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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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vom Theater, ein paar Sänger, Künstler. Warum ist das Foto so wichtig?«
    »Weil dieses Foto Lenka das Leben gekostet hat«, sagte Anděl und zog es aus der Brusttasche seines Hemdes. Er legte es vor Markéta auf den Tisch.
    Sie starrte es an, fuhr dann langsam mit einem Finger über die tiefen Kratzer und sah zu ihm auf.
    »Wer hat das getan?«, flüsterte sie.
    »Dana Volná. Sie hat nicht gewusst, dass Lenka Krasnohorský geheiratet hatte.«
    »Aber warum sollte sie? Sie wollte ihn doch nicht haben, sie hatte doch Venca – ich verstehe nicht …«
    »Sie war eifersüchtig, nehme ich an. Sie war Jahre zuvor Krasnohorskýs Geliebte gewesen. Aber irgendwann wandte Krasnohorský sich Lenka zu – ohne mit Dana wirklich Schluss zu machen. Dana Volná wusste offenbar nicht, dass ihre beste Freundin und ihr Aushilfsliebhaber ein Liebespaar waren. Und dann sah sie dieses Foto: Lenka und Krasnohorský als glückliches Ehepaar. Das war wohl zu viel für sie. Zumal sie erfahren hatte, dass ihr Ausreiseantrag abgelehnt worden war. Lenkas dagegen war genehmigt worden. Sie hat Lenka umgebracht und ihre Ausreisepapiere gestohlen, mit denen sie dann über Österreich nach Amerika gegangen ist.«
    »Sie hat Lenka wegen der Ausreisepapiere getötet?«
    »Und wegen Krasnohorský. Sie hatte ein Kind von ihm, und er hatte sie nicht heiraten wollen. Vielleicht hatte sie gedacht, sie könnte Krasnohorský doch noch zurückgewinnen. Sie wusste, dass er nach Malta wollte. Aber ich nehme an, sie wusste nicht, dass Krasnohorský die Stelle auf Malta nicht bekommen hatte. Ihre Mutter sagte, Lenka Svobodová und Dana Volná hätten vorgehabt, zusammen in den Westen zu gehen. Dann hat Lenka aber Krasnohorský geheiratet, und Dana hat keine Ausreisegenehmigung bekommen, dafür hatte wiederum Vencas Vater gesorgt. Ihre Pläne gingen nicht auf, aber sie wollte unbedingt fort. Vielleicht hatte Krasnohorský Dana in dem Glauben gelassen, sie würden zusammen fortgehen. Aber ich glaube, Dana wusste nichts davon, dass Krasnohorský die Stelle auf Malta nicht bekommen hat. Und dann zeigten Sie ihr dieses Foto. Da muss ihr aufgegangen sein, dass sie ihn endgültig verloren hatte. Sie hasste Lenka dafür, dass sie Honza geheiratet hatte. Und sie wollte weg – um jeden Preis. Lenkas Ausreisepapiere waren ihre einzige Möglichkeit. Und Sie«, er deutete auf Markéta, »Sie haben Dana von der Treppe gestoßen, als Ihnen klar wurde, dass sie Lenka damals getötet hatte.«
    »Ich wollte das nicht!«, rief Markéta aus.« Es war ein Unfall! Glauben Sie mir! Ja, ich war dort auf der Treppe, ich wollte mit ihr reden – ich habe dort auf sie gewartet.« Sie strich sich mit zitternden Händen durch die Haare, faltete sie dann wieder auf ihrem Schoß und sprach leise weiter. »Sie hatte mich angerufen an dem Tag, im Theater. Sie schlug vor, dass wir uns an der Metrotreppe am RFE-Gebäude treffen und dann irgendwo etwas trinken gehen sollten. Ich war so perplex, von ihr zu hören, dass ich zugesagt habe. Ich war früh dran, also habe ich den Portier nach ihr gefragt, er sagte, sie sei noch oben. Ich habe dann an der Treppe auf sie gewartet. Ich wollte mit ihr reden – nur reden, verstehen Sie? Ich wollte wissen, was damals passiert ist, warum sie Lenka getötet hatte. Dann kam sie aus dem Gebäude. Wir begrüßten uns, dann schlug sie ein Lokal hinter dem Nationaltheater vor, und wir gingen die Treppe hinunter.« Markéta Kousalová schwieg einen Moment. »Sie ist plötzlich ausgerutscht, mit diesen hohen Schuhen. Sie stolperte und hielt sich an meiner Jacke fest, und dann … dann …«
    »Dann haben Sie ihr einen Schubs gegeben«, vollendete Anděl ihren Satz.
    Markéta ließ ihren Kopf hängen.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie, »plötzlich hat sie losgelassen und ist hinuntergefallen.«
    »Was ist auf dieser Treppe dann genau passiert, Frau Kousalová?«
    Sie hob den Kopf. »Dann?«
    »Ja. Was ist dann passiert?«
    »Ich stand da, ich war erschrocken, entsetzt. Sie war diese Treppe hinuntergestürzt, sie lag da unten und rührte sich nicht …«
    »Haben Sie etwas gehört? Gesehen?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf, hielt inne.
    »Den Verkehr, oben auf der Straße. Die Autos und … ja, doch, ich glaube, irgendwo da unten hörte ich Schritte – ich hatte Angst. Angst, dass mich jemand gesehen hat. Ich habe mich an die Wand gedrückt, bis ich nichts mehr gehört habe. Dann bin ich zu ihr hinuntergelaufen. Ich habe ihren Puls gefühlt und die

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