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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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um ebenfalls dem Stein nahe zu sein.
    »Ich denke, wir können uns auf den Baumpfad hinunterlassen«, sagte sie irgendwann leise.
    »Aber wie? Das Geflecht ist viel zu dicht, und wenn wir es durchschlagen, hinterlassen wir eine Spur ... Man wird uns finden ... Nein, wir müssen zum Stamm des Talareths, von dem diese Äste ausgehen. Dort werden wir bestimmt eine natürliche Öffnung finden, durch die wir hindurchklettern können.«
    So bewegten sie sich weiter an der Röhre entlang, bis die Äste immer dicker wurden. Plötzlich glitt Saiph durch eine Lücke und ließ sich fallen. Ohne lange nachzudenken folgte das Mädchen ihm und landete unsanft, mit schmerzenden Gliedern, auf dem Boden des Baumpfads. Erleichtert atmete sie auf, als sie über sich nichts weiter als das Dach aus Laub und Ästen und darüber, kaum noch auszumachen, den Himmel sah.
    Es dauerte eine Weile, bis sie, dank der in der Röhre angebrachten Luftkristalle, wieder normal atmen konnte. Dann schaute sie sich lange nach allen Seiten um: niemand zu sehen. Sie hatten es geschafft.
    »Endlich«, murmelte sie.
    »Na, bist du noch stark genug, um weiterzulaufen?«, fragte Saiph und lächelte sie an.
    »Aber sicher. Schließlich müssen wir so schnell wie möglich aus dem Reich des Sommers hinaus.«

    Entschlossen stand sie auf, reckte und streckte ihre schmerzenden Glieder und reichte Saiph die Hand. So wanderten sie durch den düsteren Laubtunnel, dessen Wände mit Moos bewachsen waren, während immer wieder dürre Äste und Schlingpflanzen den Weg versperrten. Der Baumpfad schien tatsächlich kaum benutzt zu werden.
    Die ganze Nacht marschierten sie, doch von einem Dorf oder einer Siedlung keine Spur. Meile um Meile erstreckte sich, uneben und gewunden, die Röhre vor ihnen. Die Talareths, die sie trugen, wechselten einander ab, und konnten die Flüchtenden manche Abschnitte auf Stegen dahinwandern, die über den Ästen verlegt waren, so mussten sie an anderen Stellen über schmale quietschende Holzbretter balancieren, die alles andere als sicher aussahen.
    Talithas Lider wurden immer schwerer, aber sie weigerte sich zu rasten. Denn sobald sie sich ausruhte, würde sie die ganze Anspannung, die sie wandernd erfolgreich von sich fernhielt, mit einem Mal überfallen.
    Es war die dritte Stunde des Tages, als Saiph endlich stehen blieb. »Herrin, wir müssen eine Pause machen.«
    »Je weiter Messe hinter uns liegt, desto sicherer fühle ich mich«, entgegnete sie und machte noch ein paar Schritte.
    »Hier ist niemand, und wir sind schon weit gekommen. Außerdem haben wir dort unten ganz ordentlich für Verwirrung gesorgt. Sie werden uns erstmal in der Stadt suchen.«
    Sie ließ sich überzeugen, blieb stehen und machte es sich auf dem Boden bequem. Saiph holte zwei der Davim-Früchte, die er in der verlassenen Fabrik geerntet hatte, aus der Tasche und reichte eine dem Mädchen. Sie schmeckten nach nichts, füllten aber immerhin den Magen.
    Danach genoss Talitha noch etwas die Stille, in der nur das
Summen von Insekten und das Gezwitscher einiger Vögel zu hören war. Nach allem, was sie in Messe erlebt hatten, sehnte sie sich nach friedlicher Ruhe und hätte vorher sicher nicht geglaubt, sie in dieser Einöde zu finden. Sanft schaukelte die Baumröhre in der Morgenbrise. Sie waren so allein wie noch nie zuvor, allein mit ihrem Schicksal. Einen Moment lang überkam sie wieder dieser Gefühlsüberschwang, der sie dazu getrieben hatte, das Kloster in Brand zu stecken und Saiph zu befreien. Aber es war wirklich nur ein Augenblick, dann spürte sie wieder das Schwert auf ihrem Rücken und erinnerte sich, dass an der Klinge noch das Blut des jungen Gardisten klebte. Und vielleicht würde sie noch mehr Blut vergießen müssen, um die Wüste zu erreichen und das Vordringen von Cetus aufhalten zu können.
    »Hast du dir die Freiheit so vorgestellt?«, fragte sie Saiph ganz unvermittelt.
    Der blickte sie fragend an und schwieg lange, während er das letzte Fruchtfleisch von seinem Davim-Kern abnagte.
    »Du weißt genau, dass ich nie auf eine Flucht aus war.«
    Er warf den Kern durch eine Lücke im Geflecht der Äste. Talitha fragte sich, ob er auf fruchtbaren Boden fallen, keimen und Früchte tragen würde. Im Grund war auch ihre Mission ein Sprung ins Unbekannte, auf fremdes, abweisendes Gebiet, ein Unternehmen mit ungewissem Ausgang.
    »Wir Femtiten träumen gar nicht davon, frei zu sein«, fuhr Saiph fort.
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Aber es stimmt. Hast

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