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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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ja gerne stolz darauf sein, aber im Moment gibt es überhaupt keine Situationen, die uns in Versuchung führen könnten. In Gedanken sind wir viel zu sehr abgelenkt. Vielleicht klammern sich andere in solchen Zeiten erst recht aneinander?
    Ich kapier’s einfach nicht. Alle haben Geheimnisse, niemand spricht über das, was ihn wirklich bewegt. Wer sind bloß all die Menschen um uns herum?
    Ich sitze neben Daniel, Hand in Hand, im dunklen Kinosaal. Und genieße die Nähe. Was bringt es, von Sonja enttäuscht zu sein? Ich hab doch ihn! Vielleicht, nehme ich mir vor, wird jetzt alles anders. Von nun an werde ich ihm alles sagen, was ich plane. Ich halte mich von Tom fern. Dann ist bald alles wieder so wie ganz am Anfang. In diesem Moment, während ich mich ihm nahe fühle, bin ich fest entschlossen, ihn nie wieder zu enttäuschen.
    Als wir schließlich aus dem Film nach draußen gehen, sind wir alle bester Laune. Leichter Regen fällt. Wir schlendern durch die City und essen noch eine Kleinigkeit. Ich beobachte, wie Sonja lacht. Sie trinkt ein Bier. Sie würde keinen Alkohol trinken, wenn sie schwanger wäre. Also hat Michael sich das wirklich eingebildet? Unser lieber Michael? Nein, Sonja wirkt nicht so, als würde sie übermäßig von dieser Geschichte belastet.
    »Morgen ist die Kanutour«, sagt sie zu Rosi. »Zu schade, dass du nicht angemeldet bist. Wir werden so viel Spaß haben!«
    Ich habe Rosi noch nie direkt zu unserer Gemeinde eingeladen, weil ich nicht will, dass sie glaubt, ich wolle sie bekehren oder so. Doch Sonja schwärmt unerschrocken von den Hopis und der tollen Gemeinschaft.
    »Ich kann mir Michael, ehrlich gesagt, nicht in einem Kanu vorstellen.« Sie lacht. »Das kippt doch garantiert um. Oder er spielt den Mast und bindet sich ein Segel um.«
    Sie hat schon immer gern über unseren Goliath abgelästert. Aber niemals böswillig, eher liebevoll. Und ich habe mir nie etwas dabei gedacht.
    Hat Michael Toms Vater umgebracht? Es wäre so einfach, die schlimmen Gedanken loszuwerden: indem ich ihn frage. Aber wie fragt man so etwas? Und wenn er verneint, kann ich ihm glauben? Geheimnisse sind etwas Schreckliches.
    »Du bist so still«, sagt Rosi leise zu mir. »Alles in Ordnung?«
    »Ich bin bloß müde«, sage ich. »Und morgen geht es früh los. Vielleicht kannst du ja doch mitkommen?«
    »Ach, lass mal. Ich bin nicht so der sportliche Typ.« Sie lacht.
    »Noch mal danke für das Geschenk.« Rosi hat mir einen Strauß künstlicher weißer Rosen mitgebracht, die alle ein Lämpchen in der Mitte haben. Natürlich ist das schrecklich kitschig, aber ich hab mich trotzdem gefreut und sie in eine große Vase gestellt. Sie machen sich echt gut in meinem Zimmer, das ich für meinen Ehrentag extra aufgeräumt hatte. Sonja hat mir ein Buch geschenkt. Sie liest nun mal für ihr Leben gern und verschenkt grundsätzlich Lesestoff.
    »Ich hab dir ’ne Widmung reingeschrieben«, sagt sie. »Die hast du noch gar nicht entdeckt.«
    »Und was hast du von Daniel?«, will Rosi wissen. »He, rück mal damit raus, was hast du ihr geschenkt?« Sie stößt ihn freundschaftlich an.
    »Das werden wir noch sehen«, sagt er geheimnisvoll.
    Von ihm habe ich nämlich noch nichts bekommen. »Später«, hat er geheimnisvoll gemurmelt.
    Als ich meine Freundinnen verabschiede, ist es Zeit für mein Geschenk, finde ich.
    »Jetzt ist später«, sage ich.
    Wir stehen auf dem Weg zu unserem Haus, die Gardine bewegt sich. Papa hat darauf bestanden, dass ich früh nach Hause komme. Ich glaube, er hat sich vorgenommen, etwas strenger zu sein, aber ich bezweifle, dass er das lange durchhält.
    »Ach ja.« Daniel tut so, als würde er sich schlagartig erinnern. »Da war ja noch was ...« Er kramt in seiner Jackentasche. »Mach die Augen zu.«
    Ich schließe folgsam die Augen. Und spüre, wie er mir etwas umlegt.
    Es ist ein Silberkettchen mit einem Anhänger. Mit einem außergewöhnlichen Anhänger. Einer Rose. Schwarz und silbern. Und wunderwunderschön.
    »Danke«, flüstere ich.
    Er küsst mich. Ich bin mir bewusst, dass mein Vater am Fenster steht, das hemmt mich. Also wird es nur ein kleiner, kurzer, süßer Kuss, der mich traurig und ungeduldig zurücklässt. Ich bin glücklich und unglücklich zugleich.
    »Hattest du einen schönen Tag?«, fragt mein Vater, der mich hereinlässt.
    »Ja«, sage ich. »War echt schön.« Ich schaue ihn nicht mal an, als ich die Treppe hochstürme, in mein Zimmer.
    Ich kann nicht schlafen. Stattdessen

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