez …« Ariane schnaubte kurz. »Seit meiner Rückkehr ist das schon die zweite Katze, die verschwunden ist. Das kann kein Zufall sein. Die erste haben’s mir tot zurück gebracht.«
»Wer?«
»Der Jäger, dieser Mistkerl. Man will mich hier nicht haben. Er hat das Tier tot aufgefunden, aber ich hab ihm nicht geglaubt, das kann er mir noch so oft bestätigen. Voller Blut war’s, die arme Elli. Ich mag den Jäger nicht. Im Sommer hat er mich so an’braten. So ein verstockter Typ, ungut hat er mich angemacht und hat kein Nein akzeptiert. Sogar nachg’schlichen ist er mir noch im Schwimmbad, dass mir ganz anders worden ist. Immer ist er in meiner Nähe herumscharwenzelt. Direkt ’prahlt hat er damit, dass er bei irgendso einem Scheich in Diensten war und auf was sie da alles geschossen haben im Dschungel. Antilopen und sonst noch was. Grad auf Menschen nicht … wobei … dem trau ich das nach seinen Andeutungen zu.«
»Wie schauderhaft«, Berenike schluckte. »Wie gibt’s denn so was?«
Ariane zuckte mit den Achseln. »Auf dem schwarzen Kontinent geht vieles, die Menschen sind arm. Wenn da einer mit Geld wedelt …«
»Und so einer macht da bei uns Dienst?«
»Am Grundlsee drüben. Echt pervers, diese Totschläger.« Arianes Stimme stieg in ungeahnte Höhen.
»Ich mag die Jäger auch nicht«, erwiderte Berenike. »So ein sinnloses Töten, so viel schlechtes Karma kann man davon bekommen. Das kann man in einem Leben gar nicht wieder gut machen. Ich möcht so nicht existieren.«
»Ich auch nicht. Weißt, ich such die Daisy seit Tagen, hab sie überall
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