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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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wieder in die Finsternis einzutauchen, doch dieses Mal war die Kombattantin stehen geblieben.
    Nein, verflucht ...
    Eine Weile stand die Kriegerin reglos da und ging dann weiter, direkt auf Talitha zu. Diese huschte um die nächste Ecke und vernahm kurz darauf die leisen Schritte der Kombattantin genau dort, wo sie selbst noch einen Augenblick zuvor gekauert hatte. Eine seltsame Erregung erfasste sie, und plötzlich kam es ihr so vor, als sei es völlig gleich, ob sie starb oder weiterlebte: Sie hatte eine Grenze überschritten, in das Land derer, die nichts mehr zu verlieren haben.
    Sie schlich weiter zur Küche, bis zur großen Feuerstelle. Unter der Asche, die von der Zubereitung des Abendessens
zurückgeblieben war, schwelte noch Glut und verbreitete einen unheimlichen Schein.
    Einen kurzen Moment schaute Talitha sich suchend um und griff dann zu dem langen Schieber, der für das Brotbacken benutzt wurde und der verhindern würde, dass sie sich verbrannte. Entschlossen stieß sie ihn in die Asche. Dann hob sie einen ganzen Stapel Putzlappen von einem Regal, verteilte sie so, dass in jeder Ecke des Raums ein paar davon landeten, und gab dann von der Glut darauf, die ganz langsam begann den Stoff zu verbrennen.
    So brauche ich eine Ewigkeit , wurde ihr klar, und hastig durchstöberte sie Nischen und Ablagen, bis sie Purpur-Saft fand, der in großen schweren Glasbehältern aufbewahrt wurde. Einen davon hob sie an, schleppte ihn quer durch den Raum und übergoss die Stoffhaufen, aus denen sofort Stichflammen schossen. Aber auch die Flüssigkeit, die sie dabei auf dem Fußboden verschüttet hatte, loderte auf, Talitha musste zurückspringen, um nicht vom Feuer erfasst zu werden. Mit glänzenden Augen sah sie zu, wie die Flammen rasend schnell um sich griffen und alles verschlangen, was sie erreichen konnten, das Holz des Fußbodens, das Mobiliar, die Deckenbalken. Endlich riss sie sich aus der Erstarrung und wollte hinaus, und erst da erkannte sie, dass sich zwischen ihr und der Tür eine mächtige Feuerwand erhob. Entsetzt wich sie zurück. Sie war eingeschlossen. Als sie an sich hinabblickte, sah sie, dass eine Feuerzunge sogar die Schwertklinge hinaufkletterte. Offenbar war auch ihre Waffe mit dem Saft in Berührung gekommen. Panisch schwang sie das Schwert hin und her, aber durch den Luftzug loderte die Flamme an der Klinge umso stärker auf. Zappelnd wich sie immer weiter zurück und stieß dabei einen großen Wasserkrug
um, dessen Inhalt sich über den Fußboden ergoss. Talitha sah es und kam wieder zu Verstand, blickte sich um und erkannte hinter sich einen weiteren Wasserkrug, stemmte ihn unter Aufbietung aller Kräfte, die die Verzweiflung ihr verlieh, in die Höhe und goss das Wasser über sich, sodass Haare und Kleider völlig durchnässt waren.
    So, und jetzt nur etwas Mut ...
    Sie blickte zur Tür, die hinter den Flammen kaum noch auszumachen war, schloss die Augen, stürzte sich ins Feuer und hastete hindurch. Erst als sie mit dem Kopf gegen etwas Hartes knallte, öffnete sie die Augen und sah, dass sie unter dem bereits brennenden Türsturz stand.
    Die Stille der Nacht war längst von aufgeregtem Geschrei zerrissen worden. Die Novizinnen hatten ihre Schlafräume verlassen und sich bei den Laufstegen versammelt, die zur großen Treppe hinunterführten. Einige standen mit fassungsloser Miene da und beobachteten, was sich hinter ihnen abspielte, andere bahnten sich panisch, zerrend und stoßend einen Weg, um als Erste hinunter zu gelangen. Auch die Sklaven hatten ihre Baracke verlassen, bewegten sich aber ruhiger und geordneter, ließen den Priesterinnen den Vortritt, und einige begannen sogar, bei den großen Zisternen, die für Notfälle wie diesen im Stamm des Talareth angelegt waren, Wasser zu schöpfen.
    Wieder rannte Talitha über den Platz, diesmal völlig ungestört von Kombattantinnen, die vollauf damit beschäftigt waren, den Strom der Klosterinsassen zu leiten, der zu der Treppe drängte, und die Flammen einzudämmen, die bereits auf die Gebäude neben dem Küchentrakt übergegriffen hatten.
    Als sie gerade in den Gang einbiegen wollte, der zum Sklavenkerker
führte, wurde sie plötzlich von hinten umgestoßen und stürzte zu Boden.
    »Schnell! Da ist sie! Sie war es! Kommt schnell!«, brüllte jemand.
    Das Mädchen drehte sich um und blickte in die wie vom Wahnsinn verzerrte Miene Greles.
    Talitha wollte sich aufrappeln, aber das war nicht so einfach, denn die andere kniete mit ihrem ganzen

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