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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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da, entdeckt zu werden. Rasch verbarg sie ihr Gesicht, indem sie sich mit einer Hand die Kapuze tief über die Stirn zog. Sie hatte eine Frau angerempelt, deren üppige Brüste nur mit Mühe von einer dicken Jacke mit langen Ärmeln gefasst wurden. Sie blieb bei dem Mädchen stehen.
    »Bist du zum ersten Mal in Alepha?«, fragte sie. Talitha nickte, und die Frau lächelte sie an. »Dann ist mir alles klar. Bei diesem Blick kann man schon ins Träumen geraten. Trotzdem solltest du drauf achten, wo du hinläufst.« Sie winkte ihr noch einmal zu und setzte dann ihren Weg fort.
    Talitha atmete erleichtert auf. Du musst besser auf der Hut sein , ermahnte sie sich.
    Der Baumpfad endete an einer Bergflanke. Die Äste waren auf so wunderbare Weise verflochten, dass sie einen perfekt runden Torbogen bildeten, und die geometrischen Muster, mit denen er verziert war, wirkten derart exakt, als seien sie nicht aus lebendem Holz geformt, sondern von einem erfahrenen Kunstschreiner geschnitzt worden. Doch Talitha hatte keine Zeit für solche Betrachtungen, denn dieses Tor wurde von zwei Gardisten bewacht. Ihr Herz begann zu rasen und
pochte noch schneller, als sie die verschiedenen Steckbriefe sah, die links und rechts des Bogens angeheftet waren. Obwohl sie größtenteils verblichen waren, sodass sie die Gesichter nicht klar erkennen konnte, musste unter den Gesuchten auch Saiph sein.
    Bleib ruhig , ermahnte sie sich selbst. Geh einfach vorüber, als wenn nichts wäre .
    So näherte sie sich dem Tor. Kontrolliert wurde unregelmäßig und aufs Geratewohl. Offensichtlich war Alepha eine wichtige Stadt, und es herrschte reger Durchgangsverkehr, so dass es unmöglich gewesen wäre, alle Passanten anzuhalten, ohne dass sich eine lange Schlange gebildet hätte. Sie schloss zu einem Mann auf, der einen Vogelbauer vor sich her trug, darin verschiedene Vögel mit dunkelgrünem Gefieder die wahrscheinlich als Delikatesse für die Tafel irgendeines reichen Herrn bestimmt waren. Die Gardisten würdigten die beiden, die da Seite an Seite an ihnen vorüberschritten, kaum eines Blickes, und Talitha jubelte innerlich, während sie sich nach außen hin bemühte, gleichgültig, mit gesenktem Kopf, weiterzugehen. Nach gut zehn Schritten aber musste sie stehen bleiben. Der breite Baumpfad ging plötzlich in eine steile Holztreppe über, zwischen Felswänden, die mit verflochtenen Schlingpflanzen überzogen waren.
    Die Treppe war so schmal, dass man nur hintereinander gehen konnte. Talitha ließ den Mann mit dem Käfig vor und klemmte sich hinter ihn.
    Alepha war während des Antiken Krieges geplündert worden, und die Talariten gedachten dieses Ereignisses als einer Ruhmestat, weil die Stadt wegen ihrer Lage mit nur wenigen verwinkelten Zugängen als uneinnehmbar gegolten hatte.
    Am Fuß der Treppe lag die eigentliche Stadt. Sie erstreckte
sich in konzentrischen Kreisen, die jeweils über eine breite Allee verfügten und über ein enges Netz aus kleineren Gassen miteinander verbunden waren. Fünf solcher Ringe gab es, und jeder einzelne war von einer Mauer begrenzt. Breite Tore, die aus dem rötlichen Felsgestein der umliegenden Berge errichtet waren, führten durch die Mauer in den nächsten Ring.
    Talitha blieb stehen und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Welche Stelle mochte für einen Kerker am geeignetsten sein? In Messe waren die Arrestzellen in einem Gebäude neben dem Palast der Garde untergebracht. Vielleicht war es hier ebenso. Aber wo lag der Gardepalast?
    Da erkannte sie ein massives Gebäude im vierten Ring, der sie vom Stil her an den Gardepalast in Messe erinnerte. Der Anblick versetzte ihr einen Stich; das musste er sein. Sie prägte sich seine Lage genau ein und stieg weiter in die Stadt hinunter.
    Alepha war ein wenig wie die Zitadelle in Messe, nur viel größer: Die Gebäude waren alle aus Stein, viele mit rosaroten Ornamenten verziert und mit kreisrunden Fenstern ausgestattet. Die Straßen waren mit glatten, abgerundeten Steinen gepflastert, die sich zu Mosaiken in verschiedensten Grau-und Rottönen fügten. Allerdings lief es sich nicht sonderlich bequem über dieses Pflaster, denn obwohl von den Schritten vieler Generationen abgeschliffen, gab es überall unebene Stellen, an denen man leicht ins Stolpern geriet.
    Auch die Häuser der äußeren Ringe hatten Fassaden aus bunten Steinen. Die ganze Stadt sah kunterbunt aus, vielgestaltig, abwechslungsreich, und jeder Neuankömmling war fasziniert von dem

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