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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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hatte ihn mit seiner Geliebten erwischt – in flagranti, wie man so schön sagt. Es war nicht das erste Mal. Ich wollte seine Sachen nicht mehr in der Wohnung haben. Dabei bin ich auf das hier gestoßen.« Sie deutete auf den Umschlag, der noch immer vor ihr auf dem Tisch lag.
    »Was ist da drin?«, fragte Anděl.
    Xenia nahm den Umschlag und zog einige Papiere heraus. »Eine Geburtsurkunde. Unterlagen über eine Namensänderung. Eine Heiratsurkunde.« Sie zögerte, sprach dann aber weiter. »Ich habe ihn gestern Abend angerufen und es ihm auf den Kopf zugesagt.« Sie schwieg einen Moment. »Er hat es nicht abgestritten.«
    »O mein Gott, Xenia!«, rief Magda aus. Schlimm genug, dass Jay seine Frau mal wieder betrogen hatte, aber auch noch herausfinden zu müssen, dass der Mann, den man liebte, einen auch in allem anderen belogen hatte. Sie spürte eine unbändige Wut auf Jay. Honza. Wie auch immer, dachte sie wütend. Sie griff nach Anděls Zigarettenschachtel und hielt sie mit fragendem Blick hoch. Er nickte, dann wandte er sich den Papieren zu, die Xenia aus dem Umschlag gezogen hatte, und sah sie sich an.
    Ja, da war es, schwarz auf weiß. Jan Krasnohorskýs Geburtsurkunde, die Unterlagen über eine Namensänderung auf den Namen Jean Beaumont und schließlich eine tschechische Heiratsurkunde, die bezeugte, dass Jan Krasnohorský am 25. Juli 1977 Lenka Svobodová geheiratet hatte.
    Die Tür ging auf, und Larissa kam leise herein. Sie hatte ihr Gesicht gewaschen und sich beruhigt. Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl neben Magda. Sie sah Anděl aus den Augenwinkeln an – er ignorierte sie. Gut, sie konnte später noch mit ihm reden. Sie holte ihre Zigaretten aus ihrer Handtasche und zündete sich eine an.
    »Wissen Sie, wo Ihr Mann sich aufhält, Frau Doktor?«, fragte Anděl Xenia.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wo er steckt, in der Redaktion war er seit Tagen nicht mehr. Steve Persson, der Nachrichtenredakteur, sagte, er habe Urlaub genommen. Vielleicht ist er in einem Hotel abgestiegen.«
    Larissa räusperte sich. »Auf die Gefahr hin, dass Sie mich gleich standrechtlich erschießen – ich kann Ihnen da helfen«, sagte sie schüchtern mit noch immer unsicherer Stimme.
    »Reden Sie schon«, sagte Anděl unwirsch. »Was haben Sie noch in Ihrer Pandora-Büchse?«
    »Ich mache Ihnen doch nicht mit Absicht die Arbeit schwer!«, rief Larissa aus. »Ich wollte Sie ja anrufen – gleich nachdem ich mit Hora gesprochen hätte. Und dann habe ich ihn tot in dieser Wohnung gefunden und habe alles andere vergessen. Für Sie gehört das zum täglichen Geschäft – ich war fix und fertig, okay?« Sie atmete tief durch. »Entschuldigen Sie, bitte«, sagte sie schließlich und sah resigniert auf ihre Hände herab.
    »Schon gut«, sagte Anděl trocken, »zurück zu Krasnohorský. Sie wissen, wo er sich aufhält?«
    Larissa nickte. »Jay ist mein Nachbar.«
    »Was?«, riefen Magda, Xenia und Anděl gleichzeitig aus.
    Sie starrten Larissa ungläubig an. Der Staatsanwalt zog eine Augenbraue hoch.
    »Wie – dein Nachbar?«, fragte Xenia.
    »Er hat eine kleine Wohnung in Žižkov, in dem Haus, in dem ich wohne, auf dem gleichen Stockwerk – unter dem Dach.«
    »Seit wann?«, fragte Xenia fassungslos. – Das also auch noch. Die vielen Dienstreisen – erstunken und erlogen. Und trotzdem, dachte sie, und trotzdem empfinde ich noch immer Liebe für diesen Lügner und Betrüger. Wie kann das sein? Eine Wohnung in Žižkov …
    »Schon bevor ich dort eingezogen bin. Ich habe ihn dort aber zum ersten Mal an dem Abend gesehen, als ich mit Magda im Theater war. Ich bin ihm danach im Treppenhaus über den Weg gelaufen. Erst dachte ich, er besuche da oben meinen Nachbarn, diesen Typen, der nachts oft so laut Musik hört, aber er hat die Tür aufgesperrt. An der Tür steht allerdings ein anderer Name – Solo Lovec. Ich habe also am nächsten Morgen bei der Hausverwaltung angerufen, und die Frau von der Hausverwaltung hat mir gesagt, wie der Mieter heißt. Es ist Jay Beaumont. Er hat die Wohnung schon seit mehr als drei Jahren.«
    Schade, dachte Anděl amüsiert, war es also doch nicht Jirka Kratochvíl, der dieses faszinierende Büchlein verfasst hat, dabei hätte ich schwören können … Ein Geheimnis weniger auf der Welt. Schade.
    »Alles erstunken und erlogen«, sagte Xenia leise, »alles, unser ganzes Leben zusammen – nichts als Lügen!« Sie seufzte, sprang plötzlich auf und lief zum Fenster. Sie sah einen

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