Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
Vom Netzwerk:
Sozusagen.«
    »Mein Beileid. Wieso habt ihr mich eigentlich geholt? Habt ihr keine Polizeiärzte, die Dienst haben?«
    »Die Vomáčková hat Urlaub, und der Zeman ist mit seiner Frau im Krankenhaus, sie kriegen ihr erstes Kind, da wollte ich ihm nicht den Abend verderben.« Anděl lächelte. »Und der Ondra ist erst seit zwei Wochen dabei. Also dachte ich an meinen guten alten Freund Jirka. Ich habe dir doch hoffentlich nicht ein romantisches Rendezvous vergeigt?«
    Jirka grinste. »Ich werde mich revanchieren. Wenn ihr fertig seid mit Fotografieren, schickt sie mir rüber.«
    »Kannst du mir sonst noch etwas sagen?« Anděl deutete auf die Tote.
    »Da hatte jemand eine gehörige Portion Glück. Die Kugel steckt im Körper. Kein Austritt. Ich kann noch nicht sagen, woran sie letztendlich gestorben ist, tödlich war beides – die Treppe und die Kugel. Auf den ersten Blick sieht das Ganze schon nach einem Sturz aus. Na, und das gemusterte Kleid …«
    Anděl nickte. Alenas Kleid war dunkelrot, verziert mit einem kleinen schwarz-orangefarbenen geometrischen Muster. Bei dem Dämmerlicht im Fußgängergeschoss fielen da Blutflecken auf den ersten Blick nicht auf. Erst als Jirka sie umgedreht hatte, hatte er den dunklen Fleck auf der Brust deutlich gesehen.
    »Warte mal«, sagte Anděl.
    »Ja?«
    »Ist dir nicht etwas an ihrer Lage aufgefallen?«, fragte Anděl.
    »Insgesamt beschissen, würde ich sagen.« Jirka grinste.
    »Sie lag auf der linken Seite, ausgestreckt, die rechte Hand lag unter ihrem Gesicht – sie sah aus, als habe sie sich hier zum Schlafen hingelegt …«
    Jirka betrachtete die Tote nachdenklich.
    »Ja, du hast recht. Das linke Bein war angewinkelt …«
    »Wie heißt das gleich? Na …«
    »Stabile Seitenlage. Ja, so sah es aus.«
    »Könnte sie so hingefallen sein?«, fragte Anděl.
    »Na ja. Möglich wäre es schon. Unwahrscheinlich allerdings auch. Die Frau, die euch angerufen hat. Vielleicht hat sie versucht, Erste Hilfe zu leisten.«
    »Erwähnt hat sie davon nichts«, sagte Anděl zögernd. Aber er hatte auch keine bessere Erklärung. »Das habe ich noch gebraucht«, wechselte er das Thema, »eine tote ausländische Journalistin. Noch dazu eine amerikanische. Verdammter Mist! Wer in aller Welt sollte eine Journalistin in Prag erschießen?«
    »Hast du nicht gesagt, sie arbeite für RFE?«, fragte Jirka.
    »Hm.«
    »Na, ich weiß ja nicht, woran die Gute gearbeitet hat, aber wird der Verein nicht unter anderem von der CIA finanziert?«
    »Ach, hör auf, Jirka, komm mir nicht mit einer Spionagegeschichte. Nicht hier in Prag. Sie war Parlamentsreporterin.«
    »Wer weiß, wem sie dabei auf den Schlips getreten ist«, erwiderte Jirka grinsend.
    Anděl winkte ab. »Unsere Abgeordneten sind weiß Gott keine Engel, aber das …« Er schüttelte den Kopf.
    »Ein eifersüchtiger Liebhaber?«, volontierte Jirka.
    »Möglich.«
    »Sonst bleibt noch die Mafia – welche auch immer. Oder ein streunender Psychopath. Aber das, mein Bester, ist dein Problem – da bist du der Experte. Ich sehe sie mir morgen Vormittag an. Magda übernimmt den anderen von heute Mittag.« Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Bis später.« Jirka nahm seine Tasche und stieg langsam die Treppe hinauf in die warme, schwarze Nacht.
    Alena Freeman war tot. Erschossen in der Metro. Warum?
     
    Anděl starrte verständnislos auf das Blatt Papier, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Sie muss sich irren, dachte er. Das ist ein Aprilscherz. Eine Verwechslung. Schlamperei im Labor. Sie standen wieder am Anfang. Das Ganze noch mal von vorn.
    »Ich konnte es auch nicht glauben.«
    Anděl fuhr auf. In der Tür stand Magda Axamit und sah ihn ernst an. Anděl erhob sich.
    »Wie ist das möglich?«, fragte er und deutete auf den DNA-Bericht
    Sie kam auf ihn zu, elegant wie immer, frisch wie der junge Morgen. Aber ihre Augen blickten ihn müde und traurig an. »Darf ich?«, fragte sie und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    »Natürlich, entschuldigen Sie. Setzen Sie sich bitte. Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Gerne. Danke. Mit Milch und Zucker, wenn es geht.«
    Anděl ging zur Tür und rief nach Cajtík. Er möge bitte zwei Kaffee bringen. Dann ging er zurück zu seinem Schreibtisch und setzte sich wieder.
    »Sind Sie sicher, dass keine Verwechslung vorliegt?«
    »Absolut. Das Ergebnis ist eindeutig. Wer auch immer die Mumie ist, es ist nicht Dana Volná.«
    »Es ist nicht Ihre Tante?«
    Magda schüttelte den Kopf. Sie hatte

Weitere Kostenlose Bücher