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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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hier«, sagte er und zog das Hochzeitsfoto von Honza und Lenka aus der Tasche. Er reichte es Magda.
    »Woher haben Sie das?«, fragte sie und strich mit dem Zeigefinger über die tiefen Kratzer. »Wer hat das getan?«
    »Dana, glaube ich. Es war in einem Schmuckkästchen, das sie Markéta Kousalová dagelassen hat. Behauptet die jedenfalls.«
    »Markéta Kousalová?«
    »Lída Karafiátovás Tochter. Die beiden wohnten neben Dana.«
    »Und weiter?«, fragte Magda tonlos. Sie mochte nicht darüber nachdenken, was dieses Foto bedeuten könnte. Einer von beiden war ein Mörder. Was war besser – Vater oder Mutter? Eine Variante grässlicher als die andere.
    »Kommen Sie, wir gehen in die Cafeteria. Ich brauche einen Kaffee.« Anděl stand auf.
    »Sie wollen Zeit gewinnen, David.« Sie sah ihn aus funkelnden Augen an. »Los, sagen Sie mir, was Sie denken! Wer hat sie auf dem Gewissen – mein Vater oder meine Mutter?«
    »Gehen wir in die Cafeteria.« Er drehte sich um und ging Richtung Treppe.
     
    »Okay. Die zweite Möglichkeit«, sagte Magda, als sie in der kahlen Cafeteria an einem Tisch am Fenster saßen, jeder mit einem Glas türkischem Kaffee vor sich. Anděl rührte ein drittes Stück Zucker in seinen. Sie sah ihn erwartungsvoll an. Es war gut gewesen hierherzukommen. Auf dem Weg hatte sie Gelegenheit gehabt, sich ein wenig zu fassen. Jedenfalls so weit, wie es unter den Umständen möglich war. Das Hochzeitsfoto lag zwischen ihnen auf dem alten Resopaltisch.
    »Die zweite Möglichkeit ist, dass Dana die Sache alleine geplant hat. Ohne Honzas Wissen. Sie hat irgendwie dafür gesorgt, dass Venca in ihre Wohnung kommt. Wird nicht schwer gewesen sein, eifersüchtig, wie er war. Sie ist morgens nicht mit dem Zug weggefahren, sondern hat in Lenkas Wohnung die Papiere geholt. Unter einem Vorwand hat sie Lenka dazu gebracht, abends in ihre Wohnung zu kommen, und sich dort versteckt. Dann kam Venca. Er stritt mit Lenka, sie kämpften. Lenka lag bewusstlos am Boden, Venca läuft in Panik davon. Dana hat ihren Täter. Vermutlich ist sie davon ausgegangen, dass irgendjemand ihn beim Betreten oder Verlassen des Hauses sehen würde. Vielleicht sogar Hora. Er wohnte gegenüber. Als Venca weg ist, geht sie ins Schlafzimmer und erschlägt Lenka. Das Motiv sind einerseits die Ausreisepapiere, die sie braucht, um wegzukommen, und andererseits dieses Hochzeitsfoto. Sie hasst Lenka. Ihre beste Freundin hatte den Mann geheiratet, den sie haben wollte. Den Vater ihres Kindes …«
    »Aber sie hatte mich doch weggegeben!«
    »Eben. Ich nehme an, sie hatte ihm damals gesagt, dass sie von ihm schwanger sei. Vermutlich wollte er sie nicht heiraten, nichts damit zu tun haben. Also hat sie Sie bei ihrer Schwester gelassen. Aber danach müssen Sie Ihre Mutter fragen.«
    Magda nickte. »Weiter.«
    »Nun, nach vollbrachter Arbeit verschwindet sie. Freie Fahrt in den Westen.«
    »Und Honza?«
    »Venca ruft ihn an, bittet um Hilfe. Honza fährt hin und findet eine tote Frau vor.«
    »Vielleicht ist Dana aber weggelaufen, nachdem Venca Lenka zu Boden gestoßen hatte«, warf Magda ein. »Woher wollen Sie wissen, dass Dana sie getötet hat? Es wäre auch möglich, dass dieser Venca sie getötet hat, oder Honza, als er kam.«
    Anděl nickte. »Wäre möglich, aber wir haben eine Augenzeugin.«
    »Eine Augenzeugin?«, fragte Magda verblüfft.
    »Ja. Markéta Kousalová. Sie sagt, sie sei zu Danas Wohnung hinübergegangen und habe von der Tür aus gesehen, wie eine Frau neben Dana auf dem Boden kniete, die dabei war, ihr den Schädel einzuschlagen.«
    »Sie hat gesehen … Warum hat sie nichts gesagt all die Jahre, oder damals?«
    »Sie hatte Angst. Sie hatte einen Mörder bei der Arbeit ertappt. Sie sagte, sie sei zurück in ihre Wohnung gelaufen und habe Hora angerufen. Dann hätten sie beide gesehen, wie Honza ankam und ins Haus ging. Hora habe gesagt, er werde sich darum kümmern und sie solle schlafen gehen. Markéta sagt, sie habe sich hingelegt und sei am nächsten Morgen erneut in Danas Wohnung gegangen. Sie habe gedacht, sie hätte alles nur geträumt. In der Wohnung habe sie keine Spuren gefunden – alles aufgeräumt, kein Blut. Sie habe Hora gefragt, was passiert sei, und der habe gesagt, es sei alles in Ordnung, Dana sei mit Honza weggefahren. Also glaubte sie, sie habe tatsächlich alles nur geträumt.«
    »Vielleicht stimmt das.«
    »Wir haben Blutspuren zwischen den Dielen in Danas Wohnung gefunden. Ich bin überzeugt, sie hat nicht

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