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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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umzusetzen.
    »Heute will ich zu Beginn nur einmal herausfinden, wie weit deine Begabungen reichen. Ich weiß schon, dass deine Resonanz nicht sehr ausgeprägt ist«, fuhr die Priesterin fort.
    Talitha wurde noch unwohler zumute. »Meine Schwester war sehr begabt, aber meine Resonanz ist offenbar wirklich ziemlich dürftig. Mein Vater hatte ja auch schon entschieden, dass nur sie ins Kloster sollte, während ich eine Ausbildung
bei der Garde machen durfte, eigentlich das Einzige, wofür ich mich wirklich interessiere.«
    Schwester Pelei nickte nur und erklärte dann sachlich: »Offensichtlich hat man dich nicht richtig informiert, Talitha. Die Resonanz ist nur eine Voraussetzung unter verschiedenen, auf die es in der Magie ankommt.«
    Das Mädchen blickte sie verblüfft an, und die Priesterin lächelte amüsiert.
    »Von der Zauberei hast du wirklich keine Ahnung, oder?«
    »Nein. Sie sollte ja nie meine Bestimmung sein.«
    »Genauso wenig wie Waffen die meine, trotzdem habe ich mit ihnen umzugehen gelernt. Ich stamme nämlich auch aus einem vornehmen Hause ab, ich bin die Tochter des Grafen von Areppe und habe in der Garde gelernt, wie man ein Schwert führt.«
    Der Blick von Talitha hellte sich auf, und Schwester Pelei war so klug, ihre erwachte Neugier auszunutzen.
    »Und ich verrate dir noch mehr. Ich war sogar sehr gut darin, die Beste meiner Klasse.«
    Sofort kam Talitha eine Frage in den Sinn, wagte aber doch nicht, sie zu stellen. Nach den Erfahrungen mit Schwester Dorothea hatte sie keine Lust, sich wieder wegen nichts eine Strafe einzufangen.
    »Sag nur, was dich bewegt«, forderte die Priesterin sie auf, die wohl ihre Gedanken erraten hatte. »Du musst mich nicht erst um Erlaubnis bitten, bevor du den Mund aufmachst. Das sind nicht meine Methoden.«
    Talitha gab sich einen Ruck. »Warum habt Ihr die Garde verlassen?«
    Mit einem Seufzer lehnte sich Schwester Pelei auf ihrem Stuhl zurück. »Wir können nicht immer tun, was wir gern
wollen ... Und zu kämpfen war nicht meine Bestimmung. Trotzdem, ich hatte Spaß daran, großen Spaß, und die Ausbildung an den Waffen war mir sehr nützlich, als ich als Priesterin auf Wanderschaft ging. Auch damals waren die Straßen schon unsicher, obwohl noch nicht diese Not herrschte wie jetzt durch die anhaltende Trockenheit, und wir, dank Mira, noch wussten, was ordentliche Regengüsse sind.«
    Talitha fand die Frau immer sympathischer, auch wenn sie diesem Gefühl nicht ganz traute: Schließlich war und blieb sie eine Priesterin.
    Schwester Pelei musterte das Mädchen eine Weile und fragte dann unvermittelt: »Erklär mir doch mal, was du unter Resonanz verstehst.«
    »Nun, ja ... also, Resonanz ist die Fähigkeit, die magischen Eigenschaften des Luftkristalls zu aktivieren. Damit ist Resonanz die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Zauber. Je schwächer die Resonanz, desto geringer die magischen Fähigkeiten. Wer gar keine Resonanz besitzt, kann auch nicht zaubern.«
    »Sehr schön gelernt. Allerdings ist das bloß die eine Seite der Medaille ist, oder genauer gesagt das, was in den Büchern steht. Aber häufig ist das Leben vielfältiger und komplizierter. Kein Zweifel, Resonanz ist wichtig. Aber auch Personen mit einer schwachen Resonanz können große Zauber vollbringen.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Wer eine starke Resonanz besitzt, muss weniger an sich arbeiten: Es fällt ihm leichter, sozusagen spontan, einen Zauber zu vollbringen«, sagte sie und schnippte dabei mit den Fingern. »Wer, so wie du, nur eine schwache Resonanz besitzt, muss eben die Ärmel hochkrempeln. Doch mit viel
Üben und Lernen schafft er es, so gut wie alle anderen zu werden.«
    Talitha ließ sich nicht beeindrucken.
    »Das scheint dich wirklich nicht besonders zu interessieren?«
    »Verzeiht, Schwester, ich wollte nicht respektlos erscheinen«, murmelte sie, immer noch auf der Hut.
    »Schon gut, darum geht es nicht. Aber Magie, Resonanz, all diese Dinge üben keinerlei Faszination auf dich aus. Du bist eben eine Kadettin, nicht wahr?«
    Diese Worte ließen Talithas Herz höher schlagen. »Ja, wenn ich ganz ehrlich sein darf ... Ich bin Kadettin und werde es für immer bleiben.«
    Schwester Pelei stand auf. »Folge mir.«
    Sie verließen das Gebäude mit den Klassenräumen und gelangten über einen der Laufstege zu einem niedrigen, nüchtern und streng wirkenden Gebäude, vor dem eine Kombattantin wachte. Reglos, die Arme verschränkt, stand sie da und versteifte sich nur ein ganz klein

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