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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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sind ja beide Journalisten, und warum sollten sie sich nicht kennen, nicht wahr?« Larissa hielt inne.
    »Der Mann ist Journalist?«, fragte Anděl erstaunt.
    »Ja. Er ist mein Mann.«
    Verblüfft drehten sich alle zur Tür um. Im Türrahmen stand Xenia Bondy.
    »Xenia, was …«, rief Magda erstaunt aus.
    Xenia kam langsam zum Tisch. Otčenášek stand auf und schob ihr einen Stuhl hin. Sie war blass wie eine Wand und sah sehr müde aus. In der Hand hielt sie einen großen braunen Umschlag.
    »Setzen Sie sich doch bitte«, sagte der Staatsanwalt.
    »Danke.« Xenia nahm Platz und legte den Umschlag auf den Tisch. Mit der anderen Hand strich sie sich fahrig ihre zerzausten Locken glatt.
    Meda schenkte Wasser in ein Glas und reichte es Xenia.
    »Danke«, sagte Xenia und trank einen Schluck. »Ich kann das alles selbst nicht glauben, aber er ist mein Mann.«
    »Jay?«, fragte Magda ungläubig. »Du meinst, Jay ist dieser Krasnohorský?«
    »Ja, das wollte ich eben sagen«, sagte Larissa. »Jan Krasnohorský ist Jay Beaumont, der stellvertretende Chefredakteur der Prague Post .« Larissa betrachtete Xenia fasziniert. Das war also Jays Ehefrau. Darauf wäre ich in hundert Jahren nicht gekommen, dachte sie. So eine attraktive Frau und auch noch wenigstens zwanzig Jahre jünger als er – warum in aller Welt hatte er es nötig, sich eine Geliebte zuzulegen? Xenia tat ihr leid, wie sie da saß, bleich, müde und unendlich traurig. Was für ein Dreckskerl, dachte Larissa.
    Stille hatte sich in dem kargen Büro ausgebreitet. Xenia betrachtete den Umschlag, der vor ihr lag. Magda hatte einen Arm um Xenias Schultern gelegt, Anděl beobachtete die beiden Frauen nachdenklich, und Otčenášek malte Schnörkel auf seinen Notizblock. Meda Cyanoyá spielte mit dem großen Ring an ihrem rechten Mittelfinger. Ein wunderschöner Granat, dachte Larissa, sie hatte einen ähnlichen Ring von ihrer Großmutter geerbt, wenngleich ihr Stein ein bisschen kleiner war. Aber das wunderschöne blutrote Glitzern war dasselbe. Wie Magdas Kette, dachte sie.
    »Woher wissen Sie das, Frau Redakteurin?«, brach Anděl schließlich das Schweigen. Verrückt, dachte er, das ist doch alles verrückt. Woher nimmt die Kleine eigentlich ihre Informationen? Vielleicht sollten wir sie abwerben, schoss es ihm amüsiert durch den Kopf.
    Larissa zuckte zusammen. »Entschuldigen Sie, wo war ich?«, sagte sie, als sie so plötzlich aus ihren Gedanken gerissen wurde. Doch sie fasste sich schnell. »Ach ja – Alena und Jay, auf der Terrasse. Wie gesagt, sie sprachen miteinander, leise erst, dann hörte ich sie plötzlich sagen: Jesusmaria, Honza, sei kein solcher Schwachkopf ! – Und sie sagte es auf Tschechisch. Dabei hatte sie mir doch erzählt, sie spreche die Sprache nicht.«
    »Ich erinnere mich, deshalb sprachen wir im Ráj englisch mit ihr. Und du sagst, sie nannte ihn Honza?«, fragte Magda. »Vielleicht hast du dich verhört …«
    »Nein, habe ich nicht«, widersprach Larissa. »An den anderen Tischen saß niemand. Sie sprach tschechisch und nannte ihn Honza. Ich war verblüfft, und dann – ich dachte darüber nach, was das zu bedeuten habe -, dann sprachen sie weiter, wieder leise. Und schließlich hat er ausgerufen: Du bist verrückt, sag es ihnen lieber – die kommen eh drauf . Auch auf Tschechisch. Da war ich platt! Bei Alena – nun, sie ist immerhin das Kind tschechischer Einwanderer, sie könnte die Sprache also von klein auf beherrschen, aber Jay ist Frankokanadier, aus Montreal. Er nimmt immer Dolmetscher mit zu seinen Gesprächen. Ich war oft dabei, er hat sich immer alles Wort für Wort übersetzen lassen. Und dann habe ich angefangen über den Namen nachzudenken, denn er sprach wie ein Tscheche, hatte absolut keinen Akzent.« Sie hielt inne.
    »Es ist der gleiche Name«, sagte Anděl verblüfft. »Jean Beaumont – Jan Krasnohorský. Er hat ihn einfach nur übersetzt.«
    »Genau. Na ja, sie sprachen weiter, um was es ging, habe ich nicht verstanden. Und plötzlich sprang sie auf und zischte ihn an: Wenn du das tust, Honza, bringe ich dich um . Und dann lief sie weg. Zum Aufzug. Sie war ganz schön aufgebracht.«
    »Und dann?«, fragte Anděl und bemühte sich, seine Stimme ruhig zu halten. Dieses Gör hatte all das gehört und nichts gesagt? Sein Magen krampfte sich zusammen, sein Inneres begann zu brodeln wie kochendes Wasser. Diese kleine, dumme Gans! Ruhig bleiben, dachte er.
    »Dann hat er ihr nachgerufen, sie solle warten, aber sie ist

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