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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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Einbruch! Er wollte es scherzhaft nehmen, aber das war kaum möglich.
    »Spielen?«, fragte sie. »Wir suchen Tine. Das hat mit einem Spiel nichts zu tun.«
    Er wünschte sich, sie würde ihm alles erzählen, ohne dass er ihr jeden Satz aus der Nase ziehen musste. »Umso schlimmer. Du hast Tabita mitgenommen – zu einem Einbruch?«
    »Sie wollte unbedingt.« Miriam stieg auf ihr Rad und vermied immer noch Blickkontakt.
    »Wer war noch dabei?«, wollte er wissen. »Ich soll Basti grüßen, aber das bedeutet nicht, dass er mit von der Partie war, oder?«
    »Doch«, grummelte sie. »Wir waren eingeschlossen, es ging nicht anders.«
    »Wer, wir?«
    »Tom«, sagte sie. »Tom und ich. Wir saßen auf dem Dach fest.«
    Er bemühte sich, sein Entsetzen zu verbergen. »Tom und du. Wunderbar. Und dann noch deine kleine Schwester. Und Bastian. Miriam, endlich ist er auf einem guten Weg, er hatte ehrlich vor, sein Leben zu ändern, und du bringst ihn dazu, in eine fremde Wohnung einzubrechen?«
    »Ich hab doch gewusst, dass du es nicht verstehst.«
    Er fuhr hinter ihr her. Wie Tabita gesagt hatte, ging es in den Park. Die anderen waren alle schon da.
    Immer noch schwammen die Enten auf dem Teich herum, tauchten, schnatterten. Die Frösche quakten dazwischen. Falls sich andere Jugendliche hier verabreden wollten, mussten sie feststellen, dass die beliebtesten Bänke schon belegt waren. Bastians Jungs standen auffällig herum und schreckten Spaziergänger ab – ihre Art, die Gegend zu sichern. Währenddessen hatte es sich ihr Anführer auf der Lehne einer Bank bequem gemacht hatte und blätterte durch die Briefe. »Den Schweinehund nehmen wir uns vor.«
    »Wir sollten zur Polizei gehen«, meinte Miriam.
    »Aber beweist das wirklich was?«, fragte Tom. »Gestern Nacht kam es mir noch völlig einleuchtend vor, aber heute nicht mehr so ganz.«
    »Vielleicht gibt es eine Erklärung dafür«, mischte Daniel sich ein. »Warum fragen wir Finn nicht einfach selbst?«
    Bastian zog die Augenbrauen hoch. »Statt zur Polizei zu gehen, sollen wir mit Finn reden? Und ihn warnen, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind? Da hättet ihr ja auch gleich unter dem Bett hervorkriechen und ihn fragen können!«
    »Unter dem Bett?«, fragte Daniel. »Was meinst du denn damit?«
    »Äh ... das Detail habe ich ausgelassen.« Miriam wurde über und über rot.
    »Oh«, sagte Basti. »Sorry.«
    Tom räusperte sich verlegen. »Wir mussten uns in Finns Zimmer verstecken. Es gibt da nicht so viele Verstecke. Aber es ist nichts Schlimmes passiert. Wir waren unter dem Bett, nicht im Bett. Alles ganz harmlos.«
    »Ihr habt die Nacht unter dem Bett verbracht? Unter Finns Bett? Ihr habt zusammen unter seinem Bett geschlafen?«
    »He, reg dich ab.« Basti wollte unbedingt helfen, während Tom und Miriam beide betreten verstummten. »Es könnte schlimmer sein, könnte es doch.«
    Doch schon waren die Bilder in Daniels Kopf. Wie die zwei unter dem Bett lagen. Wie nah sie einander waren, wie vertraut. Seine Haare in ihrem Gesicht, ihr Atem an seinem Nacken.
    Noch nie war er auf irgendjemanden so eifersüchtig gewesen wie jetzt auf Tom. Dieser Platz neben ihr hätte ihm gehört. Es tat so weh, ausgeschlossen zu sein aus allem, dass er kaum noch atmen konnte, dass es war, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen.
    Am liebsten hätte er sich auf Tom gestürzt, aber es gelang ihm, ganz gelassen zu klingen, als er sagte: »Kommen wir zum Thema zurück. Ihr habt Finns Briefe geklaut. Bevor ihr damit zur Polizei geht, müsst ihr ihm wenigstens die Gelegenheit geben, das zu erklären.«
    »Aber ...«, fing Bastian an.
    »Er hat recht«, sagte Tom leise. »Es darf auf keinen Fall so aussehen, als wollten wir ihm was anhängen. Und außerdem, was sollen wir der Polizei denn sagen? Dass wir bei Finn eingebrochen sind? Ruckzuck hängst du mit drin, Basti, und Tabita auch. Finns Mutter hat sie schließlich gesehen. Wir können nicht zur Polizei gehen.«
    »Fragt ihn«, beharrte Daniel. »Du hast dich in diese Idee verrannt, dass er ein Psychopath ist, Miriam. Deswegen sortierst du alle Hinweise so, dass sie auf seine Schuld hindeuten. Willst du echt, dass er deinetwegen Schwierigkeiten bekommt und sich dann herausstellt, dass er unschuldig ist?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte sie kleinlaut.
    »Bastian sollte nicht dabei sein, wenn wir Finn zur Rede stellen«, meinte Daniel. »Wir erzählen dir alles, versprochen. Aber ich will keine Prügelei provozieren.

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