Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
Vom Netzwerk:
trug die Flasche wieder zurück, stellte sie auf den Teewagen und blieb mit dem Rücken zu ihnen am Fenster stehen.
    »Haben Sie eine Ahnung, warum man hierzulande türkischen Kaffee mit Eierlikör algerischen Kaffee nennt?«, fragte Lída, während sie ihren Kaffee umrührte. »Ich frage mich das schon seit Jahren. Es ist einfach zu absurd, finden Sie nicht? In Algerien gibt es bestimmt keinen Eierlikör – von wegen Islam und so. Die trinken ja keinen Alkohol.«
    »Wahrscheinlich ist es so wie mit den russischen Eiern«, erwiderte Anděl lächelnd. »Die sind in Russland ja auch unbekannt.«
    »Ja, das wird es sein«, sagte sie und zwinkerte ihm zu.
    »Nicht nur attraktiv, sondern auch noch blitzgescheit, unser Herr Kommissar.«
    Markéta verharrte immer noch regungslos am Fenster.
    »Sie hatten gefragt, ob ich die Zeitung gelesen hätte«, kam Lída auf seine Frage zurück. »Was hätte ich denn Interessantes darin lesen können?«
    »Kennen Sie einen Milan Hora, Frau Karafiátová?«
    »Milan Hora? Warten Sie – natürlich, das war doch Danas Haus- und Hoffotograf damals. Was ist mit ihm?«
    »Er ist tot«, sagte Anděl.
    Das Lächeln verschwand aus Lídas Gesicht.
    »Tot?«
    Anděl nickte.
    »Und was hat das mit meiner Tochter zu tun?«, fragte sie und sah zu Markéta hinüber.
    »Ihre Tochter wurde gestern gesehen, als sie an seiner Wohnungstür klingelte.«
    »Ich verstehe Sie nicht... Hora ist tot, na schön... ich meine, der arme Mann, aber …«
    »Er ist erschossen worden – entweder bevor Ihre Tochter an seiner Wohnungstür war, oder kurz danach.«
    Markéta drehte sich zu ihnen um. »Sie wissen ganz genau, dass ich nicht in seiner Wohnung war!«, rief sie aus. »Wenn die Nachbarin etwas anderes behauptet, lügt sie! Ich habe Milan nichts getan.« Sie sah ihn einen Moment mit aufgerissenen Augen an, dann drehte sie sich wieder zum Fenster.
    »Er ist umgebracht worden, und Sie verdächtigen allen Ernstes meine Tochter?«, fragte Lída ihn entsetzt.
    »Im Moment verdächtige ich niemanden. Ich habe sie nur gefragt, was sie bei ihm wollte. Hat Ihre Tochter jemals mit Ihnen über jenen Abend vor fünfundzwanzig Jahren gesprochen?«
    Lída sah ihn verwirrt an. »Was hat das mit Milans Tod zu tun?«, fragte sie. Anděl schwieg. Lída nahm Markétas Zigarettenschachtel, zog eine Zigarette heraus und blickte sich suchend um. Anděl gab ihr Feuer.
    »Danke.« Sie zog an der Zigarette und sah ihn noch immer verständnislos an. Schließlich trank sie einen Schluck von ihrem Gebräu und stellte das Glas wieder ab.
    »Nun ja … ich weiß gar nicht, es gab nichts darüber zu sagen. Und was heißt das, dass Dana verschwunden sei? Sie ist in Urlaub gefahren und dort auf tragische Weise ums Leben gekommen. Das ist ja wohl allgemein bekannt. Ich verstehe überhaupt nicht, was Sie von uns wollen …«
    Konnte es wahr sein, dachte Anděl, dass Lída in den letzten Tagen keine Zeitungen gelesen hatte? Dass sie überhaupt nichts mitbekommen hatte? Meda hatte doch mit ihr gesprochen. Und nicht zu vergessen, Larissa. Vermutlich tat sie nur so, als wisse sie nichts. »Nun, dann will ich Sie mal auf den neuesten Stand bringen, Madame«, sagte Anděl und erzählte in kurzen Worten von der Mumie, die man in der Metro gefunden hatte. Lída starrte ihn an, als sei er verrückt geworden. Allerdings blieb er auch hier bei der Version, dass Dana Volná die Leiche sei.
    »Das … das … ich kann das nicht glauben, was Sie da erzählen! Dana soll in dieser Wohnung umgebracht worden sein? Von Honza? Oder Venca? Unmöglich! Und Milan hat das alles gesehen? Markéta, warum hast du mir nichts gesagt, Herzchen?«
    Markéta drehte sich zu ihrer Mutter um. »Ich habe gehört, wie sie sich gestritten haben, dann ist etwas umgefallen. Ich hatte Angst – und da habe ich Milan angerufen. Er sagte, er würde nachsehen und sich darum kümmern. Er sagte, ich solle ins Bett gehen und schlafen. Das habe ich getan. Und am nächsten Morgen habe ich dich gefragt, wo Dana sei, und du sagtest, sie sei doch weggefahren. Und Milan sagte, es sei alles in Ordnung gewesen, Dana sei mit Honza weggefahren. Das ist alles.«
    Warum sagte sie nicht, dass sie in Danas Wohnung hinübergegangen war, fragte sich Anděl. Schützte sie tatsächlich ihre Mutter? Aber warum hätte Lída Karafiátová ihre Freundin töten sollen? Lída saß wie versteinert auf dem Sessel. Entweder sie wusste wirklich nichts, oder sie war eine verdammt gute Schauspielerin.
    »Kennen Sie

Weitere Kostenlose Bücher