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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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bewusstlos in dieser Höhle lag.
    Wenn sie nicht Saiph pflegte oder sich etwas zu essen machte, durchstöberte Talitha Verbas Unterschlupf, auf der Suche nach irgendeinem Anhaltspunkt, wohin er aufgebrochen sein könnte. Oder sie saß, eingewickelt in mehrere Schichten Tierfelle, vor der Höhle und wartete auf seine Wiederkehr. Vergeblich.
    Orea brannte nicht mehr, aber nachts war die Finsternis mit Dutzenden und Aberdutzenden von Lichtern getüpfelt, neue Brände, die sich längs der Baumpfade ausbreiteten, diesen hölzernen Stegen, die die einzelnen Ansiedlungen Talarias miteinander verbanden. Irgendwann begriff Talitha, dass es sich dabei um die Folgen von Femtiten-Aufständen handeln musste und von Kämpfen, die die Sklaven gegen die regulären Truppen führten. Mit dem Herzen ganz bei den Unterdrückten, die sich endlich wehrten, beobachtete sie mit Sorge die Drachenformationen, diese winzigen Punkte, die sie unter den Talareth-Kronen kaum noch ausmachen konnte. Wenn sie überlegte, dass vielleicht ihr Vater dort im Sattel saß, hoffte sie inständig, dass er abstürzen möge, bezweifelte aber, dass ihr solch ein Glück beschieden sein würde. Im Grunde war ihr klar, dass ihr Vater sie nicht in Ruhe lassen, dass er sie jagen und nicht rasten würde, bis er sie endlich wieder in der Hand hatte.
    Unter den Kräutern, die Verba für sie zurückgelassen hatte, fand Talitha auch die Mixtur, mit der sie sich, auf dem Weg zu den Eisminen, die Haare gefärbt hatte. Seitdem waren sie ein gutes Stück nachgewachsen, und immer deutlicher war ein roter Ansatz zu erkennen. Sie färbte die Haare wieder grün, mit der Farbe, mit der sie unter den Femtiten nicht auffiel, und ging dabei so eifrig zu Werke, als könne sie nicht schnell genug alle Spuren ihrer Vergangenheit beseitigen. Rot war die Farbe ihrer Rasse und verkündete unmissverständlich: Sie war eine Talaritin, mochte es ihr auch noch so unerträglich sein. Sie hasste ihre Rasse so sehr, dass sie bereit war, sie mit allen Mitteln zu bekämpfen.
    Sie nahm Verbas Schwert und löste die Stofflappen, mit denen sie das Heft umwickelt hatte. Die Waffe erstrahlte in ihrem vollen Glanz. Stolz betrachtete sie sie in dem rötlichen Licht des Sonnenuntergangs, mit dem Cetus und Miraval die Wolken übergossen. Die Schneide sah aus wie in Blut getaucht.

    An den Tagen, während sie auf Saiphs Genesung wartete, nahm Talitha manchmal auch das Buch zur Hand, das Verba in der Eishöhle zurückgelassen hatte. Es war eigentlich nicht mehr als ein kleines Heft, das in abgegriffenes Leder gebunden war. Es schien uralt zu sein: Einige Seiten wirkten wie von der Zeit aufgelöst, andere waren unleserlich geworden. Aber wo noch etwas zu lesen war, konnte sie immer Verbas Handschrift erkennen, mit der er ihr das Pergamentblatt beschrieben hatte. Doch so sehr sich Talitha bemühte, ein paar Worte zu verstehen, es gelang ihr nicht. Diese Sprache war ihr völlig fremd.
    Während sie wieder einmal dasaß und überlegte, ob sie es behalten oder aus Enttäuschung verbrennen sollte, schlug Saiph die Augen auf.

    Im ersten Moment hatte er das Gefühl, wieder ein kleiner Junge zu sein, so wie damals, als er neben seiner Mutter in ihrer kleinen Kammer im Palast des Grafen Megassa erwacht war. Der begrenzte Raum zwang sie zu einer Nähe, die Saiph liebte. Und er mochte es, wenn er vor ihr wach wurde, denn dann hatte er Zeit, die Umarmung seiner Mutter zu genießen, ihre Wärme, ihren Duft. Mit geschlossenen Augen lag er dann da, presste sich eng an sie und kostete jeden Augenblick in vollen Zügen aus. Diese wenigen Glücksmomente am Morgen schenkten ihm genügend Kraft, mit der er alles überstand.
    Während er nun langsam wieder zu sich kam, war Saiph ganz erfüllt von diesem Gefühl, das er an jenen so lange zurückliegenden, halb vergessenen Morgen empfunden hatte.
    Wenn dies der Tod ist, will ich mich nicht groß beschweren , dachte er, und der Name seiner Mutter kam ihm in den Sinn, und er hauchte ihn, atemlos. Doch das Gefühl hielt nicht lange an.
    Nach und nach spürte er seinen Körper. Es war eine seltsame Empfindung, die von allen Gliedern ausging und ihm langsam in den Kopf hinaufzog, ähnlich einer unerträglichen Last, einer zu scharfen, zu starken Wahrnehmung seiner selbst, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Er wollte sich aufrichten, doch die Anstrengung verschlug ihm den Atem. Er sank zurück, seine Muskeln entspannten sich, und er fühlte sich etwas besser, doch die Last, die ihn

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