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Narrenturm - Roman

Narrenturm - Roman

Titel: Narrenturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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vorüberziehenden Söldner nicht einmal angeknurrt, so warnte er jetzt mit einem kurzen, scharfen Bellen vor den Bewaffneten, die zwischen den Birken zu beiden Seiten des Weges auftauchten. Er knurrte böse, als einer der Knappen, die die Ritter begleiteten, bei seinem Anblick eine Armbrust vom Rücken nahm.
    »He, Ihr da! Stehen bleiben!«, rief einer der Ritter, jung und mit Sommersprossen übersät wie ein Wachtelei. »Steht! Sofort!«
    Der Knappe zu Pferd an der Seite des Ritters hob, den Fuß im Steigbügel, die Armbrust, spannte sie und legte einen Bolzen ein. Urban Horn ritt in leichtem Trab etwas nach vorn.
    »Wage es nicht, auf meinen Hund zu schießen, Neudeck. Schau ihn dir zuerst an. Dann wirst du merken, dass du ihn irgendwann einmal schon gesehen hast.«
    »Bei den fünf Wundmalen Christi! Der Sommersprossige hielt die Hand über die Augen, um im Geflirr der im Wind zitternden Birkenblätter besser sehen zu können. Horn? Bist du es wirklich?«
    »Kein anderer. Sag deinem Knappen, er soll die Armbrust herunternehmen!«
    »Gewiss, gewiss. Aber halte den Hund bei dir. Denn wir verfolgen jemanden. Jagen ihn. Deshalb muss ich dich fragen, Horn, wen du da bei dir hast. Wer ist das?«
    »Klären wir erst mal Folgendes, erwiderte Horn kühl, hinter wem sind die Herren her? Denn wenn ihr zum Beispiel einen Viehdieb fangen wollt, dann kommen wir nicht in Frage. Aus vielen Gründen.
Primo
: Wir haben kein Vieh.
Secundo . . .
«
    »Schon gut, schon gut! Der Sommersprossige hatte unterdessen schon den Priester und den Rabbi in Augenschein genommen und winkte verächtlich ab. Sag mir nur eins: Kennst du die alle?«
    »Ich kenne sie. Genügt dir das?«
    »Das genügt.«
    »Wir bitten um Verzeihung, Hochwürden, der zweite Ritter in voller Rüstung und Waffen verbeugte sich leicht vor Propst Granciszek, aber wir stören gewiss nicht aus Kurzweil. Es ist ein Verbrechen geschehen, und wir sind einem Mörder auf der Spur. Auf Befehl des Herrn von Reideburg, des Starosten von Strehlen. Dies hier ist der wohlgeborene Herr Kunad von Neudeck. Und ich bin Eustachius von Rochow.«
    »Was ist das für ein Verbrechen?«, fragte der Geistliche. »Um Gottes willen! Ist jemand getötet worden?«
    »Getötet. Der wohlgeborene Albrecht Bart, Herr auf Karzen.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. In diese hinein drang Urban Horns Stimme. Und diese Stimme war verändert.
    »Wie? Wie ist das geschehen?«
    »Das Ganze ist seltsam«, antwortete Eustachius von Rochow nach einer Weile, die er dazu nutzte, sich forschend umzusehen.»Erstens: am helllichten Tage. Zweitens: im Kampf. Wenn es nicht unmöglich wäre, würde ich sagen: im Duell. Das war ein einzelner Mann, zu Pferde und bewaffnet. Mit einem Schwertstreich hat er ihn getötet, einem einzigen, der großes Geschick erfordert. Ins Gesicht. Zwischen Nase und Auge.«
    »Wo war das?«
    »Eine Viertelmeile hinter Strehlen. Herr Bart kehrte von einem Gastmahl bei seinem Nachbarn heim.«
    »Allein? Ohne seine Leute?«
    »So reiste er. Er hatte keine Feinde.«
    »Herr, gib ihm die ewige Ruhe, murmelte Pfarrer Granciszek, und lasse das Ewige Licht . . .«
    »Er hatte keine Feinde«, wiederholte Horn, das Gebet unterbrechend. »Gibt es Verdächtige?«
    Kunad Neudeck ritt näher an den Wagen heran und betrachtete mit sichtlichem Interesse Dorothea Fabers Busen. Die Kurtisane schenkte ihm ein reizendes Lächeln. Eustachius von Rochow ritt auch heran. Und lächelte ebenfalls. Reynevan war froh. Denn ihn beachtete niemand.
    »Verdächtige gibt es mehrere.« Neudeck löste endlich seinen Blick. »In der Gegend hat sich verdächtiges Gelichter herumgetrieben. Irgendeine Hatz, eine Familienfehde oder so etwas Ähnliches. Es wurden sogar solche Individuen wie Kunz Aulock, Walter de Barby und Stork von Gorgewitz gesehen. Es heißt, ein junger Spund habe die Frau eines Ritters verführt, und dieser Ritter wolle ihm nun an den Hals und jage ihn.«
    »Man kann nicht ausschließen«, setzte Rochow hinzu, »dass jener Schelm durch Zufall Herrn Bart begegnet, in Panik geraten ist und Herrn Bart getötet hat.«
    »Wenn es so ist«, Urban Horn kratzte sich am Ohr, »dann kriegt ihr ihn leicht, jenen Schelmen, wie Ihr sagt. Er muss mehr als sieben Fuß groß sein und vier Fuß breit in den Schultern. So einer verbirgt sich nicht leicht unter einfachen Leuten.«
    »Das ist wahr«, gab Kunad Neudeck mit finsterer Miene zu. »Herr Bart war kein Schwächling, irgendeinem dahergelaufenenHänfling wäre er sicher

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