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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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bleich wie selten, nach oben gerichtet, während er sich mit den Armen krampfhaft am Dach festhielt.
    »Sag nichts, wir haben erst die Hälfte geschafft«, kam sie möglichen Einwänden von ihm zuvor.
    Es war nicht schwieg, das Dach hinaufzusteigen, die Neigung war gering. Sie mussten nur das Knacken und Knarren der morschen Holzbretter überhören, die sich unter ihrem Gewicht bogen. Bald hatte Talitha den Ast entdeckt, der für sie infrage kam. Er war vom Dach gerade einmal zehn Ellen entfernt, eine Distanz, die sie mit ihren Fähigkeiten zu überbrücken gedachte. Unter diesem Ast blieb sie stehen, wühlte einen Moment lang in ihrer Tasche und holte ein Seil hervor, das sie in Lantis Keller gefunden und mitgenommen hatte. Langsam entrollte sie es, hielt aber plötzlich inne.
    »Was ist denn?«, fragte Saiph.
    »Kennst du dich mit Knoten aus?«

    Mit einem Lächeln nahm ihr Saiph das Seil aus der Hand. Talitha hasste es, zugeben zu müssen, dass sie in praktischen Dingen nicht sehr geschickt war. Hals über Kopf hatte sie sich in dieses Abenteuer gestürzt, doch ohne Saiph hätte ihre Flucht nicht lange gedauert.
    »Ich frage mich nur, wie wir das Seil dort hinaufbefördern wollen«, sagte er, als er fertig war.
    »Das überlass mal mir«, erwiderte Talitha.
    Sie nahm die Schlinge, die Saiph geknotet hatte, in die Hand und ließ sie rotieren, erst langsam, dann immer schneller. Dabei erstrahlte der Luftkristall auf ihrer Brust, und kurz darauf schien sein bläuliches Licht das Seil entlangzulaufen. Talitha ließ los, und sofort sprang die Schlinge in die Höhe und blieb an einem Vorsprung des Astes hängen. Sie brauchte nur noch zu ziehen, um das Seil zu befestigen.
    »Du erstaunst mich immer wieder, kleine Zauberin«, bemerkte Saiph anerkennend.
    »Dabei habe ich das vorher nie geübt«, gestand das Mädchen, von sich selbst und dem Resultat beeindruckt. »Aber ich habe mir gedacht, wenn ich einer Haarnadel das Es eingeben kann, müsste es auch mit einem Seil funktionieren. Das Prinzip ist das gleiche.«
    »Schwester Pelei wäre stolz auf dich«, sagte Saiph.
    Talitha versetzte es einen schmerzhaften Stich, als sie diesen Namen hörte.
    »Bestimmt«, murmelte sie. Dann riss sie sich aus ihren Gedanken und prüfte die Haltbarkeit der Schlinge, indem sie mit beiden Händen kräftig daran zog. »Halte dich gut an mir fest«, sagte sie.
    Saiph gehorchte. Wieder konzentrierte sich seine Herrin mit allen Sinnen, der Luftkristall ließ das Seil erstrahlen, und
schon begann es, sich aufzuwickeln und die beiden auf diese Weise langsam hinaufzuziehen.
    Es dauerte, und bald brannten Talithas Arme so, dass sie sie sich kaum noch halten konnte, aber sie biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf, den Zauber nicht abreißen zu lassen. Als ihre Finger endlich das Holz des Talareths erreichten, klammerte sie sich sofort daran fest, nahm noch einmal alle Kräfte zusammen und zog sich hinauf.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Saiph, der gleichzeitig hinaufgeklettert war.
    Im ersten Moment bekam Talitha keine Luft, um ihm zu antworten. Sie bedeutete ihm, einen Augenblick zu warten, und sah dann zu, wie er das Seil aufrollte. Endlich beruhigte sich ihr Atem. Aber ihre Arme schmerzten, dass es kaum auszuhalten war.
    »Das war härter als gedacht«, stöhnte sie. Einen Moment lang schwieg sie und sah zu beiden Monden hinauf, die durch das Geäst lugten. »Es ist alles härter als gedacht ...«
    Saiph blickte sie aufmerksam an. »Was meinst du, Herrin?«
    Sie wich seinem Blick aus. »In meiner Fantasie habe ich mir alles anders ausgemalt. Schläge taten nicht weh, die Gardisten waren nicht so grausam, und zu töten ... zu töten ...« Ihre Stimme ging in einem Schluchzer unter.
    »Wir können unsere Pläne auch ändern, unsere Mission aufgeben. Keiner zwingt uns dazu. Wir könnten uns einen Ort suchen, weit weg, wo uns keiner findet, und ein neues Leben beginnen.«
    Talitha schüttelte den Kopf. »Und es einfach hinnehmen, dass Cetus unsere Welt zerstört? Nein. Niemals! Es gibt kein Zurück. Nach dem, was ich getan habe, ist nichts mehr, wie es vorher war. Aus diesem Albtraum gibt es kein Erwachen.
Obwohl, eigentlich habe ich mich noch nie so wach gefühlt wie im Augenblick, war noch nie so klar im Kopf.«
    Sie sprang auf.
    »Komm, wir müssen weiter«, rief sie, und in ihrer Stimme lag eine Entschlossenheit, die sie bis dahin nicht an sich gekannt hatte.
    »Wollen wir nicht heute Nacht hierbleiben?«
    Sie schüttelte den

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