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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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Zeit durch das Wasser getaucht und geschwommen waren und dann, als sie sich endlich sicher genug fühlten, gegen die Strömung angekämpft hatten und mühsam ans Ufer gelangt waren.
    »Und die Kombattantin?«
    »Ich weiß es nicht, und will es auch gar nicht wissen. Vielleicht
hält sie uns für tot, und tatsächlich hätte nicht viel daran gefehlt.«
    In der Ruine eines verfallenen Bauernhauses hatten sie die Nacht verbracht.
    »Deine Stirn hat geglüht, aber du warst noch bei Bewusstsein.«
    Vage erinnerte sich Saiph an das ein oder andere, doch alles verschwamm wie die Konturen eines Traumes.
    Die Strömung hatte sie nach Norden getrieben, und dieser Richtung waren sie gefolgt, als sie sich vor Sonnenaufgang wieder auf den Weg gemacht hatten. So hatten sie sich weitergeschleppt, bis sie zu einer verlassenen Herberge gelangt waren, wo Saiph vollends das Bewusstsein verloren hatte.
    »Ich habe dich hier hineingeschleift, in ein Bett gesteckt und warm eingepackt. Und es scheint geholfen zu haben. Wie ich sehe, hast du dich erholt. Oder wie fühlst du dich?«
    »Na ja, ich kann mich kaum bewegen und fühle mich wie eingerostet.«
    »Auf alle Fälle glühst du nicht mehr, und die Suppe wird dich hoffentlich wieder zu Kräften bringen.«
    Talitha reichte ihm eine Schüssel voll, und Saiph trank sie praktisch in einem Zug aus.
    »Ach ja, das Wichtigste habe ich dir noch gar nicht erzählt«, sagte sie, als sie die leere Schüssel entgegennahm. »Schau mal aus dem Fenster.«
    Durch die zerbrochenen Scheiben fiel der Blick auf leuchtend rote Blätter.
    »Nein ...«, murmelte Saiph fassungslos.
    Talitha lächelte. »Ich denke, die Strömung hat uns so weit mitgezogen. Saiph, wir sind im Reich des Herbstes!«
    »Ach, das ist endlich mal eine gute Nachricht.«

    »Aber jetzt denk erst mal nur daran, wieder auf die Beine zu kommen«, fuhr sie fort, während sie sich wieder zu dem Kessel auf dem Herd wandte, in dem die Suppe köchelte. »Iss noch etwas mehr, sie ist vielleicht ein wenig wässrig, aber sie tut dir sicher gut.«
    Schweigend aßen sie. Dabei blickte Saiph Talitha immer wieder aus den Augenwinkeln an, denn er spürte, dass sie ihm etwas verheimlichte.
    »Alepha ist weniger als eine Tageswanderung entfernt«, verkündete sie, nachdem sie ihre Ration verzehrt hatte. »Es ist soweit. Bald werden wir Lebithas Wunsch erfüllen und den Ketzer treffen.« Bei diesem letzten Satz zitterte ihr fast die Stimme, so als sei diese Aussicht zu schön, zu gewaltig, um sie in Worte zu fassen.
    »Mir geht’s auch schon viel besser«, erklärte Saiph, »meinetwegen können wir morgen aufbrechen.«
    »Nein, nein«, bremste sie ihn, »so eine Wanderung käme für dich noch zu früh, zumindest einen weiteren Tag solltest du dich noch ausruhen. Allerdings haben wir keine Vorräte mehr, und zudem habe ich meinen Luftkristall im Wasserfall verloren. Ich brauche unbedingt einen neuen. Sonst kann ich nicht zaubern, und zum Atmen sind wir vielleicht auch mal drauf angewiesen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass ich allein nach Alepha gehen werde.«
    Saiph blickte sie lange schweigend an.
    »Das ist viel zu gefährlich«, murmelte er schließlich.
    »Nein, wieso? Es ist nur dein Gesicht, das man auf allen Steckbriefen sieht, nur du wirst gesucht. Mich kennt hier keiner.«
    »Du brauchst aber jemanden, der dir hilft«, entgegnete er
heftig und machte Anstalten aufzustehen, doch seine Beine trugen ihn nicht, und er sackte auf dem Boden zusammen.
    »Siehst du«, sagte Talitha, während sie ihm aufhalf. »Du kannst noch nicht mal laufen. Ich erledige das. Vertrau mir. Wenn ich mich beeile, kann ich am frühen Nachmittag in Alepha sein.«
    »Wir könnten uns doch auf andere Weise einen Luftkristall besorgen. Wir montieren einfach einen von der Hülle eines Baumpfads ab«, schlug Saiph vor.
    Sie riss vor Staunen den Mund auf. »Bist du wahnsinnig? Einen Luftkristall aus einem Baumpfad zu stehlen, gilt als Verbrechen. Darauf steht die Todesstrafe.«
    Saiph lächelte. »Und wenn schon? Ich werde schließlich wegen Brandstiftung, Mord, Entführung und einem Dutzend weiterer Straftaten gesucht.«
    »Das ist es ja nicht allein«, erwiderte Talitha. »Alle Kristalle längs der Baumpfade sind durch spezielle Zauber gesichert. Dafür haben die Priesterinnen gesorgt. Deswegen wagt auch niemand, sie zu stehlen. Würden wir uns auch nur an einem einzigen vergreifen, wüssten die Orantinnen sofort, wo wir uns aufhalten. Sie würden unsere Gegenwart

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