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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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einzuschlagen.
    »Ich schaff es nicht. Versuch du es mal mit Verbas Schwert«, sagte sie, während sie ein Stück hinunterkletterte und Talitha Platz machte.
    »Was denn?«, fragte das Mädchen verwirrt, während Schwester Pelei sie weiter hinein in den Durchgang schob.
    »Der Luftkristall hoch über dem Kloster wurde durch einen Schacht hinaufbefördert, der sich direkt über uns befinden müsste. Danach wurde er zugemauert. Aber alle hundert Jahre, wenn die Energie des Kristalls zur Neige geht, öffnet man ihn, und daher dürfte die Mauer nicht allzu widerstandsfähig sein. Mit deinem Schwert wirst du sie sicher durchbrechen können. Los, Talitha, versuch es, so fest du kannst!«

    Während die Priesterin sie festhielt, nahm Talitha das Schwert in beide Hände und schlug mit aller Gewalt zu. Immer mehr Putz und Steinsplitter regneten von der Decke herab, doch sie gab nicht nach, bis sie plötzlich einen starken Luftzug spürte.
    »Ich hab’s geschafft!«
    »Wunderbar. Jetzt holen wir Saiph und verschwinden.«
    Der Sklave lag bäuchlings auf dem Boden, das Gesicht auf dem Holz, den Kopf unmittelbar vor dem Aufzugschacht, dort, wo noch Luft zum Atmen war. Als Schwester Pelei seine Arme ergriff, fand er die Kraft, sich hochzustemmen.
    Gemeinsam halfen sie ihm in den Schacht hinauf über den Zahnrädern und machten sich bereit, ihm nachzuklettern.
    »Geh du voraus, ich gehe als Letzte«, sagte Schwester Pelei zu der Schülerin.
    »Nein, Schwester, nicht nötig, ich sichere hinten ab.«
    »Geh voraus, hab ich gesagt, wir haben keine Zeit für solche Höflichkeiten!«
    Talitha stemmte sich hoch und blickte sich dann noch einmal zu der Erzieherin um.
    »Danke, Schwester ... Warum tut Ihr das für uns?«
    Schwester Pelei lächelte angespannt. »Ich weiß es nicht, aber vielleicht weil du wirklich Recht hattest«, sagte sie, wobei sie ihr fest in die Augen sah.
    Sie wollte ihr folgen, als plötzlich ein gewaltiges Zucken durch ihren Körper ging und ein gellender Schrei die Luft zerriss.
    »Schwester!«, schrie Talitha.
    Schwester Pelei riss die Augen auf und erstarrte. Eine Kombattantin hinter ihr zog die Hand zurück, mit der sie die todbringenden Bewegung ausgeführt hatte: Mit einer einzigen
blitzschnellen Drehung hatte sie der Priesterin das Genick gebrochen. Schwester Pelei stürzte ins Leere, und sofort erfassten die Flammen ihren Körper. Fassungslos schaute das Mädchen dem brennenden Bündel nach, das wie eine Fackel in der Finsternis unter ihnen verschwand.
    »Nein«, schrie sie aus voller Kehle.
    Schon setzte die Kombattantin ihr nach, als der Fußboden plötzlich nachgab und sich ein Abgrund unter ihren Füßen öffnete. Ohne das leiseste Stöhnen stürzte die Mörderin in die Flammen und starb, so lautlos, wie sie gekommen war.
    Schluchzend richtete Talitha sich auf und ergriff Saiphs Fuß über ihr. Der Sklave war bereits ein Stück den Schacht hinaufgestiegen, reichte ihr die Hand hinunter und zog sie zu sich heran. »Auf, weiter«, murmelte er.
    So kletterten sie nach oben. Den Flammen waren sie entkommen, aber die Hitze war immer noch unerträglich. Sie befanden sich in einer langen, in den Baum geschlagenen Röhre. An riesigen Laufrollen befestigt hingen zwei dicke Messingseile, die wahrscheinlich dazu gedient hatten, den Luftkristall hinaufzubefördern. Durch eine düstere rechteckige Öffnung über ihnen wehte Frischluft herein. Talitha packte eines der Seile, zog aber mit einem Aufschrei sofort die Hand zurück.
    Saiph, der jetzt hinter ihr war, riss einen Fetzen Stoff von seiner Jacke ab. »Wickle dir das um die Hände.«
    Und ohne den leisesten Klagelaut von sich zu geben, obwohl die Haut sofort rot wurde, ergriff er selbst das glühende Seil. Talitha umwickelte sich die Hände, und so stiegen sie immer höher hinauf. Über ihnen, weit entfernt, machten sie ein Stückchen vom Himmel aus, ihre letzte Hoffnung.
    »Weiter, weiter ...«, ermutigte Saiph sie immer wieder,
während er selbst die Zähne zusammenbiss und sich mit äußerster Anstrengung hinaufzog. Seine Herrin war nur ein wenig schneller als er. Ihr Blick war fest nach oben gerichtet, hin zu diesem dunklen Eckchen des Himmels, den sie nur mit Mühe erkennen konnten, zwischen Blättern des Talareth und den gigantischen Umrissen von etwas anderem, das im Dunkeln nur zu erahnen war. Wie eine Luftspiegelung schien es sich immer weiter zu entfernen, je höher sie kamen.
    Talitha steckte als Erste den Kopf hinaus. Mit letzter Kraft stemmte sie

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