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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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Gewicht auf ihrer Brust und schien sie ersticken zu wollen.
    Das gesamte Kloster brannte, und auch dicht bei ihnen loderten die Flammen, aber Grele schien das nichts auszumachen. Ungeachtet des nahenden Feuers hielt sie das Mädchen am heiß werdenden Boden fest. Da riss Talitha den Arm hoch und traf Grele mit dem Heft des Schwertes, und das mit solcher Wucht, dass die Novizin fortgeschleudert wurde und in einer Flamme landete, die an einer Holzsäule hochschlug. Grele stieß einen gellenden Schrei aus, aber ihre Haare hatten bereits Feuer gefangen. Schaudernd beobachtete Talitha, wie das Mädchen wie eine Furie um sich schlug, um die Flammen zu ersticken. Sie wollte zu ihr, um ihr zu helfen, doch in wilder Panik rannte Grele davon und drosch weiter auf ihre brennenden Haare ein.
    Wie gelähmt vor Entsetzen, sah Talitha ihr noch einige Augenblicke nach. Lass sie, du musst zu Saiph, er wird sonst in den Flammen umkommen. Beeil dich.
    Sie rannte die Treppe hinunter zu den völlig unbewachten Kerkerzellen. Wie erhofft, hatten alle Kombattantinnen statt der wenigen Gefangenen nur noch das Feuer im Sinn. Doch als sie sich gerade gegen die Tür werfen wollte, packte jemand sie am Arm und schleuderte sie gegen die Wand. Talithas Blick trübte sich, und sie war noch nicht wieder zu Atem gekommen,
da hatte diese unsichtbare Gestalt sie schon zu Boden geworfen und drückte ihr mit beiden Händen die Kehle zu. Das Mädchen riss den Mund weit auf, doch es nützte nichts, sie bekam keine Luft. Über sich erkannte sie kein Gesicht, sondern nur eine hölzerne Maske mit grob angedeuteten Gesichtszügen, die von zierenden Blättern umgeben waren. Durch die Augenlöcher ließ sich etwas von der Miene erkennen, und die verriet weder Hass noch Wut, sondern nur die kalte Entschlossenheit eines Wesens, das sich allein dem Kampf verschrieben hatte. Saiphs Worte kamen Talitha in den Sinn: Nicht nur ihre Hände seien gefährliche Waffen, sondern ihr ganzer Körper.
    Schon schwanden ihr die Sinne, doch mit letzter Kraft, schaffte sie es, die freie Hand zu ihrem Stiefel auszustrecken. Mit den Fingerspitzen erreichte sie den Dolch, zog ihn hervor und rammte ihn der Gegnerin in den Oberschenkel. Der Stoß war nicht stark und aufs Geratewohl ausgeführt, doch immerhin erreichte sie, dass sich der Griff um ihren Hals ein wenig lockerte, während ein gedämpftes Stöhnen durch die Löcher in der Maske drang. Talitha rollte zur Seite weg und kam frei.
    Schon im nächsten Augenblick stürzte sie sich selbst mit gezücktem Schwert auf die Kombattantin, doch flink sprang die Kämpferin hin und her und wich jedem Hieb aus: Noch die kleinste Bewegung von Talithas Seite schien sie vorherzusehen, antizipierte jeden Schlag mit unnatürlicher Leichtigkeit und bewegte sich, wie es das Mädchen noch nie erlebt hatte, elegant und gleichzeitig kraftvoll, dass es einem den Atem nahm.
    Wieder wich die Kombattantin mit einem Sprung der Schwertklinge aus und versetzte ihr dabei einen Handkantenschlag
gegen das Schlüsselbein. Die schrie auf und ging in die Knie. Gleich darauf traf ein Tritt sie am Kinn, und sie lag flach am Boden. Im nächsten Moment hockte die Kombattantin auf ihrer Brust und schloss wieder die Hände um ihren Hals. Erneut blieb Talitha die Luft weg, aber sie merkte, dass der Körper der Frau geschüttelt wurde: Der Rauch schien ihr in Augen und im Hals zu brennen, und offensichtlich bekam sie selbst nur noch schlecht Luft, war aber noch stark genug, ein Husten zu unterdrücken und zuzudrücken.
    In diesem verzweifelten Moment erkannte Talitha etwas Funkelndes auf dem Fußboden. Sie gab alles und schaffte es, mit den Fingerspitzen den zu Boden gefallenen Dolch zu berühren. Während ihr die letzten Kräfte schwanden, ihr die Luft ausging und ihr ganzer Körper nach einem langen Atemzug verlangte, konzentrierte sie alle ihre Gedanken auf die linke Hand. Sie schloss die Finger um das Heft, hob die Klinge und versenkte sie im Rücken der Feindin. Mit einem Aufschrei ließ die Kombattantin sie los und kippte zur Seite. Talitha kam frei und rappelte sich hoch. So stand sie da, in der unerträglichen Hitze, mit weit aufgerissenem Mund und versuchte, zu Atem zu kommen.
    Die verletzte Schulter schmerzte entsetzlich, aber sie rannte weiter und erreichte endlich die Tür zu den Zellen. Sie trat dagegen, wieder und wieder, und beim vierten Versuch, gab das Holz nach und krachte in den Raum hinein.
    »Saiph«, rief sie. Die Arme in Ketten, die an einem

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