Narrenturm - Roman
Teufel hat hier gewütet, höllische Kräfte waren hier am Werk. Der Satan und kein anderer hat den Steuereinnehmer erschlagen und alle seine Leute abgemurkst.«
»Und was ist mit den fünfhundert Gulden?« Buko runzelte die Stirn. »Hat er die vielleicht mit in die Hölle geschleppt?«
»Hat er. Oder sie in Scheiße verwandelt. So etwas hat es schon gegeben.«
»Das kann wohl sein«, Rymbaba nickte, »dass er sie in Scheiße verwandelt hat. Scheiße gibt es dort hinter den Büschen in großen Mengen.«
»Der Teufel hätte das Geld auch in diesem Wasserloch versenken können. Ihm liegt nichts daran.«
»Hmm . . .«, brummte Buko. »Er hätte sie versenken können, sagst du? Vielleicht sollte . . .«
»Nie im Leben!« Hubertl hatte sofort erraten, woran und an wen Buko dabei dachte. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Um keinen Preis gehe ich dort hinein, Herr!«
»Das wundert mich nicht«, meinte Tassilo de Tresckow. »Mir gefällt dieses Sumpfloch auch nicht. Pfui! Um keinen Preis würde ich in dieses Wasser gehen, selbst wenn dort nicht fünfhundert, sondern fünfhunderttausend Gulden lägen.«
Etwas, das in diesem See hauste, musste ihn gehört haben,denn wie um seine Worte zu bestätigen, schäumte das teerige Wasser plötzlich auf, begann zu blubbern und ließ Tausende von großen Blasen nach oben steigen. Sie platzten, und ein grässlicher, fauliger Geruch verbreitete sich.
»Lasst uns von hier verschwinden . . .«, keuchte Weyrach. »Lasst uns fortgehen . . .«
Sie gingen. In ziemlicher Eile. Das brackige Wasser platschte unter ihren Füßen.
»Der Überfall auf den Steuereinnehmer«, erläuterte Tassilo de Tresckow, »sofern er denn überhaupt stattgefunden hat und Scharley sich nicht irrt, hat sich, wie man aus den Spuren schließen kann, gestern Nacht oder heute in der Morgendämmerung ereignet. Wenn wir uns also ein bisschen anstrengen, können wir das Räuberpack noch einholen.«
»Woher wissen wir denn, wohin sie geritten sind? Vom Kahlschlag gehen drei Wege ab. Einer führt zur Straße nach Wartha. Der zweite nach Süden, Richtung Kamenz. Der dritte nach Norden, nach Frankenstein. Bevor wir die Verfolgung aufnehmen, wäre es ganz gut zu wissen, welchen Weg wir nehmen sollen.«
»In der Tat«, meinte Notker von Weyrach, »woraufhin er sich bedeutungsvoll räusperte, Buko ansah und und mit einem Blick auf den weißhaarigen Magier wies, der ganz in der Nähe saß und Samson Honig betrachtete. Das wäre gut. Ich möchte ja nicht aufdringlich erscheinen, aber vielleicht könnte man ein wenig Magie in Anwendung bringen? Was meinst du, Buko?«
Der Magier hatte die Worte zweifellos vernommen, wandte aber nicht einmal den Kopf. Buko von Krossig unterdrückte mühsam einen Fluch.
»Herr Huon von Sagar!«
»Was gibt’s?«
»Wir suchen eine Spur! Könntet Ihr uns wohl helfen?«
»Nein«, antwortete der Magier herablassend, »dazu habe ich keine Lust.«
»Ihr habt keine Lust? Keine Lust? Wozu, verdammt noch mal, seid Ihr dann mit uns geritten?«
»Um frische Luft zu schnappen. Und mir ein
gaudium
zu machen. Luft habe ich genug geschnappt,
gaudium
gibt es, wie es scheint, keins, also würde ich lieber nach Hause zurückkehren.«
»Man hat uns die Beute vor der Nase weggeschnappt!«
»Also das, gestattet mir es zu sagen,
nihil ad me attinet.
«
»Ich sorge für Euch und ernähre Euch von unseren Raubzügen!«
»Ihr? Wahrhaftig?«
Buko lief vor Wut rot an, sagte aber nichts mehr. Tassilo de Tresckow räusperte sich leise und beugte sich leicht zu Weyrach hinüber.
»Wie ist das nun mit dem?«, knurrte er. »Mit diesem Magier? Steht er nun in Krossigs Diensten oder nicht?«
»Er steht in Diensten«, brummte Weyrach zurück, »aber im Dienste der alten Krossig. Kein Wort davon, sprich nicht davon. Das ist ein delikates Thema . . .«
»Ist das«, fragte Reynevan, der neben Rymbaba stand, diesen halblaut, »jener berühmte Huon von Sagar?«
Paszko nickte und öffnete schon den Mund, doch leider hatte Notker Weyrach zugehört.
»Ihr seid sehr neugierig, Herr Hagenau«, zischte er im Näherkommen drohend. »Das schickt sich nicht. Das steht keinem von euch Dreien zu. Euch haben wir den ganzen Schlamassel zu verdanken. Und Hilfe kann man von euch gerade so viel erwarten wie Milch von einem Ziegenbock.«
»Das«, Reynevan richtete sich zu seiner vollen Größe auf, »kann sich gleich ändern.«
»Hä?«
»Ihr wollt wissen, welchen Weg diejenigen genommen haben, die den Steuereinnehmer
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