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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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sein sollte – was hat die Mordparta damit zu schaffen? Vielleicht ist das Ding keine zweitausend Jahre alt, vielleicht sind es nur hundert. Möglicherweise ist diese Person friedlich im Bett gestorben, und dann hat jemand …«
    »Was? Sie mumifiziert und in seinem Keller eingelagert? Wohl kaum. Außerdem ist diese arme Frau sicher nicht friedlich im Bett gestorben, sondern erschlagen worden, Herr Kommissar. Es war Mord, also geht es Sie an.«
    »Möglicherweise. Mal angenommen, Sie hätten recht – in unserem Land verjährt Mord nach zwanzig Jahren. Solange Sie also nicht beweisen können, dass die Mumie jünger ist, kann ich nichts für Sie tun.«
    »Aber um das tun zu können, brauche ich eine Anweisung zur Obduktion!«, rief Magda genervt aus. »Mit dieser Sorte Argumentation können wir uns endlos im Kreis drehen.«
    Sie hatte recht. Das führte zu nichts. Na schön, dachte er, die Frau ist erschlagen worden. Also ein Mord. Notfall. Aber ein alter Mord, möglicherweise verjährt. Kein Notfall. Nein, er würde Otčenášek nicht anrufen. Aber die Sache begann ihn zu interessieren. Auch wenn es ein lästiger Fall zu werden versprach, der sicher Ärger verursachen würde, es war mal was anderes. Es konnte nicht schaden, sich das Ganze genauer anzusehen. Fakten zu sammeln. Das immerhin war die einzige Möglichkeit, am Ende nicht von den drei zuständigen Vorgesetzten gefressen zu werden. Denn der Chef der Gerichtsmedizin – als Dritter im Bunde der unmittelbaren Vorgesetzten – war ein besessener Bürokrat. Berühmt und berüchtigt dafür, dass er auch noch die kleinste Vorschrift pedantisch einhielt. Mit dem würde sich die hübsche Pathologin herumschlagen müssen. Er selbst würde das Wochenende abwarten und ein paar Akten wälzen. Außerdem gab es da noch eine Kleinigkeit, die aufgeklärt werden musste, bevor er irgendetwas anderes unternahm.
    »Wissen Sie eigentlich, woher Kohout die Mumie hatte?«, fragte er.
    »Er wollte es Xenia nicht sagen. Aber ich vermute, sie ist aus der Metro.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte Nebeský überrascht. »Wie soll eine Mumie in die Metro kommen?«
    »Ich glaube, Frau Dr. Axamit hat recht, Nebeský«, sagte Anděl, »Dlouhý hatte vor ein paar Tagen einen kleinen Einspalter in der MFDnes . Darin ging es um Särge, die die Feuerwehr am Můstek gefunden hat. Im Fußgängergeschoss.«
    »Hm, stimmt. Aber niemand hat was von einer Mumie gesagt«, sagte Nebeský zweifelnd.
    »Nein, das haben Kohout und der Chef der Feuerwehr offenbar für sich behalten«, sagte Anděl nachdenklich. »Diese alten Geheimniskrämer. Das Väterchen wird sich freuen. Der ist auf den Oberst ohnehin nicht sonderlich gut zu sprechen.« Der Oberst, da war sich Anděl sicher, würde für seine Arbeitsvermeidung bluten. »Es wäre schon möglich, dass einer der Särge – sagen wir, belegt war. Soweit ich weiß, wusste selbst die Feuerwehr nichts von diesem Lagerraum in der Metro.«
    »Das Väterchen?«, fragte Magda erstaunt.
    Anděl lächelte verschwörerisch. »Entschuldigen Sie, Sie sind ja noch nicht lange bei uns. So wird der Staatsanwalt genannt – wegen seines Nachnamens. Otčenášek – Vaterunserlein. Aber natürlich nur hinter seinem Rücken.« Er zwinkerte fast unmerklich.
    »Ah, gut zu wissen.« Magda schmunzelte und wurde gleich darauf wieder ernst. »Aber zurück zu den Särgen. Es gab in der Metro also tatsächlich eine Art Leichenhalle. Wozu?«, fragte sie. »Von den Särgen habe ich übrigens auch gelesen. Deshalb kam ich ja auf die Metro.« Innerlich erlaubte sie sich, ein wenig zu triumphieren. Sie hatte es offenbar geschafft, den Kommissar für die Sache zu interessieren.
    »Eine Leichenhalle? Na ja, eher einen Lagerraum. Jedenfalls hat die Feuerwehr da unten gut zwei Dutzend Särge gefunden. Wieso man die da gelagert hat – keine Ahnung. Aber ich vermute, Sie haben mit dem Fundort der Mumie recht. Hm, offiziell kann ich vor Montag nichts tun, Oberst Kohout ist eine Plage, aber er ist mein Vorgesetzter. Ich muss warten, bis der Staatsanwalt aus dem Urlaub zurückkommt. Haben Sie darüber schon mit Jirka Kratochvíl gesprochen?«
    »Nein, ich wollte ihn da nicht mit hineinziehen. Aber – bevor Sie fragen – ich bin nicht bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Diese Frau ist ermordet worden und …«
    »Nun, ich finde die Sache interessant, ich kann nur im Moment nichts tun – außer den Staatsanwalt aus seinem verdienten Urlaub zu holen, und das werde ich nicht

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