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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Dauerberieselung mit Küchendüften aus dem Restaurant im Erdgeschoss. Glücklicherweise war es ein gutes Restaurant und die Düfte entsprechend angenehm. Wenn sie keine Lust hatte, spät abends alleine in ihrem spartanisch möblierten Wohnzimmer zu sitzen, ging sie auf ein Glas Wein ins Hühnchen in der Uhr hinunter. Vielleicht sollte sie sich heute Abend den Luxus gönnen und dort zu Abend essen. Sie könnte Robin anrufen, vielleicht hatte er Lust dazuzukommen. Beschwingt machte sie sich auf den Weg in die Redaktion und genoss die vormittägliche Sonne.
     
    Xenia Bondy stand in Magdas geräumiger Küche hoch über den Dächern der Weinberge und schnitt Tomaten klein. In einem Schälchen lagen bereits klein gehackte Anchovis und daneben ein Tütchen mit Pinienkernen. Im großen Kochtopf auf einem Herd tanzten Spaghetti im sprudelnden Wasser. Magda deckte für zwei Personen. Auf dem runden Tisch brannte die obligatorische Kerze. Ob Tag oder Nacht, wo Magda sich aufhielt, brannte immer eine Kerze. Magda blickte gedankenverloren in die Flamme.
    »Hast du von den Kindern gehört?«, fragte Xenia.
    »Cid hat heute Morgen angerufen. Es geht ihnen gut. Sie fahren morgen mit Vincent und seiner Mutter in die Picardie.« Magda lachte. »Vorgestern waren sie im Disneyland. Sie waren begeistert. Cid meinte, wir müssten nächstes Jahr unbedingt nach Florida fahren, er wolle das Epcot-Center sehen. Und nächste Woche wollen sie zu den Schlössern an die Loire. Sie amüsieren sich und haben kein Heimweh. Alles bestens.«
    »Das hört sich gut an«, sagte Xenia und legte einen Arm um die Schultern ihrer Freundin. »Vincent hat als Ehemann zwar keinen Blumentopf gewonnen, aber er ist ein guter Vater. Hat er sich das Programm ausgedacht?«
    »Wo denkst du hin!« Magda lachte. »Nein, das war seine Mutter. Sie ist doch Kunsthistorikerin und versucht nach Kräften, den Kindern Kultur beizubringen. Aber ich muss zugeben, sie macht es ausgezeichnet. Immerhin ist es nicht gerade einfach, einen Fünfzehnjährigen und eine Vierzehnjährige mit Museen, Schlössern und Galerien zu begeistern. Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber sie sind jedes Mal hin und weg.«
    »Ich wünschte, meine Eltern täten auch nur ein Viertel davon«, sagte Xenia. »Aber ich glaube, meine beiden sind trotzdem recht zufrieden. Sie spielen im Garten, gehen mit meinem Vater schwimmen, und Nick erzählte gestern, als er anrief, sie hätten angefangen, ein Baumhaus zu bauen.«
    »Tja, dann bleiben die Museen wohl an dir hängen, meine Liebe«, sagte Magda grinsend. Sie wusste, wie ungern Xenia Kunstausstellungen besuchte. Ihr selbst ging es ähnlich, dabei hatte sie nichts gegen Malerei, ganz im Gegenteil, sie fand Pinakotheken nur schrecklich langweilig. Ein gutes Technik- der Naturkundemuseum war eindeutig mehr ihr Fall.
    »Wir können uns die Bildungsarbeit ja teilen. Du gehst mit den Kindern ins Technikmuseum, und ich nehme mir mit ihnen die Ethnologie und Archäologie vor.« Xenia lachte. »Und den Schwarzen Peter der Kunst schieben wir Jay zu, der geht da ganz gerne hin.«
    »Hat er sich denn gemeldet?«, fragte Magda.
    »Ach, woher. Aber er wird schon wieder aus der Versenkung auftauchen, irgendwann. – Aber weil wir gerade von Männern sprechen, was hältst du von unserem hübschen Kriminalbeamten?« Xenia lächelte Magda mit hochgezogener Braue an.
    »Scheint kompetent zu sein. Und durchaus intelligent. Warum?«
    »Und sonst?«
    »Und sonst was?«
    »Stell dich nicht so an! Du weißt genau, was ich meine.«
    »Xenia, ich bin nicht auf der Suche nach einem Mann. Ich lebe allein mit meinen beiden Kindern und bin damit glücklich und zufrieden. Lass es!« Sie grinste.
    »Keine Lust auf ein romantisches Abendessen? Auf Komplimente? Auf einen gepflegten Flirt? Komm schon, Magda, du bist doch kein kalter Fisch! Und der Mann ist ganz dein Typ, da kannst du mir erzählen, was du willst.«
    »Na schön, er ist attraktiv, offenbar intelligent, nicht eben humorlos, spricht eine Fremdsprache fließend. Aber das heißt doch nicht, dass ich – ach vergiss es einfach, okay?«
    Sie tat die ganze Sache mit einer Handbewegung ab und widmete sich lächelnd dem Nachtisch.
    Xenia schmunzelte. Sie hatte Magda während ihres Studiums in Paris auf einer Party kennengelernt. Die beiden waren einander nicht nur gleich sympathisch gewesen, sie hatten auch eine ähnliche Geschichte. Auch Xenia war die Tochter von kanadischen Exiltschechen, allerdings war sie in Montreal

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