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Natalia, ein Mädchen aus der Taiga

Natalia, ein Mädchen aus der Taiga

Titel: Natalia, ein Mädchen aus der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie saßen zusammen im warmen Popenzimmer und spielten Schach. Dabei tranken sie Tee, den der Pope mit Schnaps anreicherte. Es roch wie in einer Destille. »Die Männer kommen aus der Taiga zurück und sind regelrecht ausgehungert nach einem hübschen, strammen Weibchen! Was kann man da tun?«
    »Ich werde mit ihnen exerzieren – Notübungen ansetzen, Katastrophenalarm, Materialappelle. Ich werde schon dafür sorgen, daß sie sich verausgaben!« Tassburg trank einen kleinen Schluck von dem heißen, dampfenden Tee. Er hustete. Es war mehr Schnaps als Tee … »Soll es hier Schlägereien oder noch Schlimmeres geben?«
    »Sie haben es gut! Sie haben alle Freuden zwischen Himmel und Hölle daheim! Wenn Ihre Leute das herausbekommen, Michail, werden sie Sie lynchen!« Tigran unterbrach das Schachspiel und starrte vor sich hin. Er hatte seine Soutane ausgezogen und saß im Unterhemd und Hose da. »Wie kann man da helfen, Michail Sofronowitsch? Ich bin ein Mensch, der immer helfen will – auch ihren Männern. Wir haben drei noch relativ junge Witwen im Dorf und einige Unverheiratete, deren Jungfernschaft nur noch Erinnerung ist …«
    »Tigran! Das sagen Sie, ein Priester?«
    »Helfen können, ist eine Mission.«
    »Dr. Plachunin hatte recht: Sie sind ein Erzhalunke!«
    »Es ist die Pflicht des Christen, seinem Nächsten zu helfen an Geist und Leib!« Tigran hob unterstreichend den Zeigefinger. »Ausdrücklich heißt es: Leib! Geht es noch klarer?«
    »Es kommt auf die Auslegung an, Tigran«, antwortete Tassburg und lachte.
    »Wir in der Taiga denken einfach: Alles, was einem Menschen guttut, soll man tun! Leib ist Leib – gibt es da noch Fragen? Ich werde mit den Frauen sprechen …«
    »Tigran Rassulowitsch, sind Sie bei Trost? Ein Priester als Kuppler! Man wird Sie wegjagen!«
    »Im Gegenteil! Die Weibchen werden dreimal so inbrünstig in der Kirche ihren Sonntagsgesang herausjubeln! Michail Sofronowitsch, Sie leben doch schon eine ganze Zeit unter uns und begreifen uns noch immer nicht. Bald werden Sie und Ihre Männer weg sein … Dann gehen die Jahre über Satowka hinweg wie bisher, bis vielleicht eines Tages der Wald uns wieder frißt, so wie wir uns vor hundertfünfzig Jahren in den Wald gefressen haben! So eine Zeit wie die, in der Sie und Ihr Trupp hier waren, kommt nie wieder. Das wissen doch alle. Und zu dieser Zeit gehört nun auch mal das Glück der Frauen! Vielleicht gibt es sogar Kinderchen in Satowka … starke Kinderchen! Das wäre doch ein Erfolg!«
    »Mit Ihrer Moral möchte ich nicht diskutieren!« sagte Tassburg und trank den nächsten Schluck des heißen Schnapses mit Tee. »Das ist mir zu anstrengend!«
    »Und wäre verlogen!« Tigran setzte erfreut eine Schachfigur, denn er hatte bei Tassburg einen Fehler entdeckt. »Wer ist denn der erste Ihres Trupps hier im Dorf, der mit einem damals noch unverheirateten Mädchen ein Kind gezeugt hat, na? Schweigen Sie, Genosse! Gehen Sie in sich! In drei Zügen sind Sie matt …«
    So ging das Leben in Satowka dahin. Mit Schachspielen und Trinken, mit heimlicher Liebe in der Nacht, wenn Natalias warmer Körper an Michail kroch und ihr heißer Atem über sein Gesicht lief, oder auch mit den angedrohten Appellen, die die Männer mit einem verhaltenen Grinsen über sich ergehen ließen.
    Seit drei Tagen waren fünf der Weibchen im Einsatz, mit den anderen verhandelte Tigran noch und versprach ihnen die Hilfe des ganzen Dorfes einschließlich der Kirche, wenn sie wirklich ein Kindlein bekommen sollten.
    Der Pope hielt sogar fromme Sprüche bereit, zum Beispiel: »Der Schoß eines jeden Weibes sei fruchtbar …« Und am fünften Tag verriegelten auch die letzten Frauen ihre Haustür nicht mehr. Nun waren alle zufrieden, was Tigran mit mildem Lächeln zur Kenntnis nahm. Nach dem Sonntagsgottesdienst kauften die Witwen je eine große Kerze bei ihm und weihten sie dem heiligen Stephanus.
    »Sagte ich es nicht?« rief er am Abend beim Schachspiel mit Tassburg. »Ein wahrer Frieden liegt über Satowka! Das ist jedes Opfer wert! Was glauben Sie, Genosse Tassburg, wie es im Dorf aussähe, wenn ich nicht die glorreiche Idee gehabt hätte …«
    »Diese Vorstellung allein entschuldigt alles«, sagte Tassburg und lachte.
    »Prophylaxe ist die halbe Gesundheit!« Tigran Rassulowitsch starrte böse auf das Schachbrett. Heute verlor er. »Der Mensch beugt viel zuwenig vor …«
    Nach zehn Tagen tauchte dann der große Lastenhubschrauber über Satowka auf, von allen wie ein

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