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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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Gurt ihrer Wandertasche.
    »Was mag nur mit diesem Haus passiert sein?«, murmelte sie, während sie sich noch einmal umschaute.
    »Eben das, was in ganz Talaria passiert, in ganz Nashira«, antwortete Saiph, der zu ihr getreten war.
    Sie durchstöberten auch den Küchenschrank, fanden aber nichts Brauchbares.
    »Wir sollten es auch mal in den anderen Häusern versuchen«, sagte Saiph und ging schon aus der Tür hinaus, »vielleicht ist dort ...«
    Mitten im Satz brach er ab und verschwand plötzlich.
    »Saiph!«, rief Talitha. Das Schwert zu ziehen und hinauszurennen war eins. Saiph lag bäuchlings vor der Tür, und eine braun gekleidete Gestalt war über ihm, hatte ihm das Knie ins Kreuz gepresst und fesselte ihm bereits die Hände.
    Talitha stürmte los, doch die Kombattantin sprang hoch, streckte einen Fuß aus, traf mit voller Wucht die Klinge und trat ihr das Schwert aus der Hand. Dann drehte sie sich blitzschnell, und nur mit knapper Not konnte sie den Kopf zurückziehen und dem folgenden Tritt, gegen den Unterkiefer, ausweichen.

    Zur nächsten Attacke bereit, nahm die Kombattantin sofort wieder Kampfstellung ein. Schon schnellte sie vor, doch Saiph, hinter ihr am Boden, war geistesgegenwärtig genug, ihren Knöchel zu packen. Die Kriegerin kam aus dem Gleichgewicht und prallte mit dem Kinn auf den Boden. Nicht der geringste Laut drang unter der Maske hervor, einige Augenblicke blieb die Frau benommen liegen.
    Saiph sprang auf. »Lauf!«, rief er Talitha zu, aber die war bereits wie der Blitz losgeschossen.
    Schon sahen sie den Steg vor sich, wie ein Fata Morgana, sehr nah und sehr fern zugleich. Da huschte plötzlich ein Schatten an ihnen vorbei, und die Kombattantin sprang auf die Brücke. Jetzt stand sie vor ihnen, reglos, atmete ruhig tief ein und aus.
    Undeutlich funkelte etwas in der Hand der Kämpferin. Talitha erkannte es. Eine Glasscherbe.
    »Nein!«, rief Saiph hinter ihr.
    Doch die Kombattantin senkte den Arm, sprang und durchtrennte gleichzeitig mit der scharfen Scherbe das Seil, mit dem der Steg befestigt war. Wie in einem Albtraum löste sich die Brücke, verlor die Spannung, schaukelte hin und her und hing dann schlaff am Fels hinunter. Sie saßen fest.
    Mit theatralischer Geste warf die Kriegerin die Scherbe in die Tiefe und setzte zum Sprung an, auf die beiden zu. Im Bruchteil eines Augenblicks begriff Talitha: Ihr Leben hing am seidenen Faden, und mit dem Schwert konnten sie sich nicht verteidigen. So ergriff sie kurz entschlossen Saiphs Hand und rannte los, weg von der Kombattantin und wieder auf die Häuser zu.
    Sie rannte und rannte, so schnell die Beine sie trugen, raffte bei dem Haus, wo sie überrascht worden waren, ihr
Schwert vom Boden auf, und rannte weiter bis zum anderen Ende des Dorfes. Saiph neben ihr keuchte. Dahinter die leichtfüßigen Schritte der Kombattantin auf dem Fels; Talitha meinte sogar zu spüren, wie sich deren Muskeln und Glieder anspannten und zum Sprung bereit machten. Doch sie blieb nicht stehen, zwang sich, nur nach vorne zu schauen.
    »Vertrau mir«, rief sie aus vollem Hals, packte Saiph mit aller Kraft am Arm und hob ab zu einem Sprung ins Leere, auf den Wasserfall zu. Undeutlich hörte sie Saiph noch schreien, während ihr schon die ersten Wassertropfen ins Gesicht spritzten. Sie flog, und einen Augenblick lang meinte sie, Ewigkeiten so zwischen Luft und Wasser schweben zu können, und ein Gefühl der Allmacht überkam sie. Dann zog der Abgrund sie erbarmungslos an.

28
    S aiph schreckte hoch. Er schlug die Augen auf und schaute sich um: ein Fenster, ein Tisch, ein Bett. Ein angenehmer Geruch in der Luft. Auf der Haut spürte er das raue Gewebe einer Decke. Dieser Ort war ihm völlig unbekannt. Wo war er?
    »Talitha!«, rief er.
    »Guten Morgen«, antwortete sie, legte den Löffel auf den Tisch, mit dem sie in der Suppe gerührt hatte, und trat zum Bett. »Geht’s dir besser?«, fragte sie und betastete dabei seine Stirn. »Ich hab mich ganz schön um dich sorgen müssen, dummer Sklave.«
    »Was ist passiert?«, fragte Saiph verwirrt.
    Das Mädchen schaute ihn verwundert an. »Kannst du dich an nichts erinnern?«
    Saiph versuchte zurückzudenken, doch das Letzte, woran er sich erinnerte, war der Aufprall auf dem Wasser und ein entsetzlicher, unerträglicher Luftmangel.
    »Ich hab es mit dem Schwebezauber versucht. Und es hat geklappt, wir haben überlebt.«
    Talitha erzählte ihm die ganze Geschichte. Wie sie unter dem Wasserfall gelandet und noch lange

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