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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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betrachtete erstaunt die dunklen Flecken.
    Anděl schwieg. Cajthaml kam herein, in einer Hand einen Lappen, und sah Anděl fragend an.
    »Sie hat Wasser verschüttet«, sagte der Kommissar.
    Cajthaml ging zum Schreibtisch und wischte flink die Wasserlache zu Markéta Kousalovás Füßen auf.
    »Sonst noch was?«, fragte er.
    »Frischen Kaffee, bitte«, sagte Anděl, »den hier kannst du wieder mitnehmen, der ist kalt. Danke.«
    Der junge Beamte sammelte die Gläser ein und ging.
    Anděl betrachtete Markéta. Sie schien um Jahre gealtert zu sein. Wie lange würde es noch dauern, bis sie sprach? Markéta richtete sich auf, faltete ihre Hände im Schoß und sah ihn an. Sie zog ihre Oberlippe ein und kaute darauf herum. Sie schien mit sich zu kämpfen.
    »Ich habe sie nicht … ich habe sie nicht getötet«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
    »Wen?«
    »Niemanden. Ich habe niemanden getötet.«
    »Aber Sie haben auf Krasnohorský geschossen. Warum?«
    »Er sagte, das sei alles meine Schuld! Dabei habe ich ihm geholfen! Und er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben, der Mistkerl! Er ist einfach abgehauen, nach allem, was ich für ihn getan habe. Er hat mich sitzen lassen, mit meinem …« Sie begann zu schluchzen. »Er hat mich nicht mitgenommen, dabei hatte er es mir versprochen!« Sie sah Anděl verzweifelt an. »Er hatte es doch versprochen!«
    »Was hatte er Ihnen versprochen, Frau Kousalová?« Anděl begann zu ahnen, was kommen würde.
    Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare, zupfte an ihrem Ohrläppchen.
    »Ich habe ihm geholfen – und er, er hat versprochen, dass er mich mitnimmt, in den Westen. Und dann hat er mich sitzen lassen, und ich war …«
    »Wobei haben Sie ihm geholfen?«
    »Damals, in jener Nacht.«
    »Sie sagten, Sie hätten mit Hora gesprochen in jener Nacht, und dann seien Sie schlafen gegangen.« Das war es also. Sie hatte gelogen, als sie gesagt hatte, sie sei schlafen gegangen. Wie konnte sie Krasnohorský geholfen haben? Ein w er überschlug ihr Alter – ein vielleicht achtzehnjähriges Mädchen.
    »Ich … ich bin noch mal rübergegangen, als Honza in Danas Wohnung war. Ich konnte mich nicht schlafen legen. Honza … ich – ach, ich weiß auch nicht, warum ich noch mal rübergegangen bin. Er kniete neben ihr. Sie … sie war tot! Er wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte Angst, die Polizei zu rufen. Wegen Venca, sagte er. Und da habe ich ihm geholfen.«
    »Sie haben ihm geholfen, die Leiche verschwinden zu lassen? Wie?«
    »Die Sache mit der Mumie. Ich hatte eine Arbeit in Geschichte geschrieben, in der Schule. Über Ägypten. Und da kam mir die Idee mit der Mumie.«
    »Das war Ihre Idee?«, fragte Anděl verblüfft.
    »Ich hatte darüber gelesen. Wie die Ägypter die Leichen präpariert haben. Es schien einfach zu sein. Er war Arzt, er konnte so was.«
    »Und die Metro?«
    »Ich hatte ihn mal mit Venca über ein Krankenhaus in der Metro sprechen hören, die beiden hatten irgendwas damit zu tun. Ich habe es ihm vorgeschlagen.«
    Sie schwieg.
    »Und dann?«
    »Ich habe ihm gesagt, was er tun muss, und er hat sie weggebracht. Ich habe die Wohnung aufgeräumt, sauber gemacht. Dann bin ich schlafen gegangen. Es hat alles wunderbar geklappt. Meine Mutter kam nach Konzerten immer erst im Morgengrauen nach Hause. Niemand hat etwas bemerkt. Er hat sie in die Metro gebracht und alles erledigt. Er hat das Streusalz genommen, das dort in diesen großen Kisten lagert. Und dann, dann …« Sie seufzte. »Er war dankbar für meine Hilfe. Er hat mich zum Essen eingeladen und dann …«
    »Und dann hat er mit Ihnen eine romantische Nacht verbracht, und Sie wurden schwanger, nicht wahr?« Der Sohn, der in Deutschland lebte, dachte er, vierundzwanzig Jahre alt. Die Nacht hatte Folgen gehabt. »Und Ihr Romeo hat Sie sitzen lassen und ist alleine abgehauen. War es so?«
    Sie nickte. Müde. Verzweifelt.
    »Krasnohorský ist der Vater Ihres Sohns?«
    Sie nickte wieder.
    »Hat er gewusst, dass Sie schwanger waren?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es erst gemerkt, als er schon fort war. – Ich hätte ihn umbringen können!« Entsetzt schlug sie die Hände vor den Mund. »Das habe ich nicht so gemeint!«, rief sie aus. »Ich hätte ihn nie – ich habe ihn doch geliebt!«
    »Sie haben auf ihn geschossen.«
    »Ich wusste nicht, was ich tat, ich war wütend – er hatte mir mein Leben versaut, verdammt noch mal! Er ist abgehauen, und mich hat er hier sitzen lassen – schwanger, allein, mit allem, mit

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