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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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der Erinnerung an diese schreckliche Nacht, an die anderen Nächte – ach, ich wollte ihn wiederhaben. Ich wollte nicht schießen, es ist einfach passiert! Aber ich habe ihn nicht umgebracht! Als dieser Mann weg war, bin ich noch mal rübergegangen, habe nach ihm gesehen. Ich wollte ihm helfen, einen Krankenwagen rufen, aber dann hat jemand geklingelt, und ich habe aufgemacht. Jemand kam die Treppe hoch, da bin ich in diese Wohnung zurückgelaufen und habe mich versteckt. Ich hatte Angst.«
    Sie schlug die Augen nieder. Ihre Fingerknöchel waren weiß, so sehr hielten sich ihre Hände aneinander fest.
    »Und Hora?«, fragte Anděl.
    »Milan?«
    »Was wollten Sie von Milan?«
    »Er … wir – wir waren befreundet. Ich habe ihn ab und zu besucht. Er war auch allein, wir …«
    »Sie waren seine Geliebte?«
    »So ungefähr. Er hat mir immer geholfen.« Sie blickte traurig auf. »Aber er wollte mich auch nicht haben – nur ab und zu.« Ihre Stimme verlor sich in einem Murmeln.
    »Alena?«, fragte er.
    »Nein!«, rief sie.
    »Sie haben Alena vor Horas Haus getroffen. Haben Sie sie erkannt?«
    Markéta zog wieder ihre Oberlippe ein. Kaute. Schließlich nickte sie.
    »Sie haben in Alena Freeman Dana Volná erkannt?«
    »Ich habe einen guten Blick für Gesichter. Ja. Ich habe sie erkannt. Ich hatte sie schon öfter gesehen, auf dem Weg nach Hause. Sie ging abends manchmal zur gleichen Zeit wie ich zur Metro. Aber da dachte ich mir nichts dabei. Erst als ich sie aus Milans Haus kommen sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte all die Jahre gedacht, sie sei tot …«
    »Sie haben Alena Freeman, das heißt Dana Volná, von der Treppe in der Metro gestoßen, nicht wahr?«
    »Nein!«
    »Eine Frau hat bei der Polizei angerufen und gesagt, in der Metro an der Staatsoper sei eine Frau die Treppe hinuntergestürzt. Wir haben die Stimme dieser Frau auf Band. Sie hat leider ihren Namen nicht hinterlassen. Wenn wir Ihre Stimme mit der auf dem Band vergleichen, wird sich herausstellen, dass Sie die Anruferin waren. Warum haben Sie das getan, Frau Kousalová? Warum haben Sie Dana Volná so sehr gehasst, dass Sie sie nach fünfundzwanzig Jahren von der Treppe gestoßen haben?«
    Markéta war auf ihrem Stuhl zusammengesunken.
    »Ich habe sie bewundert«, sagte sie leise, »sie war so schön – und so eine fantastische Schauspielerin. Ich habe sie nicht gehasst. Als ich sie dort liegen sah, in ihrem Schlafzimmer, damals, da war ich entsetzt – ich dachte …«
    »Sie dachten, Lenka Svobodová habe Dana getötet.«
    Markéta nickte. »Die Frau, die neben ihr kniete, hatte langes blondes Haar, genau wie Lenka, und die auf dem Boden, die war dunkel – Dana. Ich dachte, Lenka … Ich konnte es nicht glauben! Lenka hätte das niemals getan! Sie war ein wunderbarer Mensch! Sie war wie eine große Schwester zu mir, hat mich oft mitgenommen – auf Partys, ins Theater. Ich konnte nicht glauben, dass Lenka Dana ermordet hat. Ich dachte, es müsse ein Unfall gewesen sein! Deshalb … deshalb habe ich Honza geholfen. Es musste ein Unfall gewesen sein. Lenka hätte keiner Fliege etwas zuleide getan! Sie war ein so lieber Mensch! Ich habe mich so für sie gefreut, als sie geheiratet hat – sie war so glücklich!«
    »Sie wussten, dass Lenka geheiratet hatte?«, fragte Anděl erstaunt.
    Markéta nickte lächelnd. »Sie hat es mir erzählt, als sie aus Pilsen wiederkam, und mir ein Foto geschenkt …«
    »Das Foto aus dem Schmuckkästchen?«
    »Aus dem Schmuckkästchen? Es war in dem Schmuckkästchen? Ich dachte, ich hätte es verloren.«
    »Verloren?«
    »Ja. Ich weiß nicht, wo ich es gelassen habe. Ich erinnere mich, es Dana gezeigt zu haben …«
    »Wann? Wann haben Sie das Foto Dana gezeigt? Warum?«
    »Wann? Ich weiß nicht – ein paar Tage später, glaube ich. Dana hatte eine Bemerkung über Lenka gemacht: Sie sei so fröhlich und glücklich, was wohl in sie gefahren sei. Und ich sagte, das sei doch einfach, und zeigte ihr das Foto. Sie schien überrascht zu sein, aber dann sagte sie nur: ›Ach so, daran habe ich gar nicht mehr gedacht.‹ Und hat das Foto irgendwo hingelegt – das war auf einer der Partys von Mutter. Und dann habe ich es nicht mehr gefunden. Ich dachte, es wäre vielleicht aus Versehen weggeworfen worden. Beim Aufräumen.«
    »War Lenka auch auf dieser Party?«
    »Nein. Lenka war bei Dreharbeiten.«
    »Und Krasnohorský?«
    »Nein. Honza war auch nicht dort. Nur Venca. Und Leute

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