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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Moment hinaus auf die Straße, bevor sie sich wieder zu den anderen umdrehte. »Dreckskerl, verdammter – was für ein mieser kleiner Scheißer!« Sie blickte wütend in die Runde. Alle starrten sie mehr oder weniger verblüfft an. Sie schloss einen Moment die Augen, öffnete sie wieder. Das wütende Funkeln in den grünen Augen war verschwunden. »Ich bitte um Verzeihung«, sagte sie schließlich und lächelte verlegen, »aber das musste raus.« Sie ging zurück zu ihrem Stuhl, setzte sich und griff ebenfalls nach Anděls Zigaretten.
    »Inzwischen stinkt es hier wie im Räucherofen, das ist anders nicht auszuhalten – darf ich?«, fragte Magda und deutete zum Fenster.
    »Aber bitte«, sagte Anděl lächelnd, »fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Magda stand auf, ging hinüber zum Fenster und öffnete es. Sie blieb dort stehen und sah nachdenklich hinaus.
    »Seit wann sind Sie mit Jay Beaumont verheiratet, Madame?«, fragte Otčenášek.
    »Seit zwei Jahren. Ich habe ihn auf einer Vernissage kennengelernt. Ich wusste nicht, dass er eine Wohnung in Žižkov hat. Ich habe gar nichts gewusst.«
    »Jean Beaumont«, sagte Magda plötzlich und drehte sich zu ihnen um. »Bomo.«
    »Wie bitte?«, fragte Anděl.
    »Der Name. Meine Großmutter sagte, ein gewisser Bomo, vom Konsulat oder der tschechoslowakischen Botschaft, habe ihr die Nachricht von Tante Danas Tod überbracht. Sie sprach den Namen wie Bomo aus. Beaumont. Es muss Jay gewesen sein.«
    »Hat er sie getötet?«, fragte Xenia mit zitternder Stimme.
    »Wen?«, fragte Anděl.
    »Dana. Hat Jay sie … erschlagen?«
    »Es war nicht Dana, Xenia«, sagte Magda.
    Xenia sah sie verständnislos an.
    »Die Tote aus der Metro, die Mumie, es ist nicht Dana.«
    »Ja, aber – ich dachte …«
    »Der DNA-Test war negativ. Die Mumie ist nicht meine Tante, Xenia. Wie es aussieht, ist die Tote Lenka Svobodová.«
    »Er hat seine eigene Frau umgebracht?«, rief Xenia entsetzt aus. Was noch?
    »Wir wissen es nicht«, sagte Anděl. »Alles, was wir wissen, ist, dass die Tote aller Wahrscheinlichkeit nach Lenka Svobodová ist.«
    »Larissa«, wandte Magda sich an die Reporterin, »als du auf der Terrasse im Prinzen warst – du sagtest, Alena sei an dir vorbeigerannt.«
    Larissa nickte.
    »Hat sie dich gesehen?«
    »Gesehen vielleicht, aber nicht wahrgenommen. Sie war vor Wut ganz außer sich«, antwortete Larissa.
    »Und Jay? Hat er dich gesehen?«, fragte Magda weiter. Entsetzen packte Larissa. Er hatte sie gesehen. Und nicht nur das, sie hatte ihm auch deutlich zu verstehen gegeben, dass sie wusste, wer er war. Sie starrte Magda entsetzt an.
    »Hat er dich gesehen, Larissa? Weiß er, dass du ihn gesehen hast mit Alena? Weiß er, dass du sie gehört hast?«, fragte Magda angespannt.
    »Ich, ich habe – o mein Gott!«, stotterte Larissa.
    »Was haben Sie?«, fragte Anděl mit eisiger Stimme. Nein, dachte er, nein, so dumm konnte sie doch nicht gewesen sein!
    Larissa sah ihn angsterfüllt an.
    »Er hat mich bemerkt, als er ihr nachsah – und er entschuldigte sich für die Aufregung. Ein Missverständnis unter Freunden, sagte er. Und ich – ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen -, aber ich … ich habe gar nicht nachgedacht, es war so ein Impuls, ich wollte wissen, ob ich recht hatte mit meiner Vermutung, dass er Krasnohorský ist …« Sie verstummte. Wenn Jay der Mörder war und wusste, dass sie wusste … Sie begann zu zittern.
    »Was zum Teufel haben Sie ihm noch gesagt?« Wenn sie getan hatte, was er dachte, dass sie getan hatte, würde er ihr eigenhändig den Hals umdrehen, dachte Anděl, dann würde er Jay die Arbeit abnehmen. Mit Freude.
    »Frau Redakteurin«, sagte der Staatsanwalt, und in seiner Stimme klang weniger Sorge als ärgerliche Ungeduld, »was haben Sie zu ihm gesagt?«
    »Ich sagte: ›Auf Wiedersehen, Herr Krasnohorský, und noch einen schönen Tag‹ , flüsterte Larissa kleinlaut.
    »Sie müssen ihn finden, David«, sagte der Staatsanwalt, während er fassungslos Larissa ansah, »schnell.«
    Anděl nickte nur. Er war sprachlos. Sie hatte es tatsächlich getan! Sie hatte Krasnohorský aus einer Laune heraus gesagt, dass sie wusste, wer er wirklich war. War die Frau lebensmüde? Oder einfach nur bescheuert?
    »Nebeský«, wandte er sich an seinen Partner, »du schnappst dir den Cajthaml und suchst Krasnohorský. Sobald du ihn hast, ruf mich an.« Er sah Larissa an. »Und Sie«, sagte er mit drohendem Ton und stieß seinen ausgestreckten Zeigefinger in ihre

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