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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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Unterrichtsstunde gegangen, überzeugt, es auf Anhieb zu können. Stattdessen hatte sie feststellen müssen, dass der eigene Kopf mindestens so schwer zu bezwingen war wie ein bewaffneter Gegner.
    »Konzentriere dich! Ich habe noch nie erlebt, dass ein Luftkristall so träge bleibt«, feuerte Schwester Pelei sie an. »Du weißt, die Tricks mit dem Schwert werde ich dir erst dann beibringen, wenn du gelernt hast, deine Resonanz richtig auf den Luftkristall einwirken zu lassen.«
    »Das schaffe ich doch nie«, murmelte Talitha mutlos.
    »Natürlich schaffst du das. Aber du musst dich wirklich anstrengen. Wenn ich mitbekomme, dass du dich hängen lässt, wenn ich merke, dass du weniger tust, als in deinen Möglichkeit liegt, bekommst du es mit mir zu tun. Haben wir uns verstanden?«

    Talitha nickte erschöpft.
    »Gut, dann reicht das für heute«, erklärte Schwester Pelei mit einem Lächeln. »Heute Abend, bevor du zu Bett gehst, machst du noch ein paar von den Übungen, die ich dir gezeigt haben. Klar? Ich möchte, dass du morgen imstande bist, dich wenigstens drei tiefe Atemzüge lang zu konzentrieren. So, und nun warten wir auf die anderen. Ach ... da sind sie ja schon.«
    Unter Talithas fassungslosem Blick füllte sich der Saal mit den Schülerinnen. Es waren alles kleine Mädchen, Kinder. Die meisten so um die sechs Jahre alt, einige sogar noch jünger, und nur vier oder fünf Mädchen mochten vielleicht zehn Jahre alt sein. Fröhlich lärmend strömten sie herein und setzten sich rasch auf ihre Plätze in den Bänken. Als sie Talitha erblickten, musterten sie sie aufmerksam, zeigten mit den Fingern auf sie und kicherten dabei. Talitha wurde so unbehaglich zumute, dass sie sich wünschte, der Boden unter ihr möge sich öffnen und sie verschlingen.
    Schwester Pelei klatschte in die Hände, und sofort wurde es still.
    »Wie ich sehe, habt ihr euere neue Mitschülerin bereits bemerkt. Sie heißt Talitha und kommt aus Messe. Da sie sehr spät erst begonnen hat, ihre Resonanz zu fördern, sitzt sie jetzt mit euch Jüngeren zusammen. Wer sie deswegen neckt und oder sich wenig schmeichelhafte Bemerkungen wegen ihres Alters erlaubt, wird sofort bestraft. Habt ihr mich verstanden?« Die Kinder schwiegen, und die Erzieherin ließ den Blick ruhig über sie hinwegschweifen. »Sehr gut, dann können wir ja anfangen.«
    Zu Talithas großer Erleichterung, wurde es eine theoretische Unterrichtsstunde. Sie hatte den Eindruck, dass die
Lehrerin es ihretwegen so eingerichtet hatte. Schwester Pelei stellte allgemeine Fragen zum Luftkristall und seinen magischen Eigenschaften, und die Schülerinnen wetteiferten darum, wer als Erste den Finger in die Luft schnellen ließ und eine Antwort geben konnte. Es herrschte eine ungewöhnlich gelöste Atmosphäre, und den Mädchen schien der Unterricht fast Spaß zu machen. Für jede richtige Antwort verteilte Schwester Pelei einen Punkt auf einer kleinen Tafel vor ihrem Pult. Wer die meisten Punkte sammelte, bekam eine Fleißnote eingetragen. Auf diese spielerische Weise erfuhr Talitha, ohne große Anstrengung, ein wenig mehr von der Welt der Magie, von der sie sich bisher immer ferngehalten hatte. Sie lernte, dass die Magie nicht direkt auf das zu verzaubernde Objekt einwirkte, sondern zunächst einem Luftkristall eingegeben werden musste, um dann auf das Objekt übertragen zu werden. So ermöglichte es ein gut aufgeladener Kristall zum Beispiel, Lasten zu befördern, die eine Priesterin mit ihrer bloßen Muskelkraft niemals von der Stelle hätte bewegen können, oder aus großen Höhen sanft herabzuschweben, was die Wanderpriesterinnen gern auf ihren Reisen nutzten. Und als Allerwichtigstes lernte Talitha: Bei einem Zauber wurde Energie verbraucht, und zwar sowohl die des Magiers als auch die des Luftkristalls, mit der Folge, das besonders mächtige Zauber sogar zum Tode führen konnten. All das notierte sie sich auf den Blättern, die sie erhalten hatte, wobei sie versuchte, so klein wie möglich zu schreiben, damit sie mit dem Papier lange auskam.
    Als die Glocke den Unterricht beendete, schrak sie auf. Sie hatte die Zeit völlig vergessen und nicht das Gefühl, dass bereits eine ganz Stunde vergangen war.
    Sie folgte ihren kleinen Mitschülerinnen aus dem Klassenraum
und stieß vor der Tür auf die Mädchen ihres Alters, die zum Fortgeschrittenenunterricht kamen.
    Grele baute sich vor ihr auf. »Ach, wen haben wir denn da ...«
    Talitha versuchte, sie zur Seite zu schieben, doch die

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